Lange schien relativ klar: Wenn Kevin Fiala kommt, ist für Tyler Moy die WM gelaufen. Es lockte eine NHL-Linie mit Nico Hischier, Timo Meier und eben Fiala. Der Ostschweizer, der bei den LA Kings in der vergangenen Saison inklusive Playoffs 38 Tore schoss, wäre natürlich nochmals ein Upgrade gegenüber Rappi-Stürmer Moy. Und wie Nati-Trainer Patrick Fischer über diesen sagt: «Er ist keiner für die dritte oder vierte Linie.» Ersetzt Fiala den 29-Jährigen in der Toplinie, dürfte der am Ende wohl nur noch auf der Tribüne Platz nehmen.
Doch Moy hat beim 5:2-Sieg gegen Dänemark gezeigt, wie gut er in der ersten Linie mit Meier und Hischier funktionieren kann. Er erzielte zwei Tore und bereitete ein weiteres vor. Fischer gab nach dem Spiel zu, dass er nach dem Auftaktspiel gegen Tschechien bereits mit dem Gedanken gespielt hat, Moy in der ersten Linie durch Sandro Schmid zu ersetzen. «Zum Glück habe ich das nicht gemacht», sagte der Nati-Trainer nach dem Dänemark-Spiel mit einem Lachen.
So scheint es für den Moment, als könne Moy den Platz in der ersten Linie behaupten. Zumal Fischers System mit 13 Stürmern und sieben Verteidigern mehr Flexibilität zulässt. Er kann für gewisse Einsätze auch einen anderen Stürmer mit den beiden NHL-Stars aufs Eis schicken und tut dies auch regelmässig. Für Moy spricht zudem, dass er Rechtsschütze ist, während Hischier und Meier links schiessen. Er macht diese Linie so etwas unberechenbarer.
Doch wenn Moy seinen Platz in der ersten Linie behält, wo rückt Fiala dann in die Mannschaft? Fischer steht vor einer kniffligen Aufgabe, einen Platz zu finden, ohne das komplette Mannschaftsgefüge durcheinanderzubringen. Diese Optionen bieten sich dem Schweizer Nationaltrainer.
Vielleicht ignoriert Fischer doch alles oben geschriebene und ersetzt Tyler Moy in der ersten Linie durch Fiala. Da er den Rappi-Stürmer nicht als valable Option für die dritte oder vierte Linie sieht, muss dieser wohl auf die Tribüne weichen. Der Rest der Aufstellung bleibt in diesem Fall gleich. Diese Linie hat natürlich einen riesigen Reiz: Erstmals spielen die drei besten Schweizer NHL-Stürmer an einer A-WM zusammen.
Oder aber, Fischer gibt Moy doch einmal die Chance, sich in einer Bottom-Six-Rolle zu beweisen. Im letzten Testspiel gegen Tschechien hat er genau das getan und dank seiner Spielintelligenz keine schlechte Falle gemacht. In diesem Fall wäre wohl Ambühl überzählig und Moy würde abwechselnd mit Nicolas Baechler in der vierten Linie mit Schmid und Knak zum Einsatz kommen. So würde diese Sturmformation noch etwas mehr Torgefahr ausstrahlen.
Rückblende. Vor 13 Jahren spielten Denis Malgin und Kevin Fiala gemeinsam in der U17-Elite bei den ZSC Lions (übrigens war auch Verteidiger Jonas Siegenthaler Teil dieses Teams).
Eine Option für Fischer wäre es, die beiden mit dem dritten ZSC-Stürmer Sven Andrighetto wiederzuvereinigen. Diese Sturmlinie würde über extrem viel Spielwitz, Tempo und Feuerkraft verfügen. Fiala würde Damien Riat auf dem Flügel ersetzen, dank Malgin hätte diese Sturmlinie aber immer noch einen Rechtsschützen.
Riat hat zwar bislang gut mit den beiden ZSC-Stürmern harmoniert. Doch der Lausanner ist variabel genug, um ihn auch anderswo im Line-up bringen zu können. Er könnte sein Potenzial auch in der dritten oder vierten Linie ausspielen. Andres Ambühl, Nicolas Baechler oder sogar Gregory Hofmann wären in diesem Fall der überzählige Stürmer.
Patrick Fischer könnte sich auch an der griechischen Mythologie orientieren und ein dreiköpfiges Monster schaffen. Einer der Schweizer Stürmer, der an der WM bislang wenig überzeugen konnte, war Grégory Hofmann. Der Zuger hat zwar eine gute Vorbereitung gespielt (insbesondere mit einem Hattrick im Testspiel gegen Finnland), hat in Herning bisher aber kaum Akzente gesetzt.
Fiala könnte seine Rolle auf dem linken Flügel der dritten Linie mit Ken Jäger und Christoph Bertschy übernehmen und diese noch einmal aufwerten. Du magst dich jetzt fragen: Fiala in der dritten Linie, ist das nicht verschwendetes Talent? Nicht unbedingt. Wie schon erwähnt, bleibt Fischer auch während des Spiels flexibel mit seinen Sturmlinien. Es wäre durchaus möglich, Fiala auch ab und an mit Hischier und Meier auflaufen zu lassen und Moy eine kurze Pause zu gönnen. Durch solche Doppeleinsätze und allfällige Powerplay-Minuten (siehe weiter unten) hätte der LA-Stürmer am Ende des Spiels doch genügend Eiszeit erhalten.
Und für die gegnerischen Mannschaften wäre es noch schwieriger zu verteidigen. Mindestens drei Linien würden Torgefahr auf NHL-Niveau (Malgin und Andrighetto haben sich auch über Jahre in der NHL bewiesen) ausstrahlen. Während die bewährte vierte Linie wie gewohnt rumpeln kann. Vielleicht kommt Hofmann statt Ambühl in der Rolle des 13. Stürmers als Powerplay-Option zum Einsatz.
Das Debüt von Kevin Fiala dürfte auch Änderungen im Powerplay mit sich bringen. Bislang bestand die erste Formation aus Hischier, Meier, Malgin, Andrighetto und Verteidiger Dean Kukan. In der zweiten Formation spielten zumeist Moy, Hofmann, Schmid, Ambühl sowie als Verteidiger Janis Moser oder Andrea Glauser. In Überzahl dürfte Fischer wohl in der ersten Formation auf eine geballte Ladung NHL-Power setzen. Doch bricht er dafür die eingespielte ZSC-Genialität auseinander?
Malgin, Andrighetto und Kukan spielten schon die gesamte National-League-Saison gemeinsam Powerplay und haben eine unfassbare Chemie. Für alle hat es mit Fiala und den anderen NHL-Stars im Powerplay aber keinen Platz mehr. Stattdessen könnte er auf ein NHL-Powerplay und ein erweitertes ZSC-Powerplay setzen.
Wie das am Ende genau aussieht, hängt natürlich davon ab, wie Fischer grundsätzlich aufstellt: Spielt Moy? Kommt Hofmann zum Einsatz? Muss Ambühl tatsächlich auf die Tribüne? Aber am Ende könnten die Powerplay-Formationen wie folgt aussehen.
In der ersten Formation wären die Rollen ziemlich klar verteilt: Meier sorgt vor dem Tor für Unruhe und Ablenker und versenkt Abpraller. Moy ist als Rechtsschütze als Sniper auf der linken Seite prädestiniert. Dank seiner Spielintelligenz und Übersicht, ist Hischier perfekt für den Bumper-Spot in der Mitte. Fiala und Moser lenken das Spiel von hinten und auf der Seite.
Bei der zweiten Formation gibt es mehr Fragezeichen. Malgin (Spielmacher), Andrighetto (Sniper) und Kukan wären natürlich gesetzt. Ken Jäger wäre mit seiner Physis eine gute Option vor dem Tor, Schmid mit seinem Spielwitz als Bumper. Aber eben: Es gäbe auch andere Optionen: Malgin mit seiner Genialität als Bumper, dafür Riat oder allenfalls Hofmann mit Andrighetto auf den Flügeln. Oder halt eben doch wieder mit «Chrampfer» Andres Ambühl direkt im Slot, der dort wühlt und stochert. Vielleicht drängt sich aber auch Powerstürmer Simon Knak für eine Rolle in Überzahl auf.
Man sieht: Optionen gibt es viele. Und allfällige Sorgen von Patrick Fischer, wie das Line-up mit dem Dazustossen von Kevin Fiala jetzt aussehen soll, sind fast schon Luxusprobleme.
Riat ist flexibel und kann in der 3. Linie spielen.
Hofmann ist ein Schillerfalter der in der NLA Qualifikation und den Nati Vorbereitungsspielen glänzt und wenn es härter wird in den Playoffs und an der WM komplett abtaucht. Genau darum hat er sich in der NHL nicht durchgesetzt.
Also ganz einfach, Fiala rein, Hofmann raus und noch den Fora durch Egli ersetzen, dann kommt das sehr gut!