Einmal mehr endet die Saison der New Jersey Devils in einer leisen Enttäuschung. Nachdem sie sich in der Regular Season gerade noch so über die Ziellinie gerettet haben (mit 91 Punkten waren sie gemeinsam mit Montreal das schwächste Team in den Playoffs), waren sie in der Serie gegen Carolina am Ende chancenlos.
Mit einem 1:4 in der ersten Runde verabschiedet sich die Mannschaft von Sheldon Keefe in die Ferien. Auch wenn es für das Scheitern gute Gründe gibt, so wirft die Saison einige Fragen auf. Wir versuchen, diese zu beantworten.
Diese Frage bewegt natürlich die meisten Schweizer Hockey-Fans, wenn ein NHL-Team mit Schweizern in den Playoffs ausscheidet. Nico Hischier, Timo Meier und Jonas Siegenthaler wären eine grosse Verstärkung für das Team von Patrick Fischer, das bislang ohne Unterstützung aus Nordamerika auskommen muss.
Die Frage lässt sich allerdings noch kaum ernsthaft beantworten. Im Normalfall sind die Schweizer NHL-Söldner bei einer WM immer am Start, sofern es der Gesundheitszustand oder die Vertragssituation zulässt. In den nächsten Tagen wird auskommen, ob Hischier und Meier gesund sind, oder ob sie sich während der Playoffs mit Verletzungen herumgeschlagen haben, die eine WM-Teilnahme verunmöglichen.
Unwahrscheinlich scheint eine WM für Jonas Siegenthaler. Der Verteidiger hat in den Playoffs zwar sein Comeback gefeiert nach einer Unterkörperverletzung, die eine Operation nötig machte. Doch es scheint, als hätten die Devils den bald 28-Jährigen etwas früher als geplant zurückgeholt, um auf diverse andere Verletzungen in der Verteidigung zu reagieren. Eigentlich sollte Siegenthaler nur in einer reduzierten Rolle zum Einsatz kommen, er spielte aber in der Nacht auf heute mehr als 30 Minuten. Gut möglich, dass ihm die Devils keine Freigabe für die WM erteilen, sondern ihm auftragen, sich für die nächste Saison komplett zu erholen.
Oben erwähnte ich, dass es gute Gründe für das Scheitern der Devils gibt: Verletzungen. Insbesondere die Verteidigung wurde vor und während der Playoffs richtiggehend durch den Fleischwolf gedreht. Neben Siegenthaler fiel auch Nummer-1-Verteidiger Dougie Hamilton für das letzte Drittel der Regular Season aus. Er kam zwar auf die Playoffs zurück, war aber ebenfalls noch nicht hundertprozentig gesund.
In den Playoffs fielen mit Luke Hughes, Brenden Dillon und Jonathan Kovacevic drei weitere Verteidiger komplett aus. Brett Pesce war zudem wie Siegenthaler und Hamilton angeschlagen, aber er biss sich durch. Das heisst zusammengefasst: Alle sechs ursprünglichen Stammverteidiger der Devils waren in den Playoffs zumindest angeschlagen oder fielen gar ganz aus.
#NJDevils starting 6 defensemen:
— Daniel Amoia (@daniel_amoia) April 29, 2025
Pesce - Battling through injury
Siegenthaler - Battling through injury
Kovacevic - Injured, out
Dillon - Injured, out
Hughes - Injured, out
Hamilton - Initially ruled out through Rd. 1, came back & may not be 100%
Brutal. https://t.co/hOdMU4MIAL
Daneben mussten die Devils auch zum wiederholten Mal auf Starstürmer Jack Hughes verzichten. Der bald 24-Jährige verletzte sich Anfang März an der Schulter und musste sich einer Operation unterziehen. Es war das neunte Mal in seiner sechsjährigen NHL-Karriere, dass der Center Spiele wegen einer Verletzung verpasste. Zum dritten Mal ist es die Schulter, die ihm Probleme bereitet.
Das dürfte den Devils grosse Sorgen machen. Einerseits besteht nach jeder Verletzung die Frage, wie gut der Spieler sich davon wieder erholt – insbesondere wenn es mehrfach den gleichen Körperteil betrifft. Andererseits hat Hughes noch nie eine Saison gänzlich ohne Blessur überstanden.
New Jersey braucht das offensive Talent des Superstars (11 Punkte aus 12 Spielen in den Playoffs 2023) unbedingt, um im Kampf um den Stanley Cup eine ernsthafte Chance zu haben. Vielleicht sollten die Devils die Arbeit des eigenen medizinischen Personals mal hinterfragen. Klar, hinter verletzungsbedingten Ausfällen steckt immer auch Pech. Doch schon oft haben Spieler in New Jersey mit Verletzungen weitergespielt, was hinterher für noch grössere Probleme sorgte.
Moment, Quinn Hughes? Bei New Jersey spielen doch nur dessen Brüder Jack und Luke. Ja, aber die Zukunft von Quinn in Vancouver ist mehr als nur unsicher. Die Canucks haben sich in dieser Saison durch die Posse um Elias Pettersson und J.T. Miller selbst demontiert und die Playoffs deutlich verpasst. Die Zeichen in der westkanadischen Stadt stehen eher wieder auf Rebuild – und darauf hat Hughes, einer der besten Verteidiger der Liga, offenbar keine Lust.
Selbst Jim Rutherford, General Manager der Vancouver Canucks, hat vor rund einer Woche zugegeben: «Er möchte mit seinen Brüdern spielen, das liegt dann nicht in unserer Kontrolle.» Seit gestern ist zudem klar, dass Trainer Rick Tocchet die Canucks verlassen wird. Und im Zuge dessen gab es wieder Unruhe um Quinn Hughes, der ein gutes Verhältnis zu Tocchet pflegte. Jim Rutherford sagte an der Pressekonferenz: «Ich hoffe, er ist am Golfen. Normalerweise ruft er mich sofort zurück, aber ich habe ihn direkt nach dem Gespräch mit Tocchet angerufen und noch nichts von ihm gehört.»
Jim Rutherford called Quinn Hughes to discuss Rick Tocchet but he hasn't heard back from the captain just yet.
— CanucksArmy (@CanucksArmy) April 29, 2025
Hughes and Tocchet had a close relationship per Rutherford. pic.twitter.com/MaUiZ8r9Lr
Doch wäre ein Wechsel zu den Devils überhaupt machbar? Quinn Hughes' Vertrag bei den Canucks läuft noch bis Sommer 2027, bei einem Cap Hit von 7,85 Millionen US-Dollar pro Jahr. Die Devils haben momentan etwas über 12 Millionen an Cap Space für die nächste Saison und Handlungsbedarf gerade in den hinteren Linien (siehe nächster Punkt). Um einen Quinn-Hughes-Trade zu ermöglichen, müssten wohl entweder Stürmer Ondrej Palat (6 Mio. pro Jahr bis 2027) oder Verteidiger Dougie Hamilton (9 Mio. pro Jahr bis 2028) irgendwohin abgeschoben werden.
Wie oben bereits erwähnt, besteht bei den Devils gerade in den Bottom Six (3. und 4. Sturmlinie) Handlungsbedarf. Die Verträge von Tomas Tatar, Nathan Bastian, Curtis Lazar, Cody Glass, Justin Dowling, Nolan Foote und Daniel Sprong laufen aus. Viele von ihnen haben enttäuscht, weshalb noch unklar ist, wer mit einer Vertragsverlängerung rechnen darf.
Zu den Enttäuschungen zählen auch Dawson Mercer (36 Punkte in 82 Spielen), Ondrej Palat (28 Punkte in 77 Spielen) und Erik Haula (21 Punkte in 69 Spielen). Sie haben aber allesamt noch laufende Verträge. Neben ihnen und wohl Cody Glass, der als Neuling nach der Trade-Deadline überzeugt hat, dürften die hinteren Sturmlinien der Devils aber ein etwas anderes Gesicht erhalten.
General Manager Tom Fitzgerald muss dort für zweierlei Qualität sorgen. Einerseits brauchen die Devils offensive Feuerkraft (Tore und Assists) auch von diesen hinteren Linien. Andererseits braucht es auch eine gute defensive Shutdown-Linie, um die gegnerischen Stars auszubremsen, damit diese Aufgabe nicht immer der Top-Linie um Nico Hischier zufällt und deren eigene Offensivproduktion hemmt. Theoretisch wäre Pius Suter (ab Juli vertragslos) da genau der richtige Mann. Der Zürcher bringt beides mit, ist für New Jerseys Cap-Situation aber vielleicht auch etwas zu teuer. Trotzdem: Vielleicht wächst das Schweizer Kontingent bei den «Swiss Devils» im Sommer ja noch weiter an.
Sheldon Keefe hat seine erste Saison als Trainer der New Jersey Devils hinter sich. Und wie in vier seiner fünf Jahre zuvor bei den Toronto Maple Leafs hat er es auch hier nicht geschafft, eine Playoff-Serie zu gewinnen. Wie gesagt, es gibt gute Gründe: Ohne auch nur einen einzigen gesunden Stammverteidiger ist es wohl nahezu unmöglich, eine NHL-Playoff-Serie zu gewinnen.
Trotzdem wird sich der 44-Jährige einige Fragen gefallen lassen müssen. Keefe hat es zwar geschafft, die Defensive der Devils etwas zu stabilisieren, allerdings hat er dadurch auch die zuvor elektrisierende Offensive mehrheitlich neutralisiert. Er hat es nicht geschafft, aus jungen Talenten wie Mercer oder Simon Nemec das Maximum herauszuholen oder alten Haudegen wie Palat und Tatar neuen Elan einzuhauchen.
Und dann ist da die Frage nach den Special Teams: Die Serie gegen Carolina verlor New Jersey in Über- und Unterzahl. Bei 5 gegen 5 lag das Torverhältnis in den fünf Spielen bei 10:9 für New Jersey. Doch die Devils schossen kein einziges Powerplay-Tor, während sie deren sechs sowie einen Shorthander kassierten. Angesichts der Tatsache, dass Keefes Mannschaft in der Regular Season über das zweitbeste Unterzahlspiel und das drittbeste Powerplay der Liga verfügte, ist das eine seltsame Entwicklung.
Aber auch keine neue: Schon bei Toronto waren unter Keefe die Special Teams in der Regular Season oft überragend, um dann in den Playoffs unbrauchbar zu werden. Natürlich hat der 44-jährige Cheftrainer da nicht die alleinige Verantwortung, doch ein gewisses Muster ist zu erkennen. Zu einem Trainerwechsel wird es in New Jersey aber noch nicht kommen. Keefes Vertrag läuft noch bis 2028 und der neue Chef hat sich mindestens noch eine weitere Chance auf Playoff-Erfolg – hoffentlich mit einem gesunden Kader – verdient.