Während die NHL-Saison mit den Playoffs in die ganz heisse Phase steigt, dürften sich die Augen vieler Hockey-Fans in Kanada auch nach London, Ontario richten. Dort hat gestern Dienstag nämlich die Gerichtsverhandlung im Fall des mutmasslichen sexuellen Missbrauchs einer jungen Frau durch fünf Spieler von Kanadas U20-Weltmeistermannschaft von 2018 begonnen.
Michael McLeod, Dillon Dubé, Cal Foote, Carter Hart und Alex Formenton, der bis zur offiziellen Anklage auch zwei Jahre in Ambri-Piotta spielte, erschienen am Dienstagmorgen vor Gericht. Dort wurden dann aber erst einmal die Formalitäten geregelt.
Zuerst ging es darum, die Jury zu bestimmen. Über 100 Kandidaten wurden befragt, um herauszufinden, ob sie auf die eine oder andere Seite voreingenommen sind. Am Ende bestimmte das Gericht 14 Juroren – elf Frauen und drei Männer –, die am Ende über diesen Fall entscheiden. Richterin Maria Carroccia betonte, wie wichtig es sei, dass niemand in der Jury eine Verbindung zu den Angeklagten, der Anklägerin oder den Zeugen hat. Sie bat die Jury zudem, den Fall nicht auf eigene Faust zu recherchieren.
Danach stellten die Anwälte eine Liste von möglichen Zeugen zusammen. Darauf sind Freunde des mutmasslichen Opfers, Anwälte von der Rechtsfirma, die im Juni 2018 eine erste, vom kanadischen Hockey-Verband angeordnete Untersuchung vornahm, aber auch mehrere andere Spieler von der U20-Nati von 2018. Einige von ihnen – Cale Makar, Robert Thomas, Jonah Gadjovich, Drake Batherson, Taylor Raddysh und Sam Steel – sind derzeit noch in den Playoffs involviert und würden wohl per Videoschaltung aussagen.
McLeod, Dubé, Foote, Hart und Formenton sind wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt. Den fünf Spielern wird vorgeworfen, im Sommer 2018 eine damals 20-jährige Frau nach einer Gala des kanadischen Eishockeyverbands in einem Hotelzimmer mehrfach sexuell missbraucht zu haben. Gestern haben alle fünf Spieler auf unschuldig plädiert.
Heute Mittwoch gehen die Gerichtsverhandlungen weiter. Die Anklage wird ihren Fall der Jury vorstellen und dann erste Zeugen aufrufen. Der Prozess soll acht Wochen dauern. (abu)