Sport
Eishockey

Swisscom und UPC streiten auf Kosten der Schweizer Sportfans

ARCHIV --- ZUR MELDUNG, DASS DIE WEKO FUER SWISSCOM EINE HOHE BUSSE FORDERT, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILD ZUR VERFUEGUNG --- Un cameraman de la television, TV, Teleclub filme la rencontre de footb ...
Teleclub-Kamera in der Super League: Die Hockey-Rechte hat der Pay-TV-Sender verloren.Bild: KEYSTONE

Spektakulärer Streit um TV-Rechte – auf Kosten der Schweizer Sportfans

Nun rockt es im TV- und Kabelnetzbetreiber-Markt. Die Swisscom versucht auf dem Rechtsweg doch noch an die Hockey-TV-Bilder von «MySports» heranzukommen. Das Vergnügen, Schweizer Fussball- UND Hockeyfan zu sein, wird doppelt so teuer.
12.04.2017, 18:3213.04.2017, 08:48
Folge mir
Mehr «Sport»

Im letzten Sommer hat die Kabelnetzbetreiberin UPC von Swiss Ice Hockey die Rechte an den nationalen Meisterschaften für fünf Jahre bis 2022 erworben – für durchschnittlich 35 Millionen Franken pro Saison. Eine absolute Rekordsumme. Um die TV-Bilder aufzuarbeiten, ist der Sportsender «MySports» mit Programmleiterin Steffi Buchli gegründet worden. Die Swisscom (*) – mit Teleclub – ging leer aus und hat jetzt «nur» noch die Möglichkeit, ihren Kunden die nationale Fussballmeisterschaft anzubieten.

Nun hat die Swisscom bei der Wettbewerbskommission (WEKO), der Gralshüterin der freien Marktwirtschaft, gegen UPC eine Klage eingereicht (welche watson vorliegt). Sie sieht Anhaltspunkte eines Missbrauches einer marktbeherrschenden Stellung der UPC gem. Art. 27 des Kartellgesetzes und verlangt eine Untersuchung. UPC sei zu verpflichten, allen TV-Plattformen in der Schweiz (einschliesslich der Swisscom-TV-Plattformen) zu nicht-diskriminierenden Bedingungen Zugang zum gesamten Angebot von «MySports» (also den Hockey-Rechten) zu gewähren. Und zwar subito per einstweiliger Verfügung. So könnte Teleclub die Hockey-Meisterschaftsspiele wieder übertragen.

Auszug aus der Klage.
Auszug aus der Klage.bild: watson

Absurde Ausgangslage

Dieses Rechtsbegehren ist hoch brisant. Denn zurzeit wehrt sich die Swisscom gegen eine Busse der WEKO in der Höhe von 71,8 Millionen Franken. Weil die Swisscom in der Vergangenheit ihrerseits ihre marktbeherrschende Stellung im Bereich der TV-Rechte für nationalen und internationalen Fussball sowie für die nationale Eishockey-Meisterschaft missbraucht und die TV-Bilder beispielsweise UPC vorenthalten und diese geklagt hatte.

Swisscom hält UPC also die gleichen Sünden vor, die sie gemäss der WEKO-Busse selber begangen hat. Bekäme sie nun mit ihrem neusten Rechtsbegehren recht, wäre auch die Busse von etwas mehr als 70 Millionen Franken kaum mehr abzuwenden. Eine verrückte Ausgangslage.

UPC argumentiert unter anderem, dass ihre Marktposition bei weitem nicht so marktbeherrschend sei wie damals jene der Swisscom. Sie halte ja nicht einmal die vollständigen nationalen Hockey-Rechte. Die Swisscom könne künftig immer noch den Cup-Wettbewerb, die Champions Hockey League und die nordamerikanische NHL übertragen.

Dec 6, 2016; Dallas, TX, USA; Calgary Flames right wing Garnet Hathaway (64) checks Dallas Stars right wing Brett Ritchie (25) into a video cameraman during the third period at the American Airlines C ...
Nah dran: Swisscom hält weiterhin die Rechte an der NHL.Bild: usa today sports

Kompromiss scheint ausgeschlossen

Die Auseinandersetzung zeigt, wie wichtig für Swisscom und UPC die Sportübertragungen zur Kundenbindung geworden sind und wie unerbittlich die Konkurrenz ist. Ein Kompromiss – Swisscom überlässt UPC Fussball-TV-Bilder, UPC ermöglicht im Gegenzug der Swisscom, weiterhin Hockey-Spieler auf ihren TV-Plattformen zu übertragen – kann inzwischen ausgeschlossen werden.

Das bedeutet für den Sportfan, der nächste Saison weiterhin die nationale Eishockey- und Fussballmeisterschaft vollumfänglich (alle Spiele) live sehen will, nun Kunden von beiden Kabelnetzbetreibern – also von Swisscom und von UPC – werden muss. Was technisch Schwierigkeiten bereiten könnte. Das Vergnügen, ein Schweizer Fussball- UND Hockeyfan zu sein, wird also doppelt so teuer. Ein spektakulärer Rechtsstreit auf Kosten der TV-Sport-Fans.

* = Der Autor bot der Swisscom keine Möglichkeit zur Stellungnahme. Nachfolgend deshalb die Ausführungen der Swisscom zum Thema.

Anzeige bei der Weko: Swisscom kämpft für ihre Eishockey-Fans

UPC überträgt ab der kommenden Saison 2017/2018 bis zu den Play-offs die Spiele der Schweizer Eishockey Ligen. Ein Angebot zur Aufschaltung des Signals hat UPC jedoch nur den Schweizer Kabelnetzbetreibern unterbreitet. Damit würde Swisscom als einziger Anbieter und mit ihm sämtliche 1,48 Millionen Haushaltungen mit Swisscom TV (Stand Ende 2016) künftig von den Live-Übertragungen des Rechteinhabers ausgeschlossen werden. Damit würde sich die heutige Situation markant verändern, bei der der bisherige Rechteinhaber Teleclub eine Übertragung in sämtliche Netze sicherstellte – egal ob IPTV, grosse Kabelnetze oder kleine Gemeinschaftsantennen. Swisscom kämpft dafür, dass ihre Kunden künftig nicht auf das Schweizer Liga-Eishockey verzichten müssen und reichte darum bei der Wettbewerbskommission (Weko) eine Anzeige ein.

Swisscom spielt Fairplay: Alle Sportübertragungen in allen HaushaltungenTeleclub als Rechteinhaber der Fussballübertragungen hat ihrerseits bereits im letzten Jahr sämtlichen Schweizer TV-Plattformanbietern ein Angebot zur Aufschaltung des vollständigen Sportangebots gemacht. Allerdings haben die Kabelnetzbetreiber bislang darauf verzichtet, davon Gebrauch zu machen. Vor zehn Jahren hat Swisscom aus dem Nichts eine umfassende Eishockey-Redaktion aufgebaut und damit Eishockey auch in der Schweiz als Fernsehsportart etabliert.

Mit Sicherheit aber profitiert der Swisscom-TV-Kunde und/oder Teleclub Abonnent vom ausgeweiteten Eishockey-Programmangebot mit den Spielen der National Hockey League (NHL), der Champions Hockey League sowie, ab der kommenden Saison, dem Swiss Ice Hockey Cup. Im Mai wird zudem erstmals die IIHF Eishockey-Weltmeisterschaft live auf Teleclub und Swisscom TV übertragen.

Hintergrundinformation:

Insgesamt verfügt Teleclub über die Rechte für 30 verschiedene Wettbewerbe, darunter ist auch ein gewichtiges Eishockeyportfolio mit der NHL oder dem Swiss Eishockey Cup. Teleclub ist seit Frühling 1982 auf Sendung und überträgt seit 2006 Schweizer Live-Sport. Die Übertragungen waren von Anfang mehrheitlich nicht nur bei Swisscom TV, sondern auch in sämtlichen Kabelnetzen zu sehen. Damit die Sportinhalte von Teleclub selbst in kleinen Kabelnetzen empfangen werden können, verfügt Teleclub seit Jahrzehnten über ein ausgeklügeltes, engmaschiges Distributionssystem. Denn für viele kleine Netze – von denen es in der Schweiz immer noch eine dreistellige Zahl gibt – ist das Anbieten eines eigenen Pay-TV schwierig.

Die 10 schlechtesten Symbolbilder von Menschen, die Fussball im TV schauen

1 / 13
Die 10 schlechtesten Symbolbilder von Menschen, die Fussball im TV schauen
Der 08/15-Fussballfan ist dick, weil er während des Spiels zwei Schalen Chips, drei Hamburger und einen Berg Donuts verdrückt und dazu Cola trinkt.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
53 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Scrj1945
12.04.2017 22:43registriert März 2016
Swisscom soll doch ganz ruhig sein. Wer hat den in den letzten jahren die rechte zurückbehalten. Nur schon weil sie die rechte am NLB final hatten, es nicht gezeigt hatte, aber die rechte blockierte, find ich es eine frechheit
11812
Melden
Zum Kommentar
avatar
chris7758
12.04.2017 19:34registriert Dezember 2015
swisscom klagt die ucp wegen marktbeherrschender stellung an? eine witzbude diese swisscom. ausgerechnet sie, die jahrelang ein monopol hatte und ihre kunden schröpfte und es immer noch tut. stichwort "roaming". hoffentlich erleidet ihre klage schiffbruch - ausser der filz und das geschmiere spielt wieder.
12327
Melden
Zum Kommentar
avatar
Blitzableiter
12.04.2017 20:15registriert Oktober 2015
Na dann tschüss mit dem Teleclub Abo. Und tschüss Swisscom, sofern überhaupt UPC bei mir geht. Nach dem was ich gesehen käme mir UPC aber teurer als die Swisscom. Also werd ich in Zukunft wohl wieder öfters live an die Hockey Spiele gehen.
794
Melden
Zum Kommentar
53
Olympia in Paris war sein Ziel: Marathonläufer Adrian Lehmann ist gestorben

Der Marathonläufer Adrian Lehmann ist an den Folgen des Herzinfarkts, den er in der Vorbereitung auf den Zürich-Marathon erlitt, am Samstagabend verstorben. Dies bestätigt Swiss Athletics.

Zur Story