Im letzten Sommer hat die Kabelnetzbetreiberin UPC von Swiss Ice Hockey die Rechte an den nationalen Meisterschaften für fünf Jahre bis 2022 erworben – für durchschnittlich 35 Millionen Franken pro Saison. Eine absolute Rekordsumme. Um die TV-Bilder aufzuarbeiten, ist der Sportsender «MySports» mit Programmleiterin Steffi Buchli gegründet worden. Die Swisscom (*) – mit Teleclub – ging leer aus und hat jetzt «nur» noch die Möglichkeit, ihren Kunden die nationale Fussballmeisterschaft anzubieten.
Nun hat die Swisscom bei der Wettbewerbskommission (WEKO), der Gralshüterin der freien Marktwirtschaft, gegen UPC eine Klage eingereicht (welche watson vorliegt). Sie sieht Anhaltspunkte eines Missbrauches einer marktbeherrschenden Stellung der UPC gem. Art. 27 des Kartellgesetzes und verlangt eine Untersuchung. UPC sei zu verpflichten, allen TV-Plattformen in der Schweiz (einschliesslich der Swisscom-TV-Plattformen) zu nicht-diskriminierenden Bedingungen Zugang zum gesamten Angebot von «MySports» (also den Hockey-Rechten) zu gewähren. Und zwar subito per einstweiliger Verfügung. So könnte Teleclub die Hockey-Meisterschaftsspiele wieder übertragen.
Dieses Rechtsbegehren ist hoch brisant. Denn zurzeit wehrt sich die Swisscom gegen eine Busse der WEKO in der Höhe von 71,8 Millionen Franken. Weil die Swisscom in der Vergangenheit ihrerseits ihre marktbeherrschende Stellung im Bereich der TV-Rechte für nationalen und internationalen Fussball sowie für die nationale Eishockey-Meisterschaft missbraucht und die TV-Bilder beispielsweise UPC vorenthalten und diese geklagt hatte.
Swisscom hält UPC also die gleichen Sünden vor, die sie gemäss der WEKO-Busse selber begangen hat. Bekäme sie nun mit ihrem neusten Rechtsbegehren recht, wäre auch die Busse von etwas mehr als 70 Millionen Franken kaum mehr abzuwenden. Eine verrückte Ausgangslage.
UPC argumentiert unter anderem, dass ihre Marktposition bei weitem nicht so marktbeherrschend sei wie damals jene der Swisscom. Sie halte ja nicht einmal die vollständigen nationalen Hockey-Rechte. Die Swisscom könne künftig immer noch den Cup-Wettbewerb, die Champions Hockey League und die nordamerikanische NHL übertragen.
Die Auseinandersetzung zeigt, wie wichtig für Swisscom und UPC die Sportübertragungen zur Kundenbindung geworden sind und wie unerbittlich die Konkurrenz ist. Ein Kompromiss – Swisscom überlässt UPC Fussball-TV-Bilder, UPC ermöglicht im Gegenzug der Swisscom, weiterhin Hockey-Spieler auf ihren TV-Plattformen zu übertragen – kann inzwischen ausgeschlossen werden.
Das bedeutet für den Sportfan, der nächste Saison weiterhin die nationale Eishockey- und Fussballmeisterschaft vollumfänglich (alle Spiele) live sehen will, nun Kunden von beiden Kabelnetzbetreibern – also von Swisscom und von UPC – werden muss. Was technisch Schwierigkeiten bereiten könnte. Das Vergnügen, ein Schweizer Fussball- UND Hockeyfan zu sein, wird also doppelt so teuer. Ein spektakulärer Rechtsstreit auf Kosten der TV-Sport-Fans.
Anzeige bei der Weko: Swisscom kämpft für ihre Eishockey-Fans
UPC überträgt ab der kommenden Saison 2017/2018 bis zu den Play-offs die Spiele der Schweizer Eishockey Ligen. Ein Angebot zur Aufschaltung des Signals hat UPC jedoch nur den Schweizer Kabelnetzbetreibern unterbreitet. Damit würde Swisscom als einziger Anbieter und mit ihm sämtliche 1,48 Millionen Haushaltungen mit Swisscom TV (Stand Ende 2016) künftig von den Live-Übertragungen des Rechteinhabers ausgeschlossen werden. Damit würde sich die heutige Situation markant verändern, bei der der bisherige Rechteinhaber Teleclub eine Übertragung in sämtliche Netze sicherstellte – egal ob IPTV, grosse Kabelnetze oder kleine Gemeinschaftsantennen. Swisscom kämpft dafür, dass ihre Kunden künftig nicht auf das Schweizer Liga-Eishockey verzichten müssen und reichte darum bei der Wettbewerbskommission (Weko) eine Anzeige ein.
Swisscom spielt Fairplay: Alle Sportübertragungen in allen HaushaltungenTeleclub als Rechteinhaber der Fussballübertragungen hat ihrerseits bereits im letzten Jahr sämtlichen Schweizer TV-Plattformanbietern ein Angebot zur Aufschaltung des vollständigen Sportangebots gemacht. Allerdings haben die Kabelnetzbetreiber bislang darauf verzichtet, davon Gebrauch zu machen. Vor zehn Jahren hat Swisscom aus dem Nichts eine umfassende Eishockey-Redaktion aufgebaut und damit Eishockey auch in der Schweiz als Fernsehsportart etabliert.
Mit Sicherheit aber profitiert der Swisscom-TV-Kunde und/oder Teleclub Abonnent vom ausgeweiteten Eishockey-Programmangebot mit den Spielen der National Hockey League (NHL), der Champions Hockey League sowie, ab der kommenden Saison, dem Swiss Ice Hockey Cup. Im Mai wird zudem erstmals die IIHF Eishockey-Weltmeisterschaft live auf Teleclub und Swisscom TV übertragen.
Hintergrundinformation:
Insgesamt verfügt Teleclub über die Rechte für 30 verschiedene Wettbewerbe, darunter ist auch ein gewichtiges Eishockeyportfolio mit der NHL oder dem Swiss Eishockey Cup. Teleclub ist seit Frühling 1982 auf Sendung und überträgt seit 2006 Schweizer Live-Sport. Die Übertragungen waren von Anfang mehrheitlich nicht nur bei Swisscom TV, sondern auch in sämtlichen Kabelnetzen zu sehen. Damit die Sportinhalte von Teleclub selbst in kleinen Kabelnetzen empfangen werden können, verfügt Teleclub seit Jahrzehnten über ein ausgeklügeltes, engmaschiges Distributionssystem. Denn für viele kleine Netze – von denen es in der Schweiz immer noch eine dreistellige Zahl gibt – ist das Anbieten eines eigenen Pay-TV schwierig.