Heute Abend um 21 Uhr Schweizer Zeit schliesst das Transferfenster in der NHL. Doch wie so oft gingen die grossen Deals schon in den Tagen zuvor über die Bühne – und einer davon erschüttert eine ganze Stadt. Die Pittsburgh Penguins tradeten Jake Guentzel zu den Carolina Hurricanes und läuten damit wohl eine neue Ära beim fünffachen Stanley-Cup-Champion ein.
Zuerst wollen wir uns den Trade anschauen, der spät in der Nacht auf Freitag bekannt wurde.
Full trade:
— Pierre LeBrun (@PierreVLeBrun) March 8, 2024
Pittsburgh trades Jake Guentzel (25% retained) and Ty Smith to Carolina in exchange for Michael Bunting, Ville Koivunen, Vasili Ponomarev, Cruz Lucius, Carolina’s 1st RD pick in 2024 (Conditional) and Carolina’s 5th RD pick in 2024 (Conditional).
Die zwei Draft-Picks sind zudem an Bedingungen geknüpft. Erreichen die Carolina Hurricanes den Stanley-Cup-Final, wird aus dem Zweitrunden-Draftpick einer für die erste Runde. Und den Fünftrunden-Draftpick erhält Pittsburgh nur, wenn Carolina den Stanley Cup gewinnt.
Mit Guentzel verlieren die Penguins ihren zweitbesten Spieler der Saison und den einzigen Stürmer, der neben Sidney Crosby mehr als einen Punkt pro Spiel sammelt. Pittsburgh liegt aktuell auf dem zweitletzten Platz in der Metropolitan Division. Sechs Punkte beträgt der Rückstand auf einen Playoff-Platz. Das ist nicht die Welt, auch wenn es in der NHL für einen Sieg nur zwei Punkte gibt. Trotzdem ist das Zeichen von General Manager (GM) Kyle Dubas klar: Ein Rebuild steht bevor – wenn nicht in diesem Sommer, dann spätestens 2025.
In einem Rebuild geht es darum, das meist alternde, schwächer werdende Team abzureissen und mit neuen, jungen Spielern und Draft-Picks neu aufzubauen. Das hat in Pittsburgh besondere Konsequenzen, denn zu den alternden Spielern gehört auch Sidney Crosby. Der 36-Jährige hat rund die Hälfte seines Lebens als Captain der Penguins verbracht, die Mannschaft zu drei Stanley Cups geführt und ist in Kanada bereits eine lebende Hockey-Legende.
Die grosse Frage ist jetzt, was durch den anstehenden Rebuild der «Pens» mit Crosby passiert. Eigentlich wollte Kyle Dubas dem alternden Kern der Mannschaft rund um Crosby, Evgeni Malkin und Kris Letang noch ein letztes Hurra ermöglichen. Er verpflichtete im Sommer Ryan Graves von New Jersey für defensive Stabilität. Er nahm Noel Acciari direkt mit aus Toronto als physische Präsenz. Und Dubas landete den ganz grossen Fisch: Erik Karlsson stiess von den San Jose Sharks zu Pittsburgh für noch mehr offensive Power aus der Verteidigung.
Doch der Plan geht – wie wir mittlerweile wissen – nicht auf. Und jetzt lautet die grosse Frage: Was passiert mit Sidney Crosby? Sein Vertrag läuft im Sommer 2025 aus, wenige Wochen vor seinem 38. Geburtstag. Beendet er dann seine Karriere und bleibt für immer und ewig ein Pittsburgh Penguin? Oder will er anderswo noch einmal den Stanley Cup angreifen? Dass der Kanadier auch im fortgeschrittenen Sportleralter noch ein NHL-Star sein kann, beweist er auch dieses Jahr wieder mit derzeit 63 Skorerpunkten aus 61 Spielen.
NHL-Insider Chris Johnston sagte unlängst im «Steve Dangle Podcast»: «Persönlich denke ich, dass ‹Sid› seine Karriere in einem anderen Team fortsetzen sollte. Aber die Chance, dass er noch diesen Sommer getradet wird, beträgt wohl nur fünf Prozent.» Etwas wahrscheinlicher wäre ein Tauschgeschäft vor der Trade-Deadline im März 2025. Dann könnte er mit seinem auslaufenden Vertrag noch einmal in den Playoffs angreifen und danach entweder seine Karriere beenden oder doch wieder zu Pittsburgh zurückkehren.
Das mag nach Zukunftsmusik klingen, doch in den Köpfen der Penguins-Fans schwirren diese Gedanken sicher schon umher. In der Gegenwart schmerzt auch der Trade von Jake Guentzel, der ebenfalls ein Publikumsliebling war. Dieses Tauschgeschäft hat sich allerdings etwas angekündigt. Der Stürmer wird im Oktober 30 Jahre alt und sein Vertrag läuft diesen Sommer aus. Eine teure Vertragsverlängerung macht aufgrund von Pittsburghs Zukunft keinen Sinn, und so erhielt GM Dubas immerhin noch einige Prospects und Draft-Picks, statt Guentzel im Sommer gratis zu verlieren.
Ein Messer ins Herz der Fans ist der Trade deshalb auch vorwiegend aufgrund seiner weitergehenden Bedeutung. Mit dem Abgang von Guentzel ist der definitive Abgang vom Ende der Ära Crosby eingeläutet. Den Pittsburgh Penguins stehen wohl viele magere Jahre bevor.