Die Fan-Seele kocht im Hockey-Staat Minnesota. Mit einer deutlichen Klatsche gegen die Winnipeg Jets verabschiedeten sich die Wild zum zweiten Mal hintereinander in der ersten Runde der Stanley-Cup-Playoffs aus dem Titelrennen. Und das, obwohl sie in beiden Jahren eigentlich als Anwärter auf die Trophäe gegolten haben.
Erste Konsequenzen haben die Besitzer der Franchise bereits gezogen. General Manager (GM) Chuck Fletcher, der das Team seit 2009 verantwortete, erhält keinen neuen Vertrag mehr. Fletcher hatte die Wild zum regelmässigen Playoff-Teilnehmer geformt und unter anderem auch den Trade Nino Niederreiters von den New York Islanders nach St.Paul eingefädelt.
Doch zuletzt stagnierte das Team. Fletcher hat einige fragwürdige Entscheidungen getroffen, die früher oder später zum Problem werden. So hat der 50-Jährige 2012 mit den damaligen Teamstützen Zach Parise und Ryan Suter um 13 (!) Jahre bis 2025 verlängert. Beide werden bei Vertragsende 40 Jahre alt sein.
Es ist zwar menschlich gesehen schön, wenn ein Manager wichtigen Spielern so einen Vertrauensbeweis ausstellt. Aus sportlicher Sicht ist es allerdings fragwürdig. Parises Leistungen sind bereits seit drei Jahren rückläufig. Suter ist aktuell einer der besten Verteidiger der Liga, doch auch sein Kontrakt läuft noch sieben Jahre. Die beiden via Trade loszuwerden, ist aufgrund ihrer Vertragssituation kaum möglich.
Daneben musste Fletcher auch viel Kritik für seine Draft-Entscheidungen einstecken. 2015 hätte er die Möglichkeit gehabt, Brock Boeser (für Vancouver diese Saison 29 Tore, 26 Assists in 62 Spielen) zu draften. Stattdessen wählte man Joel Eriksson-Ek, der es in dieser Spielzeit in 75 Partien auf gerade mal sechs Tore und zehn Assists brachte.
"We’re not good enough right now. What I want is a new set of eyes and take a look at where our strengths and our weaknesses are. Somebody will come in that doesn’t feel an ownership to certain players...This is not a rebuild." — Craig Leipold pic.twitter.com/8JpGHm00Iy
— Minnesota Wild (@mnwild) 23. April 2018
Die Wild sind ein gutes Team. Aber sie sind nicht gut genug für einen langen Playoff-Run. Es fehlt ein Franchise-Spieler – ein so grosses Talent, das die ganze Mannschaft mitreissen kann. Zudem hat die Serie gegen die Jets auch gezeigt, dass Minnesota körperlich nicht mit den Spitzenteams mithalten kann.
Um diese Tatsache zu ändern, müsste das Team aus dem «State of Hockey» beim Entry Draft mal früh auswählen können. Doch das ist nicht so einfach. Besitzer Craig Leipold bestätigt gegenüber «The Athletic», dass man nicht gewillt sei, schlechte Saisons zu spielen, nur um im Draft besser dazustehen.
Also bleiben Trades als Alternative, um zu Draft-Picks zu kommen. Minnesota könnte versuchen, einige seiner gestandenen Spieler zu «opfern», um dafür bessere Draft-Rechte oder junge Talente zu bekommen. Zu den Namen, die für Trades genannt werden, gehören Matt Dumba, Jonas Brodin, Tyler Ennis, Jason Zucker, Charlie Coyle – oder Nino Niederreiter.
Der Churer hat eine schwierige Saison hinter sich. Drei Mal war er verletzt. In den Playoffs erzielte er keinen einzigen Skorerpunkt und blieb deutlich unter den Erwartungen. Doch es sind die guten Leistungen in den Jahren zuvor, die Niederreiter zum Verhängnis werden könnten.
Der Flügel gehört auf seiner Position zur erweiterten Ligaspitze. Viele Teams sähen einen Spieler wie ihn wohl gerne in ihren Reihen. Und das macht ihn für Minnesota wertvoll für Trades. Für «El Niño» dürften die Wild viel Gegenwert einfordern. Doch der 25-Jährige ist seit seiner Ankunft in St.Paul auch einer der absoluten Fan-Lieblinge und eines der Gesichter der Franchise. Da wird sich der neue GM zweimal überlegen, ob er so einen Spieler wirklich loswerden will.
Läuft Niederreiter also nächste Saison zum ersten Mal seit fünf Jahren für ein anderes Team als die Minnesota Wild auf? Derzeit scheint es noch unwahrscheinlich. Doch die Möglichkeit besteht.