Inhaltswarnung: Diese Story beschreibt Details eines angeblichen sexuellen Übergriffs.
Der Prozess rund um den mutmasslichen Missbrauchsfall zwischen mehreren Mitgliedern des kanadischen U20-Eishockey-Weltmeisterteams und einer jungen Frau im Sommer von 2018 geht in die heisse Phase. Das mutmassliche Opfer E. M., dessen Identität unter richterlichem Verschluss steht, sagte am Montag vor Gericht aus. Sie schilderte ihre Sicht der Geschehnisse an diesem 19. Juni 2018.
E. M. sagte aus, dass sie nach einer Nacht des Tanzens und Trinkens mit dem Eishockeyspieler Michael McLeod auf ein Hotelzimmer gegangen sei und einvernehmlichen Sex gehabt habe. Danach sei sie nackt im Bett gelegen, während McLeod sich wieder angezogen habe. Kurz darauf habe er das Zimmer wieder verlassen und zwei andere Männer seien hereingekommen. «Das hat mich schockiert», erklärte E. M.
From @rwesthead: E.M. testifies about night of alleged assaults at London hockey trial.
— TSN (@TSN_Sports) May 2, 2025
MORE: https://t.co/fkwpcGegYe pic.twitter.com/rPEylTEOy2
Die Frau führte aus, dass sie ins Badezimmer verschwunden sei und als sie wieder rauskam, hätten sich weitere junge Männer im Raum versammelt. Diese hätten ihr gesagt, sie solle sich auf den Boden legen, was sie verweigert hätte. In der Folge habe sich alles seltsam angefühlt: «Ich hatte das Gefühl, dass sich mein Geist von meinem Körper trennt. Ich erinnere mich nur daran, wie ich mir diese Nacht vorstelle. Mein Geist schwebte sozusagen in der oberen Ecke der Decke. Ich sah einfach zu, wie alles passierte. Es fühlte sich nicht so an, als hätte ich irgendeine Kontrolle, es fühlte sich nicht so an, als hätte ich eine Wahl gehabt.»
Im Zimmer habe sich auch eine Golfausrüstung befunden und die Spieler diskutierten, «mir Golfbälle in meine Vagina zu stecken», oder ob sie auch «einen ganzen Schläger nehmen» könne. Sie sei instruiert worden, sich selbst zu befriedigen und dabei zu stöhnen, und bei diversen der anwesenden Spieler Oralsex zu betreiben. Ein Spieler soll über ihr den Spagat gemacht und seine Geschlechtsteile in ihr Gesicht gedrückt haben.
«Ich habe abgeschaltet und meinen Körper machen lassen, um meine Sicherheit zu bewahren. Ich hatte das Gefühl, dass es am sichersten gewesen sei, ihnen zu geben, was sie wollten», sagte E. M. vor Gericht aus. Als sie einmal ins Badezimmer gegangen sei, sei ihr einer der Spieler, den sie später als Alex Formenton identifizierte, gefolgt. Er habe sie übers Waschbecken gebeugt und mit ihr Sex gehabt. Sie sei im Laufe des Abends auch mehrfach so hart auf den Hintern geschlagen worden, dass sie die Spieler anflehen musste, damit aufzuhören.
E. M. sagte aus, sie habe mehrfach versucht, sich anzuziehen und das Hotelzimmer zu verlassen. Aber jedes Mal habe einer der Spieler den Arm um sie gelegt, sie von der Tür weggeführt und ihr gesagt, sie solle noch bleiben. Sie sagte, sie habe sich übel gefühlt, aber sich nicht übergeben können. An einem gewissen Punkt habe sie zu weinen begonnen und einen Spieler gehört, wie er gesagt haben soll: «Oh, sie weint. Lasst sie nicht gehen.»
E.M. said she repeatedly tried to get dressed and leave the room during her alleged sexual assault by five members of Canada’s 2018 world junior team but when she did, one of the men in the room would put their arm around her and tell her to remain, moving her away from the door.…
— Rick Westhead (@rwesthead) May 5, 2025
Vor Gericht wurden auch zwei Videos abgespielt, in denen E. M. zu sehen ist, wie sie am gleichen Abend über den Vorfall spricht. Im zweiten Video ist zu sehen, wie sie sagt: «Das war alles einvernehmlich. Nimmst du mich auf? Okay, gut. Du bist so paranoid. Heilige Scheisse. Ich habe es genossen. Es war gut. Ich bin so nüchtern.» Die Anklägerin sagte, dass sie sich nicht mehr daran erinnere, diese Videos aufgenommen zu haben. «Ich sage, was sie von mir hören wollen. Ich glaube nicht, dass es wirklich widerspiegelt, wie ich mich gefühlt habe. Ich sehe mich betrunken. Ich sehe, wie er (McLeod) mich dazu zu bringen versucht, zu sagen, dass alles einvernehmlich war.»
McLeod soll sie im Verlauf des ganzen Vorfalls mehrfach dazu gedrängt haben, vor Kamera zu sagen, dass alles einvernehmlich gewesen sei. «Ich habe geweint, ich habe versucht, zu gehen. Ich denke, er weiss, dass es nicht einvernehmlich war.» Als die Mutter von E. M. später die Polizei kontaktierte, habe sich McLeod wieder bei ihr gemeldet und impliziert, dass eine Klage auch «Auswirkungen für dich» haben könnte. In der Folge soll E. M. geantwortet haben, dass sie einen Fehler gemacht habe und den Fall nicht weiter verfolgen werde. Darauf angesprochen sagte die Frau vor Gericht: «Ich habe ihm einfach gesagt, was er hören möchte, damit er mich in Ruhe lässt.»
Nach der Zeugenaussage von E. M. begann das Kreuzverhör von McLeods Anwalt David Humphrey. Dieser stellte die Behauptung auf, dass das mutmassliche Opfer das «Drama um den Übergriff» erfunden habe, weil sie sich schuldig gefühlt haben soll, da sie ihren Freund betrogen hätte.
E. M. sagte aus, dass sie ursprünglich nur wollte, dass der Fall dokumentiert werde und es zu einer Aussprache mit den beteiligten Spieler aufgrund ihres Fehlverhaltens komme. Als sie jedoch erfuhr, dass sich die Spieler hätten weigern können, mit der Polizei zu sprechen, sagte sie den Beamten, sie wolle eine vollständige Ermittlung mit einer möglichen Kriminalanklage.
Die angeklagten Spieler Michael McLeod, Dillon Dubé, Cal Foote, Carter Hart und Alex Formenton haben zu Beginn des Prozesses allesamt auf unschuldig plädiert. Es gilt die Unschuldsvermutung. Der Prozess soll noch rund fünf Wochen dauern. (abu)