Vor bald 25 Jahren verstarb Chad Silver. Er wurde am 3. Dezember 1998 im Alter von 29 Jahren leblos in seiner Wohnung aufgefunden. Er starb, wenige Tage nachdem er während eines Spiels mit dem Kopf auf das Eis geprallt war; es wurde ein Herzversagen festgestellt. Silver spielte damals für den ZSC, und bis diesen Sommer stand vor dem Zürcher Hallenstadion eine Statue zu Ehren des Kanadaschweizers. Neu steht die Statue ab dieser Saison vor der Swiss Life Arena und heute Abend findet dort das erste ZSC-Heimspiel der neuen Saison statt.
Silver spielte in der Schweiz für den HC Sierre, Gottéron, Zug, Herisau und den Zürcher SC. Manche Fans ehren in noch ein Vierteljahrhundert danach und platzierten bei Auswärtsspielen in Zürich, oder an Konzerten im Hallenstadion, eine Kerze, um an ihn zu gedenken. Nun also ist die Statue zurück vor einem Eishockeystadion. Ehemalige Weggefährten erinnern sich gerne an ihn und teilen ein paar aberwitzige Anekdoten dieses sehr beliebten und atypischen Eishockeyprofis, der viele Menschen tief berührte. Von Mario Rottaris, den Silver in Kanada zum Golfsport brachte, über Frédy Bobillier, der dank ihm Gitarre spielt, bis zu Colin Muller, der sagt: «Ich vermisse sein Lachen jeden Tag.»
Chad war ein Mensch mit einem tollen Charakter, der sich stets in den Dienst der Mannschaft stellte und sich nie für etwas zu schade war. Ich erinnere mich an zwei Situationen, Ende November und 1. Dezember 1998, die sich danach in meinem Kopf eingeprägt hatten. Ende November 1998 sassen wir nach einem harten Training in der Garderobe nebeneinander, unsere Mannschaft befand sich zu diesem Zeitpunkt an der Tabellenspitze, als wir einander fragten, ob wir die bis dahin geniale Qualifikation bis zu den Playoffs durchziehen würden. Chad war überzeugt und meinte, «mit dieser Mannschaft würden wir sogar noch mehr erreichen» und ergänzte «ich bin so glücklich hier zu sein und in diesem tollen Team spielen zu können.»
Zwei Tage später lief er in Davos in diesen für mich nach wie vor fatalen Frontal-Check und blieb bewusstlos liegen. Zu diesem Zeitpunkt war ich rund fünf Meter hinter ihm ebenfalls auf dem Eis und war der erste bei ihm. Ich war erleichtert, als er nach rund 1 Minute wieder zu sich kam und später überrascht, als er sich im letzten Drittel aufraffte und wieder mitspielte. Drei Tage später am 1. Dezember standen wir nach einem weiteren Training in der Garderobe unter der Dusche, als ich ihn fragte, wie es ihm gehe. Chad meinte, dass sein Genick und sein Kopf immer noch vom Check in Davos schmerzen würden und ergänzte in seiner immer positiven Art: «Aber hey, für das Eishockey leben wir und ich liebe es. Lass uns mit dieser Mannschaft Ende Saison Meister werden. Ich glaube daran und fühle es.» Zwei Tage später, am 3. Dezember hatten wir morgens ein Aufwärmtraining für das Auswärtsspiel in Bern, als das bis dahin Unfassbare eintrat. Chad war nicht zum Training erschienen …
Die beste Geschichte, die ich erzählen kann, war nicht auf dem Eis, sondern daneben. Ich weiss nicht mehr gegen wen wir gespielt hatten, aber wir gewannen und alle waren sehr glücklich über den Sieg. Chad kam ganz aufgepumpt auf mich zu und sagte: «Hab dir ja gesagt, dass ein KitKat und einen Kaffee uns den Sieg bescheren würden!». Ab da nahmen wir vor jedem Spiel einen Kaffee und ein KitKat. Wir gewannen nicht mehr sehr viele Spiele, aber es wurde zu unserer Routine. Nachdem ich Herisau verliess, habe ich dies für mich zur Tradition gemacht bis ich meine Spielerkarriere beendete. Nun bin ich Trainer und esse vor jedem Spiel ein KitKat und trinke einen Kaffee. Es erinnert mich jedes Mal an Chad.
Chad hatte etwas, was heute im Sport recht selten ist. Nämlich den Mut, auch mal anzuecken, wenn etwas gegen die eigenen Prinzipien und die Gerechtigkeit ging. Und da es während seiner Zeit noch keine soziale Medien gab, wählte Chad halt auch mal den direkten Weg über die traditionellen Medien an die Öffentlichkeit.
Einst, nach einer empfindlichen Niederlageserie, prangerte ein Exponent unseres damaligen Klubs – Namen möchte keine nennen – einen unserer Teamkollegen öffentlich an. Für unser kollektives Versagen musste der Mann dadurch als Sündenbock seinen Kopf herhalten. Als wirklich exemplarischer Teamplayer ging dies Chad so sehr gegen den Strich, dass er unter seinem Namen in der Zeitung eine Gegendarstellung publizieren liess. Diese rehabilitierte den besagten, zum Hauptfehlbaren gebrandmarkten Mitspieler dann wieder erheblich. Mir blieb diese Episode bis heute als vielsagendes Beispiel darüber in Erinnerung, was für einen noblen Charakter Chad hatte.
Diese kameradschaftlichen und loyalen Charakterzüge bewies Sly – wie wir Chad oft nannten – auch gegenüber mir. Ich hatte das Privileg, sowohl in Zug wie auch in Freiburg mit Sly Mannschaftskumpan zu sein. An beiden Orten war ich ein junger «No-Name», der sich, wie zu der Zeit noch sehr ausgeprägt, den Respekt in der Equipe hart erarbeiten musste. Bei Chad jedoch eigentlich nicht. Solange ich mich anständig und respektvoll verhielt, stärkte er mir den Rücken. Damit hat er mir so vieles vereinfacht und erleichtert. Es ging sogar so weit, dass Chad mich in Zug in seiner kleinen Einzimmerwohnung aufnahm! Wenig später zog er in eine etwas grössere Bleibe, ich durfte aber dort wohnen bleiben. Auch hier hat Chad Silver mir gezeigt, was für ein Mensch er war. Nämlich ein ganz wunderbarer.
Ich habe mit Chad viel erlebt. Mit Chad und Rottaris haben wir es gar mal als Trio Eugster in den «Blick» geschafft (lacht). Vor allem Golf hat Chad uns versucht beizubringen, und einer seiner Lieblingssprüche, die ich gefühlt 1000 Mal gehört habe, wo immer wir Golf spielten, war «nice & easy», und das war er selber ganz bestimmt.
Er war sicherlich ein aufgestellter, hervorragender Typ in der Garderobe, aber auch neben dem Eis. Immer ein Lachen auf den Lippen, nie einen «Lätsch» im Gesicht. Er war ein wahrer Teamspieler, immer gut drauf, und war in seiner Art wirklich sehr wichtig für den Teamgeist in der Mannschaft.
Den Chad werde ich nie vergessen, er hat immer noch einen festen Platz in meinem Herzen. Ich habe viele Erinnerungen mit ihm, wie er beispielsweise im Rock Café als DJ auflegte, das hat er so gerne gemacht. Und ich habe mit ihm auch viel Golf gespielt. Wir wollten nach der Karriere wieder zusammenkommen und ein Golf-Revival machen, leider konnte es nicht mehr dazu kommen.
Chad war einer der tollsten Charaktere, die ich je in meinem Leben getroffen habe. Ich hab den Typen geliebt, ich vermisse ihn die ganze Zeit. Ich erinnere mich, wie wir zu acht Golf spielten in Myrtle Beach, und er Peanut Butter Candy für alle brachte. Wenn ich heute einen solchen Riegel sehe, denke ich immer noch an ihn.
Auf dem Feld spielte er mit sehr viel Herz, arbeitete seinen Arsch ab und ging stets vors Tor. Er war ein schrecklicher Schlittschuhläufer, es war schlimm für die Augen der Zuschauer. Ich stichelte zum Spass oft gegen ihn und fragte: «Warum konntest gerade du mit Slawa und Andrei spielen, die Typen sind Weltklasse!» Aber er lieferte Leistung, auch wenn es hässlich aussah. (lacht) Er war ein unglaublicher Junge, er hätte niemals sterben dürfen. Es ist wichtig, dass die Erinnerung an ihn nicht verloren geht.
Dass ich heute noch Gitarre spiele, liegt an Chad. Er war nicht nur sehr beliebt und schoss viele Tore, sondern spielte auch Gitarre. Da ich hingegen weder ein Lieblingsspieler war, noch viele Tore schoss, beschloss ich halt immerhin, Gitarre spielen zu lernen.
Ein paar Wochen vor seinem Tod, da war ich noch nicht Speaker, sondern Jungjournalist, und habe damals den ZSC betreut für die Zeitung «Sport». Ich habe in einer Spielanalyse mal geschrieben, dass er alles andere als ein gutes Spiel gemacht hatte, und dass diese Leistung ungenügend war, und habe dies auch fadengrad so geschrieben, im Sinne von unzureichend, das genügt nicht für diese Liga. Ein ziemlich hartes Urteil, aber ich habe es damals einfach so empfunden.
Einen Match später kam er auf die Tribüne auf mich zu, ganz freundlich und fragte mich, ob ich das geschrieben habe, ich bejahte, und er meinte: «Hey, ich finde das cool, dass jemand sagt, wie schlecht ich in diesem Spiel gewesen bin, also kein Problem mein Freund. Du hast völlig Recht gehabt, ich habe total schlecht gespielt.» Dann kamen wir ins Gespräch. Ich sagte, ich mache meinen Job und er macht seinen, und dann sagte er (das war so typisch seine Art): «Lass uns ein Bier zusammen trinken und dann können wir das Thema begraben, aber bitte glaube mir, ich bin dir nicht böse.» Zu diesem Bier ist es dann leider nicht mehr gekommen, und das bleibt mir extrem seit Jahren tief drin. Wie dieser Mann auf diese doch relativ harte Kritik reagiert hat und mir überhaupt nicht böse war.
Ich mochte Chad sehr, ich erinnere mich an die vielen tollen Abende, als er DJ im Rock Café war. Am Tag als er starb, hatten wir morgens Training. Da er nicht kam, dachten wir alle, er hätte wohl verschlafen. Das war leider ganz und gar nicht so … Er kam nie wieder zurück, das war sehr schmerzhaft.
Chad war sehr «easy-going» und ein sehr angenehmer Mensch. Er kannte seine eigenen Schwächen und arbeitete hart daran, sich zu verbessern. In den Spielen wuchs er über sich hinaus. Natürlich wusste ich, dass er oft bis etwas später im Ausgang war, aber am nächsten Morgen war er immer frisch und munter im Training.
Chad Silver war ein lockerer und fröhlicher Typ. Er hatte immer einen Spruch oder ein Lachen drauf. Chad legte im damaligen Freiburger In-Lokal Rock Café in seiner Freizeit zum Plausch Platten auf. Wir vom «Blick» machten eine grosse Reportage mit Fotos von DJ Silver am Plattenpult und füllten eine ganze Seite. Dumm nur, dass Chad Silver ab dem Erscheinen des Artikels für Wochen das Tor nicht mehr traf. Seinen ersten Treffer nach der langen Durststrecke feierten wir natürlich mit einem grossen Titel: «DJ Silver sendet wieder.» Chad, wie er leibt und lebte, hatte eine riesige Freude an diesem Titel. Ein Titel für einen aussergewöhnlichen Menschen.
Er war ein lieber Kerl, und wollte immer dazulernen. Cadieux liess Chad mit uns spielen, weil Andrej (Chomutow) und ich Linkshänder waren, und Chad rechts spielte. Er war immer fröhlich und bei seinen Mitspielern sehr beliebt. Er war ein sehr offener Mensch und gab sich auch die Mühe Französisch zu lernen, so konnten wir ihn auch ausserhalb des Eisfeldes kennenlernen, ich erinnere mich vor allem an vorweihnachtliche Feste mit ihm.
Er war ein sehr zugänglicher, sympathischer Mensch, ich habe «Chadi-Boy» immer geschätzt, wir hatten einen guten Draht zueinander. Er hatte einen hohen Hockey-IQ und wusste sehr gut, wo er sich positionieren musste, um Tore zu schiessen, und er war ein hungriger und natürlicher Skorer, er hatte eine feine Nase für Spielsituationen. Chad war auch ein Krieger und stand immer an erster Stelle, wenn die Gegner mich und Andrej kitzelten (lacht).
Chad hatte ein grosses Herz. Er war immer da für seine Kollegen und hatte immer einen guten Spruch parat. Ich erinnere mich, wie er mal auf mich zukam und das Gefühl hatte, einer unserer Mitspieler sei niedergeschlagen und brauche Hilfe. Er fragte mich, ob wir etwas machen könnten. Wir suchten besagte Person auf und diese bestätigte, dass sie gerade Sorgen hatte. Niemandem war dies aufgefallen, aber Chad hatte dies gespürt.
Er merkte stets, wenn es jemandem nicht gut ging, und wollte immer helfen. Ein anderes Mal waren wir nach einem Spiel bei einer Kollegin eingeladen, und Chad war unsterblich in sie verliebt. Wir verputzten zu zweit eine riesige Schüssel Tiramisù, und er schlief gesättigt auf dem Sofa ein und wachte erst sehr viel später auf. Das war ihm sehr, sehr peinlich …
Er war einerseits ein sehr selbstsicherer Mensch und trotzdem extrem feinfühlig, manchmal gar zerbrechlich, war nie launisch, und versuchte, in allem nur das Positive zu sehen, immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Er schaute stets, dass es den anderen gut ging; war dies der Fall, dann war er glücklich. Als Spieler war er immer für die Jungen da und gab stets Tipps oder baute sie auf. Er war es auch, der im Ausgang oft die Runde bezahlte. In der Garderobe war er zudem natürlich auch DJ, musikalisch schön ausgewogen zwischen Deutschschweizern und Romands. Country durfte natürlich nicht fehlen.
Was Chad auszeichnete, war, wie er Menschen behandelte. In einer perfekten Welt hofft man, dass «Stars» gegenüber Fans grosszügig sind, wenn sie auf sie treffen. Das ist nicht immer der Fall, aber bei Chad war es das. Fast alle, die mit ihm in Kontakt kamen, merkten schnell, wie liebenswürdig und selbstlos er war. Er hatte keine Attitüden, strahlte Wärme und Freundlichkeit aus. Das machte es so angenehm, um ihm herum zu sein; er war immer gut drauf.
Wir waren sehr enge Freunde. Zunächst waren wir Mannschaftskollegen, später war ich dann noch sein Agent. Wir haben viel zusammen erlebt, und ich habe so viele wunderbare und lustige Erinnerungen an ihn, wie wir einfach nur zum Essen gingen oder mit ein paar Bier übers Spiel sprachen. Aber egal, was wir auch machten, es war immer lustig, weil Chad ein sehr humorvoller Typ war. Obwohl er Eishockey liebte, waren es die Momente, die er abseits des Stadions mit den Jungs verbrachte, die ihn am glücklichsten machten.
An einem Freitag tauchte Chad einmal bei mir zu Hause mit einer Flasche Rotwein auf, wir hatten an diesem Abend kein Spiel. Obwohl ich zwei ganz junge Kinder hatte, liess ich ihn rein. Ich stellte zwei Gläser auf den Tisch, und wir tranken die Flasche und redeten. Am nächsten Montag kam er zu mir und fragte, ob es denn okay gewesen sei, dass er zu später Stunde noch vorbeigekommen ist. Er hatte fast ein schlechtes Gewissen. Ich sagte ihm, dass es kein Problem gewesen sei.
Ich spielte mit ihm in derselben Linie. Weil er kein guter Schlittschuhläufer war, musste ich in der Abwehr manchmal doppelt aufpassen, er war auch sehr offensiv und kam nicht gerne zurück in die Defensive; er war in dieser Hinsicht etwas faul. Er hatte aber andere Stärken: Als Grossgewachsener ging er gerne vors gegnerische Tor und arbeitete im Slot, zudem hatte er sehr gute Hände und im Kopf war er auch stets bereit. Es ist verrückt, dass es schon so lange her ist.
Jeder liebte es, um ihn herum zu sein, nicht nur die Frauen. Chad besuchte auch oft meine Kinder. In Sierre war er das Nesthäkchen, ich und Kelly Glowa nahmen ihn unter unsere Fittiche. Zu Beginn dachte ich nur: Was macht der Typ nur in unserer Mannschaft? Er lief Schlittschuh wie eine Ente, die Knie beide nach innen, und sah aus wie ein Jugendlicher, der zu schnell aus seinen Kleidern gewachsen ist, aber er hatte eine grossartige Hand-Auge-Koordination und kam an jeden Puck im Umkreis von drei Metern ran, und vor dem Tor war er natürlich top.
Ich habe mir oft gewünscht, seine Füsse würden so gut funktionieren wie seine Hände, trotzdem hat er eine tolle Karriere gehabt. Ich erinnere mich, wie er mir zum Siegestreffer im letzten Aufstiegsspiel gegen Martigny zum entscheidenden 4:3 den Assist gab. Als er zu Freiburg wechselte, hatte er Angst, mit Bykow und Chomutow zu spielen. Ich sagte ihm, er solle einfach mit dem Stock bereit sein, denn Bykow würde ihm die Pässe schon direkt auf die Schaufel spielen. Er hatte sehr viel Charisma und war genau jene Art von Spieler, die eine Mannschaft zusammenhalten. Er war immer fröhlich und liebte die Schweiz und die Leute hier.
Chad war ein sehr guter und enger Freund. Er kam mindestens einmal in der Woche bei mir vorbei und spielte Jeopardy zu einer guten Flasche Wein. Auch im Sommer verbrachten wir oft die Tage zusammen und sahen uns wöchentlich. Zirka eine Woche bevor er starb, half er mir noch beim Umzug in mein neues Haus. Er war eine unglaublich positive Person und hatte immer ein Lächeln auf den Lippen. Seine Fröhlichkeit war ansteckend, und er war stets gut gelaunt. Er liebte das Leben, und ich vermisse sein Lachen jeden Tag.
Im Sommer 1994 war ich mit Chad in seinem Elternhaus in Brandon, Manitoba in Kanada, um eine Woche lang jeden Tag in den umliegenden Gewässern angeln zu gehen. Am ersten Morgen früh, es war herrliches Wetter und ich hatte das Fischertenue bereits montiert, sagte mir Chad, dass die Fische heute nicht beissen, es sei zu warm zum Angeln; stattdessen würden wir deshalb golfen gehen.
Chad war ein begnadeter Golfer, ich jedoch hatte vorher noch nie einen Golfschläger in den Händen. So kam es, wie es kommen musste: Ich absolvierte (hackte) meine ersten 18 Löcher auf einem Golfplatz. Für den Rest der Woche empfanden wir das Wetter dann immer entweder als zu warm, zu kalt, zu sonnig oder zu bewölkt, um fischen zu gehen, und haben keinen einzigen Köder an den Haken gehängt. So absolvierten wir (Chad spielte – ich hackte) jeden Tag eine Runde Golf. Angler bin ich danach nie geworden, Hobby-Golfer schon, und Golf-Management wurde und ist mein Beruf seit Ende der Eishockeykarriere.
Chad war ein grosser Country-Fan. Am liebsten hörte er die Songs von Garth Brooks. Er hat die Songs von Garth Brooks regelmässig als DJ im Rock Café gespielt und auch (mehr oder weniger genau) dazu gesungen. Die Leute haben ihn in Freiburg geliebt. Er war immer zu allen gleich, völlig unabhängig vom Status. Als ich mit ihm den Final der Fussball-WM 1994 in Los Angeles besuchte, waren wir am Abend nach dem Spiel in einer Musikbar. Als es Feierabend wurde, hörte die Band auf zu spielen. Chad hat dann eine Lokalrunde spendiert, nur damit die Band noch einen Song von Garth Brooks als Zugabe spielte. Als wir eines Tages nach Las Vegas gingen, kam er am Flughafen in Kanada nur mit einer kleinen Tasche daher. Ich fragte ihn, wo er sein Gepäck habe. Er zeigte mir seine Tasche, da waren nur ein paar Country-Stiefel drin. Er meinte, das sei alles, was man brauche, es könnte ja sein, dass wir irgendwo in eine Country-Party «hineinlauern».
Wegen Chad habe ich angefangen, Golf zu spielen. Er kam eines Tages aus den Sommerferien zurück aus Kanada und brachte mir ein paar Golfschläger mit. Bereits nach einer Woche hat er uns zusammen an einem Golfturnier in Evian angemeldet. Das war einer der peinlichsten Momente meines Lebens. Ich habe natürlich keinen vernünftigen Ball getroffen. Chad hat nur gelacht und einen Riesenspass gehabt.
Chad war von allen Spielern damals respektiert. Slawa hat mir damals gesagt, wie sehr sie Chad als Mensch und integrative Person in der Mannschaft respektierten. Noch heute, wenn ich Slawa in der Stadt sehe, sprechen wir immer über die Zeiten mit Chad. Chad liebte seinen Hund Shelby. Seine damalige Freundin erzählte mir, dass der Hund selbstverständlich immer zwischen ihnen im Bett schlafe.
Er war ein leidenschaftlicher Sportler, kam aufs Eis um sein Bestes zu geben. Er war ein glücklicher Mensch, hatte einen tollen Sinn für Humor und war eine sehr soziale Person. Ich mochte ihn sehr, sowohl als Spieler als auch als Mensch.
Die erste Sache, die mir in den Sinn kommt, ist … seine Lebensfreude! Und er war ein treuer Gast im Rock Café und parkierte sein Auto irgendwie und irgendwo, er sammelte Parkbussen, und das fand er lustig. Eine sportliche Anekdote: das famose Tor in den Playoffs gegen Ambri. Er glich nur ein paar Sekunden vor dem Ausscheiden aus, und Chomutow markierte den Siegestreffer in der Verlängerung. Sein Spielstil war nicht sehr akademisch, und sein Schlittschuhlaufen war schrecklich, aber er hatte den Sinn für das Spiel und für die Stellung. Und ich erinnere mich natürlich leider auch noch sehr gut an sein Dahinscheiden und das emotionale Interview, das Patrice Brasey mir damals auf Radio Fribourg gab.
Jeder Tag mit Chad war ein lustiger Tag. Leider sind meine Geschichten nicht ganz jugendfrei für die Presse.