Sport
Eishockey

ZSC Lions: Saisonkarten-Entzug bei Fernbleiben?

ZSC Fans verfolgen das sechste Playoff Final Eishockeyspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem Lausanne HC im Public Viewing in der Swiss Life Arena, am Samstag, 27. April 2024, in Zue ...
Die Swiss Life Arena ist dank der Abonnenten mehrheitlich gefüllt.Bild: keystone

Der ZSC hat genug von Geister-Saisonkarten und reagiert mit Zuckerbrot und Peitsche

Die ZSC Lions haben in dieser Saison Schritte unternommen, um die Inhaber von Dauerkarten dazu zu bewegen, zu allen Spielen zu kommen. Der Zürcher Verein ist bereit, noch einen Schritt weiterzugehen.
Cet article est également disponible en français. Lisez-le maintenant!
24.09.2024, 11:09
Yoann Graber
Yoann Graber
Mehr «Sport»

Die ZSC Lions sind Opfer ihres Erfolgs geworden. Der Schweizer Meister war gezwungen, Anträge auf Saisonabos für diese Saison abzulehnen. Er blockierte die Zahl der Abonnenten auf 9000, «hätte aber 12'000 Jahreskarten verkaufen können», berichtet der Tages-Anzeiger.

Mit anderen Worten: Allein mit den Abonnenten hätte der Zürcher Klub die neue Swiss Life Arena bei jedem Spiel füllen können.

Die Lions haben aber mehrere gute Gründe, warum sie eine Obergrenze festgelegt haben. Den ersten davon erklärt ihr CEO, Peter Zahner, ebenfalls im Tages Anzeiger:

«Wir möchten 25 Prozent der Sitzplätze für Tagesgäste freihalten. Andernfalls wird ein Kind nie die Chance haben, mit seinen Eltern ein Spiel zu besuchen. Wir würden riskieren, die Generation der Zukunft zu verlieren.»

Ausserdem sind die Tickets, die am Spieltag an den Kassen der Eishalle verkauft werden, bis zu 50 Prozent teurer, was dem Verein eine hübsche Summe einbringen könnte.

Peter Zahner, CEO der ZSC Lions, sitzt im Innenbereich der neuen Swiss Life Arena in Zürich Altstetten.
ZSC-Geschäftsführer Peter Zahner mag es nicht, wenn Plätze im Stadion leer bleiben.Bild: marcel bieri

Indem sie die 12'000 Plätze nicht nur an Abonnenten vergeben und die Tickets am selben Tag verkaufen, begrenzen die Zürcher ein Problem: Das Problem, dass während des Spiels zu viele Plätze leer bleiben. Denn nicht alle Abonnenten kommen zu allen Spielen.

Laut Peter Zahner machten diese «Geister-Abonnenten» bei einigen Spielen der ZSC Lions in der letzten Saison 20 Prozent aus.

Fehlende Einnahmen

Abgesehen davon, dass diese leeren Plätze der Stimmung schaden, sind sie auch für die finanziellen Angelegenheiten des Vereins alles andere als förderlich. Ein abwesender Zuschauer isst nicht in der Eishalle, trinkt nicht oder kauft keine Gadgets in den Farben seiner Lieblingsmannschaft. Allein für die Verpflegung kalkuliert der Zürcher Verein mit 35 Franken pro Zuschauer (pro Spiel).

ZSC Lions: Lange Schlangen an den Food-Ständen in der Swiss Life Arena.
Auch die Lions sind auf ihre Stadiongastronomie angewiesen.Bild: watson

Um ihre Arena in dieser Saison (tatsächlich) maximal zu füllen, setzen die ZSC Lions nicht nur auf offene Kassen an Spieltagen, sondern – und das ist neu – auch auf Aufklärung bei ihren Abonnenten.

In einem Brief an die Fans bittet der Verein sie, so viele Spiele wie möglich zu besuchen. Nach den ersten fünf Spielen werden die Fans, die durch das Scannen der Abos am Eingang aufgespürt werden und nur selten ins Eisstadion kommen, daran erinnert, dass sie ihre Abos weitergeben können. Wie mehrere Mannschaften der National League bietet auch Zürich diese Option bei jedem Spiel im Internet an.

Eine weitere Massnahme, um die Abonnenten zum Kommen zu bewegen? Diejenigen, die in dieser Saison alle Spiele in der Swiss Life Arena besuchen, erhalten nach einer Verlosung ein Geschenk: «Ein Spiel der besonderen Art», verspricht der Verein.

Das deutsche Modell

Weniger nett: Die ZSC Lions schliessen auf Anfrage des Tages-Anzeigers nicht aus, dass sie in Zukunft ihre Geister-Abonnenten bestrafen werden. Zum Beispiel, indem man ihnen in der nächsten Saison das Privileg entzieht, ihr Abonnement vorzeitig kaufen zu können. Dies zieht Peter Zahner in Erwägung:

«Wenn jemand nur 10 von 26 Heimspielen besucht und seine Dauerkarte nicht weitergibt, könnten wir ihm das Vorkaufsrecht auf eine Dauerkarte für die nächste Saison entziehen. Wir müssten eine Mindestzahl von Spielen festlegen, die besucht werden müssen.»

Der SC Bern, der mit demselben Problem konfrontiert ist, kann sich hingegen nicht vorstellen, seine wenig eifrigen Abonnenten zu bestrafen.

Die Lions wären hierzulande ein Pionier, doch im deutschen Fussball gibt es diese Praxis bereits. Und das ist wahrscheinlich kein Zufall: Die Stadien der Bundesliga sind, wie die Schweizer Eishallen, sehr gut ausgelastet. Leipzig zum Beispiel hat kürzlich beschlossen, dass Abonnenten, die nicht mindestens zehn (von 17) Spielen besuchen, für das nächste Jahr kein Saisonabo mehr erhalten.

epa11305202 Leipzig's Benjamin Sesko celebrates with teammates after scoring during the German Bundesliga soccer match between RB Leipzig and Borussia Dortmund in Leipzig, Germany, 27 April 2024. ...
Leipzig hat bereits Massnahmen gegen Geister-Abonnenten ergriffen.Bild: keystone

Es hat aber auch schon schlimmere Strafen gegeben, als Fussballfans zu zwingen, sich Spiele gegen Bayern, Leverkusen, Dortmund, Stuttgart oder Frankfurt anzusehen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
1 / 13
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
HC Davos: 31 Titel, 6 seit 1986; zuletzt Meister: 2015.
quelle: keystone / ennio leanza
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Despacito mit Eishockey-Spielern
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
97 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
H.P. Liebling
24.09.2024 10:48registriert September 2018
Macht der FC Winterthur ebenfalls so und das ist richtig. Wer eine SK besitzt, "muss" 70 % der Spiele besuchen, sonst verlierst du das Anrecht auf ein neues Abo.

Die Tickets können aber locker online weitergegeben werden und gelangen in den normalen Verkauf. Dann gilt das Spiel ebenfalls als "besucht". Ich finde das sehr gut.

Funktioniert natürlich nur dort, wo die Nachfrage deutlich höher als das Angebot ist.
1079
Melden
Zum Kommentar
avatar
hans gwüsst
24.09.2024 10:43registriert Januar 2016
"Allein für die Verpflegung kalkuliert der Zürcher Verein mit 35 Franken pro Zuschauer" What. The. Fuck.
10524
Melden
Zum Kommentar
avatar
Scrat
24.09.2024 11:04registriert Januar 2016
Ich kaufe bewusst keine Saisonkarte - ganz einfach, weil ich nicht jedes Spiel besuchen kann und will - auch wenn mich das im Endeffekt mehr pro Spiel kosten würde.
Dem gegenüber stehen die 25 Prozent Tagestickets, welche beim ZSC unter zum Teil erratischen Bedingungen (mal früher, mal später...) in den Verkauf gelangen: es gleicht einem Glücksspiel, ein Ticket für den gewünschten Match zu ergattern. Hat dazu geführt, dass ich insgesamt weniger Spiele besucht habe wie in vergangenen Jahren. Item... der Zett wird es verschmerzen können.
404
Melden
Zum Kommentar
97
    Xhaka nach Leverkusen-Pleite angefressen: «Das war eine dumme Rote Karte»
    Für Bayer Leverkusen wird das Weiterkommen in der Champions League eine sehr schwierige Aufgabe. Bayern München gewann das Hinspiel des deutschen Achtelfinalduells mit 3:0. Leverkusen-Captain Granit Xhaka war richtig sauer.

    Bayern München steht mit einem Bein im Viertelfinal der Champions League. Es war nicht so, dass der Rekordmeister dem amtierenden Meister schonungslos die Grenzen aufzeigte. Leverkusen stolperte bei der 0:3-Hinspielniederlage in München mindestens zu gleichen Teilen über die eigenen Füsse.

    Zur Story