Die ZSC Lions sind Opfer ihres Erfolgs geworden. Der Schweizer Meister war gezwungen, Anträge auf Saisonabos für diese Saison abzulehnen. Er blockierte die Zahl der Abonnenten auf 9000, «hätte aber 12'000 Jahreskarten verkaufen können», berichtet der Tages-Anzeiger.
Mit anderen Worten: Allein mit den Abonnenten hätte der Zürcher Klub die neue Swiss Life Arena bei jedem Spiel füllen können.
Die Lions haben aber mehrere gute Gründe, warum sie eine Obergrenze festgelegt haben. Den ersten davon erklärt ihr CEO, Peter Zahner, ebenfalls im Tages Anzeiger:
Ausserdem sind die Tickets, die am Spieltag an den Kassen der Eishalle verkauft werden, bis zu 50 Prozent teurer, was dem Verein eine hübsche Summe einbringen könnte.
Indem sie die 12'000 Plätze nicht nur an Abonnenten vergeben und die Tickets am selben Tag verkaufen, begrenzen die Zürcher ein Problem: Das Problem, dass während des Spiels zu viele Plätze leer bleiben. Denn nicht alle Abonnenten kommen zu allen Spielen.
Laut Peter Zahner machten diese «Geister-Abonnenten» bei einigen Spielen der ZSC Lions in der letzten Saison 20 Prozent aus.
Abgesehen davon, dass diese leeren Plätze der Stimmung schaden, sind sie auch für die finanziellen Angelegenheiten des Vereins alles andere als förderlich. Ein abwesender Zuschauer isst nicht in der Eishalle, trinkt nicht oder kauft keine Gadgets in den Farben seiner Lieblingsmannschaft. Allein für die Verpflegung kalkuliert der Zürcher Verein mit 35 Franken pro Zuschauer (pro Spiel).
Um ihre Arena in dieser Saison (tatsächlich) maximal zu füllen, setzen die ZSC Lions nicht nur auf offene Kassen an Spieltagen, sondern – und das ist neu – auch auf Aufklärung bei ihren Abonnenten.
In einem Brief an die Fans bittet der Verein sie, so viele Spiele wie möglich zu besuchen. Nach den ersten fünf Spielen werden die Fans, die durch das Scannen der Abos am Eingang aufgespürt werden und nur selten ins Eisstadion kommen, daran erinnert, dass sie ihre Abos weitergeben können. Wie mehrere Mannschaften der National League bietet auch Zürich diese Option bei jedem Spiel im Internet an.
Eine weitere Massnahme, um die Abonnenten zum Kommen zu bewegen? Diejenigen, die in dieser Saison alle Spiele in der Swiss Life Arena besuchen, erhalten nach einer Verlosung ein Geschenk: «Ein Spiel der besonderen Art», verspricht der Verein.
Weniger nett: Die ZSC Lions schliessen auf Anfrage des Tages-Anzeigers nicht aus, dass sie in Zukunft ihre Geister-Abonnenten bestrafen werden. Zum Beispiel, indem man ihnen in der nächsten Saison das Privileg entzieht, ihr Abonnement vorzeitig kaufen zu können. Dies zieht Peter Zahner in Erwägung:
Der SC Bern, der mit demselben Problem konfrontiert ist, kann sich hingegen nicht vorstellen, seine wenig eifrigen Abonnenten zu bestrafen.
Die Lions wären hierzulande ein Pionier, doch im deutschen Fussball gibt es diese Praxis bereits. Und das ist wahrscheinlich kein Zufall: Die Stadien der Bundesliga sind, wie die Schweizer Eishallen, sehr gut ausgelastet. Leipzig zum Beispiel hat kürzlich beschlossen, dass Abonnenten, die nicht mindestens zehn (von 17) Spielen besuchen, für das nächste Jahr kein Saisonabo mehr erhalten.
Es hat aber auch schon schlimmere Strafen gegeben, als Fussballfans zu zwingen, sich Spiele gegen Bayern, Leverkusen, Dortmund, Stuttgart oder Frankfurt anzusehen.
Die Tickets können aber locker online weitergegeben werden und gelangen in den normalen Verkauf. Dann gilt das Spiel ebenfalls als "besucht". Ich finde das sehr gut.
Funktioniert natürlich nur dort, wo die Nachfrage deutlich höher als das Angebot ist.
Dem gegenüber stehen die 25 Prozent Tagestickets, welche beim ZSC unter zum Teil erratischen Bedingungen (mal früher, mal später...) in den Verkauf gelangen: es gleicht einem Glücksspiel, ein Ticket für den gewünschten Match zu ergattern. Hat dazu geführt, dass ich insgesamt weniger Spiele besucht habe wie in vergangenen Jahren. Item... der Zett wird es verschmerzen können.