Zuerst etwas zur politischen Struktur der höchsten Liga: Sie ist eine juristisch selbstständige Aktiengesellschaft und kann allein über alles entscheiden: Anzahl Teams, Anzahl Ausländer, Modus, Auf- und Abstieg. Alle Entscheidungen werden vom Verwaltungsrat getroffen, der aus je einem Vertreter der 14 Teams plus dem Liga-Präsidenten, plus dem Liga-Geschäftsführer besteht. Der Präsident und der Geschäftsführer enthalten sich in der Regel der Stimme. Dieser Verwaltungsrat trifft sich viermal im Jahr zu einer Sitzung. Das nächste Mal am nächsten Mittwoch im Egerkingen.
Obwohl die National League selbstständig ist, kümmern sich ihre Vertreter natürlich auch ums Gesamtwohl unseres Hockeys. Die darbende Swiss League, die zweithöchste Liga, ist also ein permanentes Thema. Sie umfasst nur noch zehn Teams und die Clubs sind durchwegs in finanziell engen Hosen.
Eigentlich ist allen klar: 14 Teams in der höchsten und 10 Teams in der zweithöchsten Liga ist kein Idealzustand. Dieses Ungleichgewicht hat die Pandemie verursacht. Während zwei Jahren der Pandemie ist im Hockey auf den Abstieg, nicht aber auf den Aufstieg verzichtet worden. So sind Ajoie und Kloten aufgestiegen, während niemand abgestiegen ist. Besser wären 12 Teams oben und 12 Teams unten.
Eigentlich sollte die National League nun wieder auf 12 Teams reduziert werden. Das würde auch der Swiss League helfen, die es dann einfacher hätte, wieder auf 12 Teams zu kommen. Aber wie reduzieren?
Das Büro der National League («Hockey-Politbüro») unter der Führung von Liga-Manager Denis Vaucher hat nun einen Vorschlag ausgearbeitet, wie die National League wieder auf 12 Teams reduziert werden kann. Dieser Vorschlag wird am Mittwoch dem Verwaltungsrat (mit den Vertretern aller Clubs) vorgelegt. Der Verwaltungsrat wird entscheiden, ob dieser Vorschlag sofort rundweg abgelehnt und schubladisiert wird oder bei den Clubs in die Vernehmlassung geht. Geht der Vorschlag in die Vernehmlassung, dann wird nach Kenntnisnahme der Rückmeldungen definitiv entschieden. Bis zum 1. Februar 2023 kann der Verwaltungsrat den Modus für nächste Saison mit einer einfachen Mehrheit ändern.
Der Modus-Vorschlag des «Polit-Büros» ist brisant: Nächste Saison und übernächste Saison (Frühjahr 2024 und 2025) ein direkter Absteiger und kein Aufsteiger. Der letzte steigt also direkt in die Swiss League ab. Wie dieser letzte Platz ermittelt wird (Abstiegsrunde, Playouts) ist offen. Mit diesem Modus umfasst die National League ab der Saison 2025/26 wieder 12 Teams.
Sobald die höchste Liga auf 12 Teams reduziert ist, wird der direkte Auf/Abstieg eingeführt: Der Letzte steigt jeweils automatisch ab, der Sieger der Swiss League automatisch auf. Eine Liga-Qualifikation gibt es nicht mehr. Der Absteiger soll dann aber subventioniert werden: Mit einem Zuschuss in einer noch zu bestimmenden Höhe (zwischen zwei und fünf Millionen) soll ihm ermöglicht werden, die Strukturen eines Profibetriebes in der Swiss League finanzieren und sogleich wieder aufsteigen zu können. Der Abstieg wäre dann so etwas wie eine subventionierte Ehrenrunde.
Wie hoch sind die Chancen, dass es zu einer Reduktion der Liga von 14 auf 12 Teams kommt? Um die Stimmung zu ergründen, um das «politische Fieber» der Liga zu messen, brauchen wir eigentlich nur Daniel Villard zu fragen. Der kluge Pragmatiker führt in Biel seit 2003 leise und effizient die Geschäfte, hat aus einem hoch verschuldeten Zweitligisten in einem Lotterstadion eines der besten Sportunternehmen im Land in einer perfekten Infrastruktur gemacht und ein sensibles Gespür für die politische Lage. Er sagt: «Dieser Modus hat keine Chance.»
Eigentlich logisch: Jeder der 14 Vertreter im Verwaltungsrat ist dafür bezahlt, die Interessen seines Clubs zu wahren. Einer Reduktion durch direkten Abstieg zuzustimmen, wäre ein grober Verstoss gegen die Interessen seines Arbeitgebers. Mindestens drei oder vier Clubs müssten damit rechnen, in Abstiegsgefahr zu geraten.
Der Modusvorschlag ist so etwas wie die letzte Revolution: Der letzte Versuch, die alten Verhältnisse wieder herzustellen. Mit zwei Profiligen. Die ganze Aktion ist auch ein Zeichen: Seht her, wir machen uns Gedanken.
Was aber wird sein, wenn der Vorschlag abgelehnt wird? Ganz einfach: Die normative Kraft des Marktes wird die Dinge einrenken. Die Swiss League war bis vor Kurzem eine der besten zweiten Profi-Ligen der Welt. Ein solider Unterbau der höchsten Liga. Und mit weniger oder höchstens gleich viel Teams wie die höchste Liga. Wer absteigen musste, konnte sich in der Swiss League sportlich und finanziell häuten und sanieren und frisch gebürstet und gekämmt in die höchste Liga zurückkehren: so wie zuletzt Langnau, die Lakers und Kloten.
Unter dem sich stark verändernden wirtschaftlichen Umfeld wird es nicht mehr möglich sein, die Swiss League als Profiliga zu betreiben. Unsere zweithöchste Liga wird in den nächsten drei Jahren in einem schmerzhaften Prozess in eine Amateur-Liga umgewandelt, die sich auch gut strukturierte Amateur-Spitzenteams leisten können. Der aktuelle Modus (Playouts, Liga-Qualifikation) kann weitergeführt werden. Wer unter den sich abzeichnenden Verhältnissen noch absteigt, ist selbst schuld. Wir haben dann so praktisch eine geschlossene Liga.
Ist diese Entwicklung gut oder schädlich für unser Hockey? Weder noch. Sie ist realistisch und wird durch ein schwieriger werdendes wirtschaftliches Umfeld diktiert.
In der Vergangenheit haben die zwei Ligen gegeneinander gearbeitet. Siehe Cup und Farmteams. Da braucht es dringend Ideen wie man in die Zukunft geben kann ohne die Fans zu verärgern
Wie viele stimmen hat denn der EHC Corona an der Versammlung?
Nein, das waren die Nulpen in den Klubführungen.
Angeführt von Totengräber Lüthi haben die Grossclubs die Gunst der Stunde genutzt, um dank der Angst der Kleinen (die notabene primär klein sind, weil die Grossen die Reglemente immee wieder anpassen - siehe Zusatzausl.) eine Möchtegern-NHL ohne Ausländerbegrenzung zu basteln.
Einem bescheuerten Entscheid in der Vergangenheit ist dieses Chaos geschuldet. Nun versucht man wieder mit einem bescheuerten Vorschlag das Chaos aufzuräumen.
Sind eigentlich alle bescheuert?