Die National League ist die erfolgreichste Liga ausserhalb Nordamerikas, weil die Klubs gut gemanagt werden. Und doch sind nicht alle Sportchefs Hexenmeister. Einige haben ein besseres Gespür für die Vorgänge in der Kabine als andere, auf der Suche nach Talenten (Scouting) und Schnäppchen auf den Transferwühltischen sind nicht alle gleich gut und nicht jeder hat gleich viel Macht. Einige sind Alleinherrscher (mit dem Doppelmandat Trainer/Sportchef), andere teilen die Macht mit starken Klubmanagern. Einige waren grosse Spieler (Steinegger, Leuenberger, Duca, Alston, Dubé, Bayer), andere nur Mitläufer (Chatelain, McSorley, Kläy, Habisreutinger) oder machten gar keine Spielerkarriere (Maier, Del Curto).
Dabei fällt auf: die sportliche Vergangenheit oder die «Regierungsform» spielt keine entscheidende Rolle. Ob als Spieler ein Star oder nicht, ob Doppelmandat oder geteilte Macht ist eigentlich einerlei. Nicht Konzepte und Strukturen machen den Erfolg. Sondern die Persönlichkeiten, die diese Strukturen leben.
Der gut geerdete, unkomplizierte, freundliche Haudegen war bereits mit 22 Captain in Biel, später Führungsspieler (und Meister) in Bern und im Nationalteam mit Erfahrung aus mehr als 1000 Liga- und über 100 Länderspielen. Er hat seine Sensibilität für die Vorgänge in der Kabine und das Wesen und Wirken der Spieler bewahrt, ist nahe am Team, und doch wahrt er genug Distanz, um eine allseits respektierte Autoritätsperson zu sein. Die meisten seiner Transfers, ob Talent (Riat, Fuchs, Künzle), Ausländer (Rajala, Salmela) oder Routinier (Hiller, Forster, Brunner), waren Volltreffer. Mit einem sicheren Gespür bei der Trainerwahl (Antti Törmänen) sind ihm die schwierige Emanzipation von Kevin Schläpfer und die Transformation vom Aussenseiter zum Spitzenteam gelungen.
Mehr als 100 Länderspiele, mehr als 700 NLA-Partien für den SCB und Lugano, ab 2006 während zehn Jahren beim SC Bern der Architekt von mehreren Meisterteams. In Zürich ist Leuenberger in einer schwierigen Situation auf Anhieb Meister geworden. Kein anderer Sportchef in der Schweiz hat so viel Erfahrung und so viel Gelassenheit im Krisenmanagement wie der smarte, ehemalige Führungsspieler (SCB, Lugano). Wann zügelt er nach Lugano?
Der Nationalstürmer und langjährige Captain des HC Ambri-Piotta mit spielerischer Vergangenheit bei den ZSC Lions und Zug ist direkt vom Spieler zum Sportchef befördert worden. Er hat als Revolutionär gleich im ersten Amtsjahr mit Charisma, Sachverstand und Durchsetzungsvermögen ein folkloristisches Umfeld professionalisiert und mit Trainer Luca Cereda eine neue Kultur und Identität geschaffen. Er realisierte dank exzellentem Scouting kluge Transfers (Zwerger, Müller) und holte gutes ausländisches Personal (Kubalik).
Der Bruder der NHL-Legende Marty McSorley kam als Spieler in Nordamerika nicht aus den Farmteams heraus. Er hat aus dem maroden NLB-Team Servette praktisch im Alleingang als Unternehmer, Coach und Sportchef die beste Sportfirma des Welschlandes gemacht und nebst einer konkurrenzfähigen ersten Mannschaft auch eine exzellente Nachwuchsorganisation aufgebaut. Die Konzentration der Macht auf eine Person ist Servettes Glück. 2008 und 2010 stand er im Final, zweimal gewann er den Spengler Cup, aber die meisterliche Krönung ist ihm versagt geblieben.
In Langenthal (2010 bis 2017) hat der ehemalige NLB-Verteidiger aus Langnau bereits eindrücklich bewiesen, dass er ein Meisterteam bauen und mit Gelassenheit Krisen erfolgreich managen kann (NLB-Meister 2012). Mit dem Transfer von Leonardo Genoni für die Saison 2019/20 hat der freundliche, smarte Langnauer auch in Zug den Grundstein für ein Meisterteam gelegt.
Der ehemalige NLA-Verteidiger ist vom Trainerassistenten direkt zum Sportchef befördert worden und erst ein paar Monate im Amt und noch ein Zauberlehrling. Wir bewerten also an dieser Stelle auch die Arbeit seines Vorgängers Jörg Reber (holte Heinz Ehlers!) und die kluge Politik von Präsident Peter Jakob: Inzwischen gelingt es, das Wissen der eigenen Kultur zu nützen. Zu den Beratern des Teams gehören Simon Schenk und Alfred Bohren. Das Resultat: Niemand macht aus so wenig Geld so viel.
Er hat eine lange Vergangenheit als Coach und Funktionär in der «Provinz», aber keine als Spieler. Nach der «Stunde null» (Abstieg 2015) die Situation zu beruhigen, ein Aufstiegsteam zusammenzustellen und den Aufstiegstrainer zu finden, war schwierig. Jetzt folgt die Stunde der Bewährung. Und zwar: Gelassen bleiben in schwierigen Zeiten im Oberhaus. Die Wahrung des Ligaerhalts wird so hoch zu bewerten sein wie in Zürich der Meistertitel.
Der Kanadier mit Schweizer Lizenz war Junioren-Weltmeister mit Kanada, Schillerfalter in Lugano und Fribourg, aber Meister in Bern. Der Bub von Normand Dubé ist ganz der smarte, stets wie aus dem Ei gepellte Businessmann mit hollywoodscher Prägung. Ein wenig auch ein Gaukler, der sich selbst vorzüglich zu verkaufen und seine Position zu zementieren versteht. Er hat Sachlichkeit in die emotionale Klubkultur gebracht – das ist ein erster Schritt zurück nach oben. Aber das ist noch nicht genug. Seine volkstümlichen Vorgänger waren auf dem Transfermarkt nicht weniger erfolgreich.
Als Spieler Topskorer der HCD-Elitejunioren, Meister mit Bern, Aufsteiger mit Basel und NLB-Champion mit Langenthal. Bisher hat der freundliche, unaufgeregte Bündner das meisterliche Erbe seines Vorgängers Sven Leuenberger verwaltet. Mit überschaubarem Erfolg: Ein grosser Transfer ist ihm bisher noch nicht gelungen, aber grosse Spieler hat er verloren (Plüss, Bodenmann, Genoni). Seine Arbeit können wir allerdings erst bewerten, wenn wir wissen, wie er die Nachfolge von Leonardo Genoni (ab nächster Saison in Zug) geregelt hat.
Als Spieler Meister in Deutschland und in der NLA (ZSC Lions), im kanadischen Weltmeisterteam von 2003 und mit den ZSC Lions Gewinner der Champions League. Hat das (zu) viele Geld in der Transferkasse sein sicheres Gespür für Spieler und Trainer verdorben? Item, er vollbrachte Wunder (Aufstieg, als Aufsteiger in die Playoffs) und inzwischen ist der eingebürgerte Kanadier drauf und dran, beim Versuch, aus grossen Salären und grossen Namen eine grosse Mannschaft zu machen, spektakulär zu scheitern.
Wir verneigen uns tief vor seinen Verdiensten und dem meisterlichen Ruhm der Vergangenheit, bewerten müssen wir hier aber die Gegenwart. Und da sehen wir einen ruhe- und orientierungslosen «Feuerwehrmann», dem die besten Spieler davonlaufen, dem keine grossen Transfers mehr gelingen und der mit einer Torhüter-Alarmübung eine Woche vor Saisonstart die ganze Mannschaft destabilisiert hat. Inzwischen zeigt sich: Das Doppelmandat Trainer/Sportchef gibt ihm zu viel Macht. Inzwischen wagt es in Davos nach mehr als 20 Jahren «alles Arno, oder was?» niemand mehr, ihm in Hockeydingen zu widersprechen.
Weniger als 100 Nationalligapartien, später Trainer in Arosa und Seewen, Spieleragent und ab 2006 als Sportchef auf der grossen Bühne. Erst in Kloten, nun in Lugano. Noch nie hat ein Sportchef so lange so viel Geld mit so wenig Verstand und Konzept ausgeben dürfen. Null Komma null Erfolg und doch als Deutschschweizer im Tessin im Amt geblieben – das ist eigentlich die grosse Leistung des Arosers. Er ist einer der smartesten Opportunisten in der Geschichte des helvetischen Eishockeys. Erst seit sich die kluge Präsidentin Vicky Mantegazza mehr ins Tagesgeschäft einmischt, gibt es sportliche Lichtblicke (Finals 2016 und 2018).