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>>> Hier gibt es den Spielbericht.
Ein Chronist hat nach dem ersten Spieltag behauptet, der HC Davos sei besser als die Nationalmannschaft. Das war mehr als die halbe Wahrheit. Noch nach Spielhälfte – in der 36. Minute – führt der HCD 3:2. Die Schweiz liegt zum ersten Mal an diesem Turnier im Rückstand.
Aber es ist nicht die ganze Wahrheit. Am Ende siegt die Schweiz 8:3. Und ist damit besser als der HCD. Denn die letzte Wahrheit steht immer oben auf der Resultattafel.
Diese Wende vom 2:3 zum 8:3 hat selbst weitgereiste Hockey-Weltenbürger in helle Begeisterung versetzt. Dave King (70) hat mehr als 1000 Spiele gecoacht. Er war kanadischer Nationaltrainer, Bandengeneral in der NHL und in der grossrussischen KHL. Eigentlich sollte ihn auf dem Planeten Hockey nichts mehr in Erstaunen versetzen.
Aber der helvetische Hockeygipfel hat es getan. Dave Kings Augen strahlten nach dem Halbfinale zwischen dem HC Davos und unserer Nationalmannschaft wie die eines Kindes vor dem Weihnachtsbaum. «Können Sie sich vorstellen, was los wäre, wenn in der NHL dieses blitzschnelle Transition-Game (das Umschalten von Defensive auf Offensive) gespielt würde? Dieses kreative Offensivhockey? Mit Crosby und Malkin? Mein Gott, die Leute würden in den Sitzen stehen.»
Nörgeler, die kaum je über die Grenzen blicken, sehen oft nicht, wie attraktiv und spektakulär unser Hockey ist. Der HCD und das Nationalteam taumelten zwischen kreativem «Pausenplatz-Hockey» und Weltklasse durch dieses Halbfinale. Sie zelebrierten ein grandioses Spektakel. Eishockey als Spiel und Spass. Nicht als Arbeit und Pflicht. Zeitweise ganz von den Fesseln der Taktik befreit. Ganz einfach grossartig.
In Johan Wolfgang Goethes wohl bester Ballade («Der Zauberlehrling») endet der Versuch des Zauberlehrlings, die Tricks seines Hexenmeisters nachzuahmen, in einem heillosen Chaos. Weil er alleine ist und ihm niemand mehr helfen kann, als die Dinge aus dem Ruder laufen.
Aber in der fantastischen Wirklichkeit des Spengler Cups gewinnt der taktische Zauberlehrling gegen den taktischen Hexenmeister. Weil er nicht alleine ist. Weil er einen Hexenmeister an seiner Seite hat. Auch für Zauberlehrling Patrick Fischer laufen die Dinge aus dem Ruder. In der 36. Minute geht der HC Davos 3:2 in Führung.
Aber Patrick Fischer ist – anders als Goethes Zauberlehrling – in der Stunde der Not nicht alleine. Er hat mit «Schatten-Nationaltrainer» Tommy Albelin einen taktischen Hexenmeister an seiner Seite. Und so gelingt es ihm, Arno Del Curto, den wahren Hexenmeister, zu besiegen. Und wie! Die Schweizer bewahren kühlen Kopf, halten den Schaden in Grenzen – und stürmen im Schlussdrittel unwiderstehlich zum Kantersieg.
Heute tritt die Schweiz im Finale gegen Kanada als Favorit an (heute 12.10 Uhr, live im watson-Ticker). Unsere Nationalmannschaft kann zum ersten Mal den Spengler Cup gewinnen. Und am 15. Februar gibt es ein Wiedersehen. Die Schweiz beginnt das olympische Turnier mit der Partie gegen Kanada.
Bleibt noch die Frage zu klären, was auf dem Eis die Differenz gemacht hat. Nun, es spricht für unser Hockey, dass die Flügelzange des Tabellenletzten mit Denis Hollenstein und Vincent Praplan eine entscheidende Rolle gespielt hat. Und für einmal war es nicht eine der ewigen Wahrheiten des Eishockeys, die den hochstehenden eidgenössischen Hockeygipfel entschieden hat. Diese Wahrheit sagt, dass immer der bessere Goalie gewinnt.
Ja natürlich, Leonardo Genoni war der bessere Goalie. Aber die Schweizer waren im letzten Drittel, als die offensiven Fluten über die defensiven Dämme stiegen, offensiv so gut, dass sie auch mit Gilles Senn im Tor gewonnen hätten.