Endlos lässt sich darüber debattieren, wer die Besten der bisher 388 in der National League eingesetzten Feldspieler und 37 Goalies der laufenden Saison sind. Die Statistiken sagen auch nicht alles.
Viele weitere Faktoren wie Führungsqualitäten, Preis-Leistungs-Verhältnis, Einfluss auf das Leistungsvermögen des Teams spielen auch eine Rolle. Hier also die 50 interessantesten Spieler der laufenden Saison. 27 Schweizer, 10 Finnen, 4 Tschechen, 4 Kanadier, 2 Amerikaner und je ein Schwede, ein Deutscher und ein Franzose.
Wir zeigen die Top 50 der wichtigsten Spieler der ersten Qualifikationshälfte 2024/25 in einer fünfteiligen Serie. Hier der dritte Teil:
28 Spiele, 10 Punkte, 8 Assists, 18 Punkte, 8 Strafminuten. +8. Nr. 52 der Liga-Skorerliste. Beste Plus/Minus-Bilanz Langnau.
Im August ist er 36 geworden und im letzten Frühjahr hatten die Boshaften gesagt: Die vorangegangene Saison (2023/24) war die Saison zu viel. Nur 23 Punkte in 49 Spielen. Seit er 2011 Profi geworden ist, hatte er erst ein einziges Mal schwächere Statistiken. Aber Harri Pesonen hat in Langnau eine Bedeutung, die weit über die Skorerwerte hinausgeht: Seit 2018 ist er – ausser einer Saison in der KHL zwecks Abrundung der Vermögensbildung – Langnaus Leitwolf auf dem Eis und in der Kabine, «Schatten-Sportchef» und Integrationsfigur.
In fünf Saisons hat er viermal mindestens 39 Punkte produziert und bei der Rekrutierung des ausländischen Personals eine wichtige Rolle gespielt: Seinen Beziehungen ist es zu verdanken, dass die Langnauer mit fünf finnischen Spielern fast keine Ausländersorgen haben. Und nun hat er die Boshaften der Boshaftigkeit überführt, ist Langnaus leidenschaftlicher Leitwolf und sein Vertrag ist um ein weiteres Jahr verlängert worden. Um die persönliche Statistik vom Vorjahr zu erreichen, fehlen ihm nur noch 5 Punkte. Er ist Langnaus wichtigster Ausländer der Neuzeit.
31 Spiele, 15 Tore, 7 Assists, 22 Punkte. 10 Strafminuten. -12, Nr. 34 der Liga-Skorerliste. Bester Torschütze Ajoie.
Im letzten Frühjahr schien seine Karriere zu Ende zu gehen: Er hatte in 37 Partien noch 4 Tore (13 Punkte) beigesteuert. Der generöse Einsatz und das Alter – er wird im April 35 – schienen ihren Preis zu fordern, und der noch bis zum Ende dieser Saison laufende Vertrag dürfte auch aus Rücksicht auf die enormen Verdienste, vergangenen Ruhm und dem Hang zur Romantik nicht aufgelöst worden sein. Nur die Captain-Binde musste er abgeben. Zusammen mit Jonathan Hazen prägt der Kanadier seit dem Sommer 2015 eine ganze Ära des jurassischen Hockeys mit dem Cupsieg von 2020 und dem Aufstieg von 2021.
Und nun erleben wir eines der erstaunlichsten Comebacks in der Geschichte unseres Hockeys: Der Kanadier ist der beste Torschütze seines Teams (und die Nummer 6 der Liga) und ist pro Partie mehr als 20 Minuten im Einsatz (ligaweit bekommt von den Stürmern nur sein Teamkollege Pierre Edouard Bellmare noch mehr Eiszeit). Er ist der beste langsame Stürmer der Liga, vielleicht sogar in Europa, und in einem goldenen Herbst macht er mit einer überragenden Spielintelligenz («Schneeschuh-Gretzky») fehlende Tempofestigkeit bei weitem wett. Wie ist dieses Wunder möglich geworden? Eine passendere Linienzusammenstellung durch einen neuen Trainer, damit er seine Spielintelligenz entfalten kann und, natürlich, eine Prise Romantik.
28 Spiele, 5 Tore, 8 Assists, 13 Punkte. 6 Strafminuten. +9, Nr. 15 der Liga-Skorerliste der Verteidiger.
Hin und wieder werden Stürmer im Laufe ihrer Karriere zu erfolgreichen Verteidigern: Joel Genazzi war als Stürmer ein Hinterbänkler und hat es als Verteidiger zum WM-Silberhelden gebracht. Immerhin war ihm also als wenig produktiver Stürmer Defensivarbeit kein Fremdwort. Noch erstaunlicher ist die Entwicklung von Joel Vermin. Immerhin hat er es als Stürmer zum WM-Silberhelden und bis in die NHL gebracht.
So gute Stürmer im Herbst ihrer Karriere zu Verteidigern zu machen ist eher noch schwieriger als alten Hunden neue Tricks beizubringen. Doch aus Joel Vermin ist diese Saison im Alter von 32 Jahren ein erstaunlich verlässlicher Verteidiger geworden. Er gehört mit einer Plus-9-Bilanz zu den defensiv verlässlichsten zehn Schweizer Verteidigern der Liga und war bei Saison-Halbzeit als Verteidiger statistisch so produktiv wie in der vorangegangenen Saison als Stürmer. All das hat sehr viel mit einer Eigenschaft zu tun, die im Training nicht erlernt werden kann und als Geschenk der Hockey-Götter gilt: Spielintelligenz.
17 Spiele, 6 Tore, 12 Assists, 18 Punkte. 30 Strafminuten. -3 für Ambri/16 Spiele, 2 Tore, 7 Assists, 9 Punkte. 8 Strafminuten. -3 für Gottéron. Nr. 15 der Liga-Skorerliste.
Nachdem er in 16 Partien nur zwei Tore erzielt hatte, entsprach Gottérons Sportdirektor Gerd Zenhäusern dem Wunsch nach Veränderung und schickte ihn im Tausch mit Jakob Lilja nach Ambri. Und siehe da: Bei Ambri hat er in 17 Spielen bereits sechsmal eingenetzt und mit Dominik Kubalik den idealen Mitspieler gefunden. Seine Wirkung geht weit über das hinaus, was die Statistik aufzeigt. Er sorgt mit Leidenschaft, Willen und immer wieder mit genialen spielerischen Blitzlichtern für Emotionen auf dem Eis und im Publikum.
Der perfekte Spieler für Ambri, so wie er einst der perfekte Spieler für die SCL Tigers war – und eigentlich auch der perfekte Spieler für den SCB und Gottéron gewesen wäre. Mit 36 Jahren ist er in der Leventina am Ort seiner Bestimmung angelangt und wir können davon ausgehen, dass Sportdirektor Paolo Duca den am Saisonende auslaufenden Vertrag um mindestens ein Jahr verlängern wird.
32 Spiele, 16 Tore, 11 Assists, 27 Punkte. 19 Strafminuten. +5, Nr. 11 der Liga-Skorerliste. Bester SCB-Torschütze.
Er ist sozusagen der «Anti-Kahun»: der taktisch folgsame Liebling, der verlängerte taktische Arm des Trainers. Nach einem vergeblichen Anlauf Richtung NHL ist er nach nur einer Saison nach Europa in Bern zu Jussi Tapola zurückgekehrt, dem er zuvor schon in Finnland treu gedient hatte. Nun ist er in Bern sozusagen am neuen Ort seiner Bestimmung angelangt. Der kräftige, bissige, hart einsteigende Flügel ist kein eindimensionaler Offensivspieler. Vielmehr werden sein Sinn fürs Mannschaftsspiel und seine Bereitschaft zur Defensivarbeit gerühmt.
Wie erwartet hat er beim SCB eine Führungsrolle übernommen: Gute Beziehungen mit dem Trainer, kein zu grosses Ego und die Bereitschaft zur defensiven Pflichtarbeit, kräftig genug, um jeden bösen Hund in der Liga zu verbellen und ein gutes Gespür fürs Toreschiessen. Einer wie Simon Moser zu den besten Zeiten oder Finnlands Antwort auf Alan Haworth, den kanadischen SCB-Leitwolf der «Belle Epoque» unter Bill Gilligan. Also kein Schillerfalter. Logisch also, dass er mindestens bis im Frühjahr 2026 bleibt.
31 Spiele, 14 Tore, 6 Assists, 20 Punkte. 20 Strafminuten. -10. Nr. 41 der Liga-Skorerliste. Bester Torschütze bei Lugano.
Von den zehn besten Schweizer Torschützen der Liga weisen nur drei eine Minus-Bilanz auf. Einer davon ist Luca Fazzini (-10) und nur Philip-Michaël Devos hat noch schlechtere Werte (-12). Luca Fazzini hat noch nie für einen anderen Klub als Lugano gespielt. Nicht als Junior und nicht als Profi.
Er ist der «Posterboy» der neuen Klubkultur, die mehr auf eigene als auf zugekaufte Spieler setzt. Inzwischen hat er in über 600 Spielen mehr als 300 Punkte beigesteuert. Er ist ein temperamentvoller, explosiver und kaltblütiger Skorer mit einem teuflisch schnellen und präzisen Handgelenkschuss und dürfte sogar den härtesten Schuss aller Spieler im Team haben. Manchmal wirkt sein Spiel allerdings ein wenig übereifrig (auch diese Saison mit Abstand am meisten Torschüsse des Teams), aber im Gesamturteil ist er einer der besten Vollstrecker mit Schweizer Pass.
Trotzdem ist es bei 18 Operetten-Länderspielen geblieben und für ein WM-Aufgebot war er noch nie ein Thema. Das hat einen Grund: Wenn ein so talentierter Stürmer mit gut einer Viertelstunde Eiszeit pro Spiel nun schon zum siebten Mal hintereinander auf eine Minus-Bilanz zusteuert, dann ist er ein defensiver Hasardeur. Mit einem Vertrag bis 2027 hätte er mit 29 Jahren zwar noch viel Zeit, in Lugano dieses Manko zu beheben. Aber irgendwie passt seine sorglose Spielweise halt zu Luganos Hockey-Kultur der 2020er Jahre.
32 Spiele, 16 Tore, 12 Assists, 28 Punkte. 10 Strafminuten. -8. Nr. 8 der Liga-Skorerliste. Topskorer Ambri
Er kommt als beinahe übersehenes Talent im Laufe der Saison 2017/18 nach Ambri, wird Liga-Topskorer (2018/19) und anschliessend in der wichtigsten Liga der Welt (NHL) Millionär. Weil er im Sommer 2024 keinen neuen NHL-Vertrag bekommt, kehrt er heim nach Ambri, zu dem Klub, der ihm die Chance gegeben hat, ein Titan zu werden, und geht unter anderem auf eine Anfrage aus Bern nicht ein.
Es gibt also noch Hockey-Romantik und Dankbarkeit. Bis zum 15. Dezember hätte er die Leventina Richtung NHL verlassen können. Aber in Amerika gibt es halt weniger Sinn für Hockey-Romantik. So kommt es, dass niemand mehr in der NHL nach Dominik Kubalik gefragt hat und er nun bis Saisonende in Ambri bleibt. Liga-Topskorer ist er zwar noch nicht, aber eher noch treffsicherer als damals während der Saison 2018/19. Vor der Weihnachtspause hat er bereits 16 Tore erzielt. Seine Rekordmarke (25 Treffer) aus der Saison 2018/19 wird er übertreffen. Wo er nächste Saison stürmen wird, ist offen. Für Ambri mag ein Duo Dominik Kahun/Dominik Kubalik Utopie sein. Aber für den SC Bern nicht.
12 Spiele, 1 Tore, 4 Assists, 5 Punkte. 4 Strafminuten. +2. - Nr. 217 der Liga-Skorerliste.
Der SCB-Topskorer und beste Vorbereiter der Liga hat in der neuen Saison in 12 Partien bloss 5 Punkte auf dem Konto und ist die Nummer 20 der SCB-Skorerliste. Formschwäche? Verlorene Motivation? Nein. Natürlich ist er nach einer Handverletzung noch ein wenig auf der Suche nach dem Rhythmus. Aber im Kern geht es um etwas ganz anderes. Alle wissen es, niemand wagt es zu sagen und er selbst schon gar nicht. Weil er ein vorbildlicher, loyaler Musterprofi ist und erst noch einen bis 2027 laufenden, hoch dotierten Vertrag im Feuer hat.
Der hochbegabte, sensible Schillerfalter ist – wie die Nordamerikaner sagen – in «coach’s doghouse» geraten. Was sich wörtlich nicht übersetzen lässt und ganz einfach heisst: Der taktische Freigeist, der für die rauen Seiten des Spiels so wenig geeignet ist wie ein Schmetterling für einen Luftangriff, ist bei Jussi Tapola, der gerne in taktischen Schablonen denkt, in Ungnade gefallen.
Hier eine Träumerei für wahre Hockey-Romantiker: Die Sudbury Wolves (ein Team auf höchster Nordamerikanischer Juniorenstufe) erfreuten sich nicht ganz zwei Jahre lang (2012 bis 2014) an einem ganz spektakulären Sturmduo, das fast hundert Punkte zelebrierte und es später weit bringen sollte: Dominik Kubalik zum Millionär in Amerika und zum WM-Titel 2024, Dominik Kahun zum mehrfachen Deutschen Meister, WM- und Olympiafinalisten und einem der bestbezahlten ausländischen Stürmer in der National League. Also müsste doch ein Sportchef mit dem Schlüssel zu einer gut gefüllten Transferkriegskasse alle Hebel in Bewegung setzen, um dieses Duo in unserer Lauf- und Tempoliga wieder zusammenzubringen. Oder?
24 Spiele, 12 Tore, 11 Assists, 23 Punkte. 2 Strafminuten. +10. Nr. 27 der Liga-Skorerliste.
Auf dem Weg zu einer Rekordsaison ist er nach 24 Spielen (12 Tore, 23 Punkte) im Dezember bei einem Einsatz als Operetten-Nationalspieler durch eine Verletzung gestoppt worden. Die Hockeygötter springen mit ihm wahrlich ungnädig um: Er hat sich nach einer durch Krankheit und Verletzung verlorenen Saison 2022/23 (4 Spiele/0 Punkte) diese Saison ganz nach oben gespielt und war zum Zeitpunkt seines Ausfalls der beste Torschütze und Skorer der Liga mit Schweizer Pass.
Er ist als zerbrechlicher Schmetterling einer der ganz wenigen Spieler, die dazu in der Lage sind, die Schnelligkeit der Füsse mit der Schnelligkeit der Hände und des Spielverständnisses zu kombinieren und ihre Kunst auf den Aussenbahnen und in der Mitte auch in voller Fahrt zu zelebrieren. Er hat eigentlich nur einen «Gegenspieler»: Die Gefahr einer Verletzung beim Versuch der überforderten Gegenspieler, ihn zu stoppen. Wir erkennen in ihm an einem guten Abend ein wenig Denis Malgin, ein bisschen Marcel Jenni und eine Prise Dominik Kahun.
28 Spiele, 12 Tore, 11 Assists, 23 Punkte. 8 Strafminuten. -5. - Nr. 26 der Liga-Skorerliste. Bester Torschütze der Lakers.
Er muss in den grösstmöglichen Schuhen stehen: Roman Cervenka, sein Vorgänger als Topskorer, hat Kultstatus bei den Lakers, war Liga-Topskorer und Liga-MVP. Malte Strömwall ist nicht der nächste Roman Cervenka. Weil es in der Historie der Lakers so wenig einen zweiten Cervenka geben wird wie einen zweiten Gretzky in der Geschichte der Edmonton Oilers. Es hilft Malte Strömwall, dass er ein torgefährlicher Hockey-Weltreisender ist, der sich überall zurechtfindet. Die Lakers sind sein 10. Arbeitgeber in den letzten 10 Jahren und die National League die 7. Liga. Er kennt in Nordamerika die zweitklassige AHL und die drittklassige ECHL und in Europa die höchsten Ligen in Finnland, Schweden und Russland.
In der Organisation von Carolina hat er es nicht in die NHL geschafft. Ein solcher Hockey-Lebenslauf signalisiert viel Erfahrung und eine gewisse Unerschütterlichkeit. Eigenschaften, die ihm bei den Lakers sicherlich helfen und der Trainerwechsel wird auf seine Leistungen keinen Einfluss haben. Eine Qualität ist besonders interessant. Er gilt als Spieler, der auch dann konstant punktet, wenn seine Mitspieler in einem Leistungstief stecken. Somit können wir 20 Tore unabhängig vom Formstand der Lakers erwarten und er feiert Silvester als bester Schwede der Liga.