Der Meister sowie der 1. und 2. der Qualifikation sind dazu verurteilt, an der Champions Hockey League teilzunehmen. Falls der Meister die Qualifikation auf dem 1. oder 2. Rang beendet, rückt der 3. der Qualifikation nach. Diese Saison müssen Servette (als Meister und Qualifikationssieger) sowie Biel und die Lakers als 2. und 3. der Qualifikation in den sauren europäischen Apfel beissen.
Saurer Apfel? Ja, ein ganz saurer Apfel. Für 20 der 24 teilnehmenden Klubs ist die Champions League ein Verlustgeschäft. Das mögen die auf diese Saison weiter gekürzten Prämien und Entschädigungen zeigen.
Wer die Champions Hockey League gewinnt, kann also Einnahmen in der Höhe von 360'000 Euro erzielen.
Da die Reisespesen vollumfänglich zulasten der Klubs gehen und einige Destinationen nur mit einem Charter erreichbar sind bzw. Linienflüge das ganze Gepäck eines Hockeyteams nicht immer transportieren können, schreiben die Klubs bis zum Halbfinal rote Zahlen. Zumal sehr oft die Vorrunde (also die 6 Partien vor dem Achtelfinal) im Saison-Abo inbegriffen ist. Die Publikumseinnahmen halten sich in Grenzen. Kurzum: Nur 4 von 24 Teams (die vier Halbfinalisten) dürften bei einer ehrlichen Vollkostenrechnung mit der Champions League kein Geld verlieren.
Aber es geht nicht nur um Geld. Der europäische Wettbewerb hat für unsere Klubs auch sportliche Auswirkungen. Es ist kein Zufall, dass mit Meister Servette (10.), Biel (11.) und den Lakers (13.) gleich alle drei Champions League-Teilnehmer Schwierigkeiten in der nationalen Meisterschaft haben. Diese Zusatzbelastung wird immer wieder unterschätzt und hat allen seit Ende August neben dem eng getakteten nationalen Spielplan acht zusätzliche Partien plus Auslandsreisen beschert.
Für die Lakers (gegen Vitkovice) und Servette (gegen die Växjö Lakers) folgen nun im Viertelfinal die Partien neun und zehn. Die Lakers haben gute Halbfinal-Chancen. Die Sportchefs und Trainer rühmen zwar in offiziellen Erklärungen die sportliche Herausforderung und Abwechslung (inoffiziell tun sie es nicht immer), die für die Spieler reizvoll sei.
Aber bis in den Dezember hinein fehlen die Atempausen, um ein paar Tage in aller Ruhe im Training dieses oder jenes korrigieren zu können und die Verletzungsanfälligkeit wird durch das europäische Engagement höher. Die NL-Klubs haben mit Ausnahme der ZSC Lions nicht die Kadertiefe, um die Zusatzbelastung eines europäischen Wettbewerbes problemlos zu verkraften. Eine Erfahrung, die seit der Wiedereinführung der Champions League (2014) unter anderem auch schon Ambri, Davos, Gottéron, Lugano, Kloten oder Zug gemacht haben.
Auffallend ist bei Servette, Biel und den Lakers der Rückgang der Torproduktion. Die Lakers waren letzte Saison offensiv die Nummer 2 der Liga. Jetzt sind sie gar das offensiv schwächste NL-Team. Ähnlich dramatisch ist der Einbruch der offensiven Feuerkraft bei Biel: letzte Saison das drittbeste NL-Team und jetzt nur noch die Nummer 10. Servette hat letzte Saison in der Qualifikation am meisten Tore erzielt und ist aktuell gerade noch die Nummer 8. Viele knappe Niederlagen sind die Folge.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Der Auslöser für die nachlassende Torproduktion mag in Genf und Biel nicht der gleiche sein wie bei den Lakers. Aber wenn die Krise einsetzt, ist die Wirkung die gleiche: Eine negative Dynamik, die den Druck erhöht. Bei Servette hat die Ernsthaftigkeit im Spiel nach dem Abgang von Henrik Tömmernes und der Meisterfeier ein wenig nachgelassen, aber Talent ist noch mehr als genug da. Biels Offensive hat durch Verletzungspech früh an Schwung verloren. Die Lakers sind eher ein Opfer ihres eigenen Erfolges geworden: Nach einem 4. und einem 3. Platz in der Qualifikation sind die Erwartungen gestiegen.
Es ist dem nationalen Publikum und den Medien herzlich egal, ob Genf, Biel oder die Lakers in der Champions League erfolgreich sind oder nicht. Es gibt keinerlei Erfolgsdruck, die Verkrampfung fällt weg. Hockey für Romantiker. Tatsächlich sind die Lakers offensiv die Nummer 4 der insgesamt 24 Teilnehmer der Champions League. Aber auch Servette und Biel fällt es leichter, im europäischen Wettbewerb als in der heimischen Liga ins Tor zu treffen. Servette ist offensiv Europas Nummer 3 und Biel immerhin noch die Nummer 7. Tore erzielen war immer schon zu einem schönen Teil Kopfsache.
Wir sehen: Die Champions League ist ein Minusgeschäft mit erheblichen sportlichen Nebenwirkungen. Damit die Teams nicht etwa auf den eigentlich folgerichtigen Gedanken kommen, auf die Champions League zu verzichten, drohen für eine Mannschaft, die sich qualifiziert hat, bei einer Nichtteilnahme harsche Bussen, die bezahlt werden müssen, weil die Champions League mit unserer NL und den Klubs vertraglich verbandelt ist.
Diese Bussen sind klugerweise so hoch angesetzt, dass bei einer Teilnahme in jedem Fall weniger Verlust eingefahren wird als durch das Bezahlen der Busse. Auch für den TV- und Werberechteinhaber Infront ist die Champions League ein Minusgeschäft. Unter anderem auch deshalb, weil seit der Wiedereinführung (2014) die Russen nie dabei waren und nun aus naheliegenden Gründen auch auf Jahre hinaus nicht dabei sein werden.
Die Champions Hockey League beschert uns sehenswertes, hochstehendes und unterhaltsames Hockey. Gut, dass es sie gibt. Das Problem ist nur: Sie interessiert halt eigentlich nur paneuropäische Hockey-Romantiker. Biel hat beispielsweise bei jedem Spiel gegen Schlusslicht Ajoie eine höhere Stadionauslastung als bei den diesjährigen Partien der Champions League.
Das Elsgau liegt uns halt näher als Böhmen und Mähren oder Skandinavien.
Scheinbar bin ich ein Hockey-Romantiker, ich kann bis heute nicht verstehen, warum z.B. das 3. Heimspiel innerhalb 2 Monaten gegen Ambri mehr Leute ins Stadion lockte als Spiele gegen Tschechen oder Finnen, auf die man vielleicht alle 5 Jahre einmal trifft. Zumal das Niveau bestimmt nicht tiefer ist in der CHL.
Also Eishockey ist jetzt sicher populärer als die beiden anderen Sportarten, auch wenn ich alle drei gerne sehe. Da fragt man sich schon, was für Köpfe da dabei sind, die das nicht auf die Reihe kriegen und man auch einiges mehr verdienen kann.
Das Problem ist vor allem das Zuschauerinteresse
Hier fehlt es an gutem Marketing und auch die Medien berichten nur auf Sparflamme.
Die Reiseproblematik könnte man mit entgegenkommen im Spielplan teilweise lösen.