Sport
Eismeister Zaugg

Eismeister Zaugg: Die SCL Tigers haben eine Strategie, der SC Bern keine

SCL Tigers Cheftrainer Thierry Paterlini waehrend dem Eishockey-Meisterschaftsspiel der National League zwischen den Teams EHC Kloten und SCL Tigers am Freitag, 12. Januar 2024, in Kloten. (KEYSTONE/P ...
Engagiert: Tigers-Trainer Thierry Paterlini.Bild: keystone
Eismeister Zaugg

Der Trainer verlängert vorzeitig – Langnau hat eine Strategie, der SC Bern keine

Die SCL Tigers verlängern mit ihrem Trainer Thierry Paterlini vorzeitig gleich um zwei Jahre. Der SC Bern hat mit Trainer Jussi Tapola vorzeitig um ein Jahr verlängert. Was beim SCB Unsinn ist, macht bei Langnau sehr wohl Sinn.
12.09.2024, 04:59
Mehr «Sport»

«Qui bono?» ist bei allen Storys die entscheidende Frage. Diese Frage (zu Deutsch: «Wem zum Vorteil?») geht auf den römischen Redner und Polemiker Marcus Tullius Cicero zurück.

Wenn wir also die beiden vorzeitigen Vertrags-Prolongationen im Bernbiet betrachten, stellt sich die Frage: Wem zum Vorteil? Beim SCB ist klar: Obersportchef Martin Plüss und Untersportchef Patrik Bärtschi erhoffen sich den Vorteil der inneren und äusseren Ruhe.

Die Trainerfrage ist in Bern hochheikel. Seit mehr als zehn Jahren sind alle SCB-Trainer mehr oder weniger unrühmlich gescheitert. Auch die Meistertrainer. Larry Huras gefeuert, Antti Törmänen entlassen, Lars Leuenberger nicht mehr erwünscht, Kari Jalonen vorzeitig nach Hause geschickt. Dazu sind Operettentrainer wie Don Nachbaur, Johan Lundskog oder Toni Söderholm kläglich gescheitert.

SC Bern Cheftrainer Jussi Tapola waehrend dem Eishockey-Meisterschaftsspiel der National League zwischen den Teams EHC Kloten und SC Bern am Samstag , 23. Dezember 2023, in Kloten. (Keystone/Manuel Ge ...
Jussi Tapola bleibt laut Papier noch länger in Bern.Bild: keystone

Verständlich also, dass Ober- und Untersportchef beim SCB jetzt keine Trainerdiskussion wollen. Naiverweise gehen sie davon aus, dass mit der vorzeitigen Verlängerung um eine weitere Saison bis 2026 alle Trainer-Diskussionen verstummen. Eine echte Strategie – ausgerichtet nach den Fragen «Wer sind wir sportlich?», «Was wollen wir sportlich?» und «Wer ist die ideale Führungspersönlichkeit, um das umzusetzen, was wir sind und wollen?» – steckt hinter der Verlängerung von Jussi Tapola hingegen nicht. Die einzige bisher erkennbare sportliche SCB-Strategie ist die des offenen Tresors: Spieler einkaufen. Kommt dazu: Einen Markt hat Jussi Tapola in der Schweiz keinen und einen besser bezahlten Job als in Bern bekommt er in ganz Europa nirgendwo.

Bei Thierry Paterlini ist die Situation eine gänzlich andere. Seit dem Sommer 2022 sind er und Sportchef Pascal Müller auf einer Mission: Sie setzen gemeinsam, konsequent und erfolgreich Schritt für Schritt die Vision eines Ausbildungsklubs um, also eines Klubs, der es jungen Spielern ermöglicht, besser zu werden, damit sie später an einem anderen Ort reich werden können.

In den letzten zwei Jahren hat sich Paterlini bei seinem ersten Job im Profi-Hockey zu einem der begehrtesten Schweizer Trainer entwickelt: Während sich viele fragen, ob sich Luca Cereda auch an einem anderen Ort als Ambri und mit einem anderen Sportchef als Paolo Duca durchsetzen könnte, ob ein anderer Klub als Lugano das Experiment Luca Gianinazzi wagen würde, ist der Zürcher Thierry Paterlini sozusagen ein Mann für alle Klubs und alle Orte. Sportchef Müller musste damit rechnen, dass Paterlini nach Ablauf des Vertrages im Sommer 2025 von der Konkurrenz abgeworben worden wäre.

Pascal Mueller, Sportchef der Tigers, im Eishockeyspiel der National League zwischen den Rapperswil-Jona Lakers und den SCL Tigers, am Samstag, 24. September 2022, in der St. Galler Kantonalbank Arena ...
Pascal Müller baut in Langnau als Sportchef etwas auf.Bild: keystone

Die SCL Tigers haben eine klare sportliche Strategie, die sie auch infrastrukturell mit dem neuen, soeben eröffneten Leistungssportzentrum («Campus») umsetzen. Sportchef Pascal Müller und Thierry Paterlini sind die Architekten dieser Strategie und anders als in Bern gibt es kein leises Murren in der Kabine. Also macht es Sinn, vorzeitig und gleich um zwei Jahre mit dem Trainer und eben auch dem Architekten der eigenen Strategie zu verlängern.

Um auf die eingangs gestellte Frage («Wem zum Vorteil?») zurückzukommen: Die vorzeitige Vertragsverlängerung in Bern dient dem Ober- und Untersportchef und dem Trainer. Die vorzeitige Vertragsverlängerung in Langnau dient dem Klub.

  • Stürmer
  • Verteidiger
  • Torhüter
player_image

Nation Flag

Aktuelle
Note

info
  • 7

    Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.

  • 6-7

    Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.

  • 5-6

    Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.

  • 4-5

    Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.

  • 3-4

    Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.

  • Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.

Punkte

Goals/Assists

Spiele

Strafminuten

  • Er ist

  • Er kann

  • Erwarte

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
1 / 13
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
HC Davos: 31 Titel, 6 seit 1986; zuletzt Meister: 2015.
quelle: keystone / ennio leanza
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Despacito mit Eishockey-Spielern
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
19 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
maylander
12.09.2024 07:06registriert September 2018
Nirgends ist die Diskussion um den Trainer stärker als in Bern. Mit der Verlängerung macht man klar, dass man an Jussi Tapola festhalten will auch wenn eine Krise ansteht.

Zudem ist Jussi Tapola einer der besten Klubtrainer Europas. Da müssen die Spieler abliefern, und nicht am Suhl des Trainers sägen.
465
Melden
Zum Kommentar
avatar
Amarillo
12.09.2024 06:48registriert Mai 2020
Gemäss den bisherigen Äusserungen des Eismeisters ist nur klar, dass was der SCB tut auf jeden Fall das Falsche ist. Das ist zumindest etwas, woran man sich halten kann in diesen unsicheren Zeiten. Eine eigene Vorschau für den SCB erübrigt sich schon fast. Nachdem dieser schon in diversen anderen Vorschauen als schlechtes Beispiel diente, weiss man schon alles nötige. Prognose geht dann wohl richtung Play-out.
243
Melden
Zum Kommentar
avatar
besserwisser#99
12.09.2024 08:27registriert September 2019
"Seit mehr als zehn Jahren sind alle SCB-Trainer mehr oder weniger unrühmlich gescheitert. Auch die Meistertrainer."

Mann nenne mir 5 Trainer, die nach 10 Jahren noch im Amt sind. Das hat nichts mit scheitern, sondern viel mehr mit den Hockey Business zu tun. Was gestern war, zählt heute nicht mehr. Das ist bei jedem Verein so.

Ps: Trifft übrigens auch ganz stark auf unseren Chronisten zu...
234
Melden
Zum Kommentar
19
Jürgen Klopp zu Red Bull? Er ist tatsächlich ein «Normal One»
Der erste Teil der Meldung macht Fussballfans rund um die Welt glücklich: Jürgen Klopp kehrt zurück! Der zweite Teil sorgt für Verwunderung: zu Red Bull. Ausgerechnet Klopp!

Ihm reichten fünf Worte. Als Jürgen Klopp im Herbst 2015 den FC Liverpool übernahm, gab er sich einen Spitznamen. In Anlehnung an den über Gebühr selbstbewussten José Mourinho, der sich in England als «The Special One» vorstellte, meinte Klopp ganz bescheiden: «I am the Normal One.»

Zur Story