«Qui bono?» ist bei allen Storys die entscheidende Frage. Diese Frage (zu Deutsch: «Wem zum Vorteil?») geht auf den römischen Redner und Polemiker Marcus Tullius Cicero zurück.
Wenn wir also die beiden vorzeitigen Vertrags-Prolongationen im Bernbiet betrachten, stellt sich die Frage: Wem zum Vorteil? Beim SCB ist klar: Obersportchef Martin Plüss und Untersportchef Patrik Bärtschi erhoffen sich den Vorteil der inneren und äusseren Ruhe.
Die Trainerfrage ist in Bern hochheikel. Seit mehr als zehn Jahren sind alle SCB-Trainer mehr oder weniger unrühmlich gescheitert. Auch die Meistertrainer. Larry Huras gefeuert, Antti Törmänen entlassen, Lars Leuenberger nicht mehr erwünscht, Kari Jalonen vorzeitig nach Hause geschickt. Dazu sind Operettentrainer wie Don Nachbaur, Johan Lundskog oder Toni Söderholm kläglich gescheitert.
Verständlich also, dass Ober- und Untersportchef beim SCB jetzt keine Trainerdiskussion wollen. Naiverweise gehen sie davon aus, dass mit der vorzeitigen Verlängerung um eine weitere Saison bis 2026 alle Trainer-Diskussionen verstummen. Eine echte Strategie – ausgerichtet nach den Fragen «Wer sind wir sportlich?», «Was wollen wir sportlich?» und «Wer ist die ideale Führungspersönlichkeit, um das umzusetzen, was wir sind und wollen?» – steckt hinter der Verlängerung von Jussi Tapola hingegen nicht. Die einzige bisher erkennbare sportliche SCB-Strategie ist die des offenen Tresors: Spieler einkaufen. Kommt dazu: Einen Markt hat Jussi Tapola in der Schweiz keinen und einen besser bezahlten Job als in Bern bekommt er in ganz Europa nirgendwo.
Bei Thierry Paterlini ist die Situation eine gänzlich andere. Seit dem Sommer 2022 sind er und Sportchef Pascal Müller auf einer Mission: Sie setzen gemeinsam, konsequent und erfolgreich Schritt für Schritt die Vision eines Ausbildungsklubs um, also eines Klubs, der es jungen Spielern ermöglicht, besser zu werden, damit sie später an einem anderen Ort reich werden können.
In den letzten zwei Jahren hat sich Paterlini bei seinem ersten Job im Profi-Hockey zu einem der begehrtesten Schweizer Trainer entwickelt: Während sich viele fragen, ob sich Luca Cereda auch an einem anderen Ort als Ambri und mit einem anderen Sportchef als Paolo Duca durchsetzen könnte, ob ein anderer Klub als Lugano das Experiment Luca Gianinazzi wagen würde, ist der Zürcher Thierry Paterlini sozusagen ein Mann für alle Klubs und alle Orte. Sportchef Müller musste damit rechnen, dass Paterlini nach Ablauf des Vertrages im Sommer 2025 von der Konkurrenz abgeworben worden wäre.
Die SCL Tigers haben eine klare sportliche Strategie, die sie auch infrastrukturell mit dem neuen, soeben eröffneten Leistungssportzentrum («Campus») umsetzen. Sportchef Pascal Müller und Thierry Paterlini sind die Architekten dieser Strategie und anders als in Bern gibt es kein leises Murren in der Kabine. Also macht es Sinn, vorzeitig und gleich um zwei Jahre mit dem Trainer und eben auch dem Architekten der eigenen Strategie zu verlängern.
Um auf die eingangs gestellte Frage («Wem zum Vorteil?») zurückzukommen: Die vorzeitige Vertragsverlängerung in Bern dient dem Ober- und Untersportchef und dem Trainer. Die vorzeitige Vertragsverlängerung in Langnau dient dem Klub.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Zudem ist Jussi Tapola einer der besten Klubtrainer Europas. Da müssen die Spieler abliefern, und nicht am Suhl des Trainers sägen.
Mann nenne mir 5 Trainer, die nach 10 Jahren noch im Amt sind. Das hat nichts mit scheitern, sondern viel mehr mit den Hockey Business zu tun. Was gestern war, zählt heute nicht mehr. Das ist bei jedem Verein so.
Ps: Trifft übrigens auch ganz stark auf unseren Chronisten zu...