Das Erfolgsgeheimnis der Schweiz ist die hohe Kunst des Kompromisses. Und so ist es gelungen, im TV-Business einen Kompromiss zu finden, der unserem Hockey die Präsenz im öffentlich-rechtlichen, im frei empfangbaren kommerziellen und im bezahlten Fernsehen sichert. Diese Präsenz ist für die Vermarktung der Klubs von zentraler Bedeutung: Der Sauerstoff des Geschäftes war, ist und bleibt die Sichtbarkeit auf den Bildschirmen.
Neu hat das öffentlich-rechtliche Fernsehen (SRF, TSR, TSI) in allen drei Sprachregionen erstmals in der Geschichte keinerlei Live-Rechte mehr an den Meisterschafts-Partien (Qualifikation und Playoffs). Der Bezahlsender MySports zeigt alle Spiele live und ergänzt die aktuelle Berichterstattung mit Studiosendungen, Dokumentationen und anderen Eigenproduktionen. Ab 22.00 Uhr werden die Highlights der Runde ausgestrahlt. Bekannte Gesichter wie Jann Billeter haben von Leutschenbach zu MySports gewechselt. Neben den Spielen unserer National League zeigt MySports 150 ausgewählte NHL-Partien, erstmals die Spiele der Champions Hockey League und Partien der höchsten Ligen aus Deutschland (DEL) und Schweden (SHL).
MySports ist Bezahlfernsehen. Die Hockey-Berichterstattung auf Pay-TV zu begrenzen, würde die öffentliche Wahrnehmung des nationalen Hockeys stark eingrenzen. Für Hockey-Übertragungen bezahlen «nur» die am Hockey interessierten Kreise. Die Wahrnehmung über die Hockey-Kreise hinaus ist aber im vitalen Interesse der Macher dieses Sportes. Deshalb wird darauf geachtet, dass es weiterhin auch im frei empfangbaren Fernsehen Live-Übertragungen der Qualifikations- und Playoffspiele gibt.
Bis und mit der letzten Saison waren die Live-Rechte für das frei empfangbare Fernsehen mangels Alternativen stets beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen (SRF, TSR, TSI). Inzwischen haben die frei empfangbaren privaten TV-Stationen eine so hohe Reichweite, dass die Liga zum ersten Mal in der Geschichte die Rechte fürs kostenlose Fernsehen nicht mehr Leutschenbach, sondern der Wanner-Gruppe (CH Media) mit TV24 verkauft hat.
Dieses neue Verbreitungsmodell ermöglicht es, so viele Spiele im frei empfangbaren Fernsehen – also gratis (wenn wir die TV-Gebühren nicht einrechnen) – zu sehen wie noch nie. Jeden Sonntag wird um 20.00 Uhr ein Spiel der Woche live übertragen (TV24, Léman Bleu). Bei Tessiner Beteiligung ist auch Tele Ticino dabei und diese TV-Station aus dem Haus von Ambri-Präsident Filippo Lombardi zeigt zudem alle Tessiner Derbys live. Zusätzlich läuft eine ausgewählte Partie (in der Regel am Dienstag oder am Freitag) über das News-Portal Blick.ch. Zudem werden neu ab 22.00 Uhr (also eine Stunde bevor SRF in den Struktursendungen auf die aktuellen Partien eingehen kann) die von MySports produzierten Highlights der Runde auf allen diesen Kanälen bzw. Plattformen ausgestrahlt. Alles gratis.
Das ist der Kompromiss zwischen bezahltem Fernsehen (MySports) und dem frei empfangbaren Fernsehen. Die historische Niederlage bei der Rechte-Vergabe hätte dazu führen können, dass sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen nach dem Verlust der Live-Rechte unserer Meisterschaft ganz vom Hockey abwendet. Das wäre fatal gewesen. Denn nach wie vor ist die sportpolitische Bedeutung einer Präsenz im staatstragenden Fernsehen nicht zu unterschätzen.
Nach einer monatelangen «Kulturdebatte» zwischen den in der Eitelkeit gekränkten «Hardlinern» ganz oben, die sich nach der schmählichen Niederlage im Wettbewerb um die Live-Rechte beleidigt von der nationalen Meisterschaft fast ganz abwenden wollten, und den Vernünftigen an der Basis, die auf die immense Bedeutung der Meisterschaft verwiesen, haben sich die Vernünftigen im Leutschenbach durchgesetzt: Während der Qualifikation bringt SRF jeden Donnerstag um 22.15 Uhr eine 20-minütige Hockey-Hintergrundsendung (Eishockey – Inside).
Die Highlights ausgewählter Partien folgen in den SRF-Sport-Struktursendungen, neu aber erst ab 23.00 Uhr. Zudem hat SRF beim Verband und dem WM-Vermarkter Infront alle Live-Rechte der Nationalmannschaften (Männer und Frauen) erworben. Auch für die WM. Somit werden diese Saison erstmals sämtliche Länderspiele live auf einem der SRF-Kanäle übertragen. Weil das öffentlich-rechtliche Fernsehen nicht komplett ausgestiegen ist, haben wir nun ab der neuen Saison die beste TV-Abdeckung in der Geschichte unseres Hockeys.
Möglich geworden ist dieses erstaunliche TV-Geschäftsmodell nur durch die juristische Selbständigkeit der Liga. Zum ersten Mal haben die Vertreter der Liga um Liga-Manager Denis Vaucher und nicht die «Hockey-Beamten» des Verbandes die TV-Verträge ausgehandelt. Die Verliererin im TV-Business ist die Swiss League, die vorerst abgesehen von einer eigenen Streaming-Plattform keinerlei TV-Präsenz mehr hat (MySports überträgt keine Spiele mehr). Nicht ganz ausgeschlossen, dass im Laufe der Saison doch noch eine Lösung mit CH Media gefunden wird.
Interessant ist, wie viel Geld die Klubs der höchsten Liga nun aus den TV-Rechten verdienen. Vergleiche machen nur mit westeuropäischen Ländern Sinn, die ihr Hockey alle ähnlich wie bei uns (Liga juristisch vom Verband getrennt) strukturiert haben. Nummer 1 ist Schweden. Die Liga kassiert aus dem TV-Vertrag rund 60 Millionen Franken und die 14 Klubs erhalten daraus etwas mehr als 4 Millionen. Dank dieses TV-Deals ist die SHL inzwischen in Europa die einzige Liga, die bei den Salären der Spitzenspieler mit unserer National League mithalten kann.
Die Nummer zwei im europäischen TV-Business ist bereits unsere National League mit dem neuen TV-Vertrag im Gesamtwert von nicht ganz 30 Millionen. Die 14 Klubs erhalten je rund 1,6 Millionen. Zum Vergleich: Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) mit 15 Klubs muss sich in einem gut zehnmal so grossen TV-Markt mit kläglichen 10 Millionen begnügen und hat praktisch null TV-Präsenz im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.
Keine andere europäische Hockey-Nation hat unser «Hybrid-Modell» mit einer so grossen Präsenz im bezahlten Fernsehen, bei den frei empfangbaren privaten Stationen und dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Es ist das erstaunlichste TV-Geschäftsmodell unseres Sportes.
Dass die nordamerikanische National Hockey League (NHL) halt in allem ein bisschen grösser ist, zeigt sich auch im TV-Business: Allein die Medien-Rechte in den USA bringen der Liga (mit 32 Klubs) pro Saison insgesamt etwas mehr als 625 Millionen Dollar ein.
Alle Spiele der Qualifikation, Highlights aller Qualifikationspartien ab 22.00 Uhr. Spiel der Woche jeden Sonntag ab 20.00 Uhr. 150 NHL-Spiele, Champions Hockey League und ausgewählte Partien der DEL (Deutschland) und SHL (Schweden).
TV24: Spiel der Woche live am Sonntag ab 20.00 Uhr. Highlights aller Qualifikationspartien ab 22.00 Uhr.
Blick.ch: Ausgewählte Partien live am Dienstag oder Freitag (erstmals am 16. September die Partie SC Bern gegen Zug). Die Spiele, die auf Blick.ch übertragen werden, sind bereits im offiziellen Spielplan markiert. Highlights aller Qualifikationspartien ab 22.00 Uhr.
SRF: Keine Live-Spiele der Meisterschaft. 20-minütige Magazinsendung am Donnerstag (Eishockey – Inside). Highlights im Rahmen der Sport-Struktursendungen erst ab 23.00 Uhr. Alle Länderspiele und WM-Partien der Männer und Frauen live. Spengler Cup live.