Sport
Eismeister Zaugg

Die National League bleibt bei 14 Teams: Ende der Hockey-Zauberformel

SWISS Ice hockey, Eishockey - Swiss League EHC Winterthur vs Olten 11.10.2022 Olten goalie Lucas Rötheli Winterthur Deutweg Zürich Schweiz Copyright: xSergioxBrunettix
Für Teams wie den EHC Olten bleibt die Zukunft ungewiss.Bild: IMAGO/Sergio Brunetti
Eismeister Zaugg

Das Ende der Hockey-Zauberformel und der Beginn eines goldenen Zeitalters

Die National League (NL) bleibt bei 14 Teams und dadurch schrumpft die Swiss League (SL) bereits mittelfristig zu einer Amateur- und Ausbildungsliga. Der Entscheid markiert eine Zäsur in der Geschichte unseres Hockeys und kann der Beginn eines neuen, goldenen Zeitalters sein.
02.11.2022, 18:5503.11.2022, 13:23
Mehr «Sport»

Nun ist es amtlich: Die gute alte Zeit ist vorbei. Die National League (NL) bleibt bei 14 Teams. Der Antrag, die höchste Liga im Laufe der nächsten zwei Jahre auf 12 Teams zurückzuführen, ist mit einer Gegenstimme (sie kam vom SC Bern) abgelehnt worden.

Damit ist auch amtlich: Unsere Hockey-Welt wird nie mehr so sein, wie sie einmal war. Das Erfolgsmodell mit zwei Profiligen (National League, Swiss League, früher NLA und NLB) an der Spitze der Leistungspyramide gibt es nicht mehr. Auf dem Papier ist die Swiss League zwar nach wie vor eine Profiliga. In der Praxis ist sie bereits auf dem Weg zu ihrer neuen, wahren Bestimmung. Auf dem Weg zu einer Amateurliga. Das Wort tönt etwas despektierlich. Sagen wir also: auf dem Weg zu einer Semi-Profiliga oder Ausbildungsliga.

Nicht Egoismus der Etablierten oder Fehler der Hockey-Macher haben zu dieser historischen Zäsur geführt. Die normative Kraft des Faktischen (des Marktes) erzwingt diese Situation. Die TV- und Werbegelder und die mediale Aufmerksamkeit konzentrieren sich mehr denn je auf die höchste Liga. Diese Ausrichtung auf ein Premium-Produkt gibt es auf dem gesamten Sportmarkt.

Wenn diese höchste Liga 14 Teams umfasst und zu einer guten geographischen Abdeckung führt (Präsenz in den urbanen Zentren und in der Westschweiz und im Tessin), dann bleibt kein finanzieller Sauerstoff mehr für eine zweite Profiliga.

Die Zauberformel von je 12 Teams in der höchsten und zweithöchsten Liga ist gesprengt. Die NL wieder auf 12 Teams zu reduzieren, würde dazu führen, dass zwei Teams in eine Liga relegiert werden, in der sich künftig ein Profibetrieb nicht mehr finanzieren lässt.

Unser Hockey steht also vor einem schmerzhaften Umbruch. Es heisst Abschied nehmen von einem Modell (zwei Profiligen), das sich seit dem Beginn des Profi-Zeitalters (mit der Einführung der Playoffs 1985/86) recht gut bewährt hat. Ein Modell, das sich in einem veränderten wirtschaftlichen Umfeld nun nicht mehr aufrechterhalten lässt.

Damit kann unser Hockey leben. Der Markt vermag 14 Teams in der höchsten Liga zu nähren. Die sportliche Ausgeglichenheit und Attraktivität des Herbstes 2022 ist keine Momentaufnahme. So sieht die Zukunft aus. Eine Swiss League als Amateur- oder Ausbildungsliga kann ein tragfähiger Unterbau dieser höchsten 14er-Liga sein.

Die National League ist in dieser Saison bislang sehr ausgeglichen.
Die National League ist in dieser Saison bislang sehr ausgeglichen.Bild: watson

Bedingung dafür ist ein weiterer schmerzhafter Veränderungsprozess: die Zusammenführung der Swiss League mit den besten Klubs der MyHockey League zu einer Liga. Sie kann regional strukturiert (um Reisekosten zu sparen) und national positioniert sein. Mit einer regional ausgetragenen Qualifikation und einer Meisterschaftsentscheidung mit den Besten der Regionen.

Spieler, die im ersten Anlauf keine Profis geworden sind, können in dieser neu positionierten Swiss League zwei oder drei Jahre lang einen zweiten Anlauf nehmen. Mit einem hockeybegleitenden Beruf oder Studium. Weil das Salär für den Lebensunterhalt nicht mehr reicht. Es ist eine Struktur, die sich in vergleichbarer Form in führenden Hockeynationen – beispielsweise in Finnland – bereits bewährt.

Der Auf-/Abstieg in Form der Liga-Qualifikation bleibt. Als Drama sondergleichen. Denn ein Absteiger wird künftig nur noch einen neuen Anlauf nehmen können, wenn ein Mäzen oder mehrere Geldausgeber bereit sind, Profistrukturen vorübergehend zu finanzieren. Es wird mittelfristig nicht mehr möglich sein, sich nach einem Abstieg finanziell und sportlich zu bürsten und zu kämmen und geläutert zurückzukehren wie zuletzt Langnau, die Lakers und Kloten.

Der designierte SCB CEO Raeto Raffainer spricht waehrend der Saison-Medienkonferenz des SC Bern, am Montag, 29. August 2022 in Bern.(KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Der SCB von Raeto Raffainer stimmte als einziger Klub für eine Reduktion auf zwölf Teams.Bild: keystone

Die Swiss League der Zukunft wird eine gute Ausbildungsliga sein, die von einem oder zwei Teams dominiert wird, die noch dazu in der Lage sind, Profistrukturen für einen Wiederaufstieg mit betriebsfremden Mitteln zu finanzieren. Mit den Einnahmen aus dem Liga-Spielbetrieb wird das nicht mehr möglich sein.

Noch sagen die Reglemente, dass nur der Meister der Swiss League aufsteigen darf. Aber auch dieser alte Zopf wird schon mittelfristig abgeschnitten und es wird möglich sein, auf anderen Wegen in die National League zu kommen: Sei es, um einen Klub zu ersetzen, der pleitegeht (was nicht ausgeschlossen werden kann), oder sei es, weil es zu einer Erweiterung auf 16 Teams kommt.

Die Rahmenbedingungen für die Entwicklung unseres Hockeys stimmen auch unter den neuen Voraussetzungen. Wir haben eine der besten Meisterschaften ausserhalb der NHL, die auf Augenhöhe mit dem nationalen Fussball steht, eine gute Hockey-Infrastruktur, eine umfassende mediale Abdeckung, ein hohes Interesse der TV- und Werbeindustrie und gut funktionierende Nachwuchsabteilungen. Eigentlich spricht nichts dagegen, dass unser Hockey am Beginn eines goldenen Zeitalters steht.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
1 / 13
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
HC Davos: 31 Titel, 6 seit 1986; zuletzt Meister: 2015.
quelle: keystone / ennio leanza
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Despacito mit Eishockey-Spielern
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
117 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Mclovin
02.11.2022 19:26registriert November 2015
Ohne professionelle 2. Liga ist die National League de facto eine geschlossene Liga. Ich bezweifle, dass sich diese Entscheidung in Zukunft rechnet.

Ohne Abstiegsangst lassen sich zwar die Löhne senken. Jedoch verwässert sich das niveau der Liga noch mehr. Welchen Anreiz haben Teams aus dem hinteren Drittel der Tabelle noch?

Für Teams wie zb. Langnau oder Ajoie, sofern diese nicht dises Jahr noch absteigen gibt es keine nennenswerte Ziele. Es wird langfristig imer weniger zuschauer geben und damit grosse finanzielle Einbussen.

Das konnte bereits in Finnland beobachtet werden.
9413
Melden
Zum Kommentar
avatar
123und456
02.11.2022 19:12registriert Juli 2015
Toll. Alle schauen für sich, das grosse Ganze, das CH-Hockey, wird ignoriert.
Dass das früher oder später wohl auch zu einem tieferen Niveau in der NL führen wird, scheint den Beteiligten piepegal.

Sehr schweizerisch...
8214
Melden
Zum Kommentar
avatar
MyPersonalSenf
02.11.2022 19:10registriert Mai 2018
Durch die Einführung der 6 Ausländer ist eine gute Swissleague zur Ausbildung der Jungen unerlässlich. Ansonsten werden wir es brutal zu spüren bekommen auf Ebene Nati.. und es hat bereit angegangen un den U-Teams...
738
Melden
Zum Kommentar
117
«Einfach verrückt»: Schwimm-Star Ponti holt über 100 m Delfin mit Weltrekord 3. WM-Gold
Wieder Gold, wieder ein Weltrekord: Noè Ponti beendet die Kurzbahn-WM in Budapest mit einem Paukenschlag. Der Tessiner gewinnt die 100 m Delfin in 47,71 Sekunden.

Damit unterbot Ponti, der mehr als eine Sekunde schneller war als im Halbfinal, den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2020 des Amerikaners Caeleb Dressel um sieben Hundertstel. Es war eine weitere Machtdemonstration des 23-Jährigen, welcher der Konkurrenz keine Chance liess. Der Zweite Maxime Grousset aus Frankreich hatte 86 Hundertstel Rückstand, der Dritte Matthew Temple aus Australien lag bereits eine Sekunde zurück.

Zur Story