Nun ist es amtlich: Die gute alte Zeit ist vorbei. Die National League (NL) bleibt bei 14 Teams. Der Antrag, die höchste Liga im Laufe der nächsten zwei Jahre auf 12 Teams zurückzuführen, ist mit einer Gegenstimme (sie kam vom SC Bern) abgelehnt worden.
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— National League (@NLch_official) November 2, 2022
Die #NationalLeague soll auch weiterhin 14 Mannschaften umfassen: Der Verwaltungsrat der National League hat heute über die Ligagrösse und den Modus diskutiert.
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Damit ist auch amtlich: Unsere Hockey-Welt wird nie mehr so sein, wie sie einmal war. Das Erfolgsmodell mit zwei Profiligen (National League, Swiss League, früher NLA und NLB) an der Spitze der Leistungspyramide gibt es nicht mehr. Auf dem Papier ist die Swiss League zwar nach wie vor eine Profiliga. In der Praxis ist sie bereits auf dem Weg zu ihrer neuen, wahren Bestimmung. Auf dem Weg zu einer Amateurliga. Das Wort tönt etwas despektierlich. Sagen wir also: auf dem Weg zu einer Semi-Profiliga oder Ausbildungsliga.
Nicht Egoismus der Etablierten oder Fehler der Hockey-Macher haben zu dieser historischen Zäsur geführt. Die normative Kraft des Faktischen (des Marktes) erzwingt diese Situation. Die TV- und Werbegelder und die mediale Aufmerksamkeit konzentrieren sich mehr denn je auf die höchste Liga. Diese Ausrichtung auf ein Premium-Produkt gibt es auf dem gesamten Sportmarkt.
Wenn diese höchste Liga 14 Teams umfasst und zu einer guten geographischen Abdeckung führt (Präsenz in den urbanen Zentren und in der Westschweiz und im Tessin), dann bleibt kein finanzieller Sauerstoff mehr für eine zweite Profiliga.
Die Zauberformel von je 12 Teams in der höchsten und zweithöchsten Liga ist gesprengt. Die NL wieder auf 12 Teams zu reduzieren, würde dazu führen, dass zwei Teams in eine Liga relegiert werden, in der sich künftig ein Profibetrieb nicht mehr finanzieren lässt.
Unser Hockey steht also vor einem schmerzhaften Umbruch. Es heisst Abschied nehmen von einem Modell (zwei Profiligen), das sich seit dem Beginn des Profi-Zeitalters (mit der Einführung der Playoffs 1985/86) recht gut bewährt hat. Ein Modell, das sich in einem veränderten wirtschaftlichen Umfeld nun nicht mehr aufrechterhalten lässt.
Damit kann unser Hockey leben. Der Markt vermag 14 Teams in der höchsten Liga zu nähren. Die sportliche Ausgeglichenheit und Attraktivität des Herbstes 2022 ist keine Momentaufnahme. So sieht die Zukunft aus. Eine Swiss League als Amateur- oder Ausbildungsliga kann ein tragfähiger Unterbau dieser höchsten 14er-Liga sein.
Bedingung dafür ist ein weiterer schmerzhafter Veränderungsprozess: die Zusammenführung der Swiss League mit den besten Klubs der MyHockey League zu einer Liga. Sie kann regional strukturiert (um Reisekosten zu sparen) und national positioniert sein. Mit einer regional ausgetragenen Qualifikation und einer Meisterschaftsentscheidung mit den Besten der Regionen.
Spieler, die im ersten Anlauf keine Profis geworden sind, können in dieser neu positionierten Swiss League zwei oder drei Jahre lang einen zweiten Anlauf nehmen. Mit einem hockeybegleitenden Beruf oder Studium. Weil das Salär für den Lebensunterhalt nicht mehr reicht. Es ist eine Struktur, die sich in vergleichbarer Form in führenden Hockeynationen – beispielsweise in Finnland – bereits bewährt.
Der Auf-/Abstieg in Form der Liga-Qualifikation bleibt. Als Drama sondergleichen. Denn ein Absteiger wird künftig nur noch einen neuen Anlauf nehmen können, wenn ein Mäzen oder mehrere Geldausgeber bereit sind, Profistrukturen vorübergehend zu finanzieren. Es wird mittelfristig nicht mehr möglich sein, sich nach einem Abstieg finanziell und sportlich zu bürsten und zu kämmen und geläutert zurückzukehren wie zuletzt Langnau, die Lakers und Kloten.
Die Swiss League der Zukunft wird eine gute Ausbildungsliga sein, die von einem oder zwei Teams dominiert wird, die noch dazu in der Lage sind, Profistrukturen für einen Wiederaufstieg mit betriebsfremden Mitteln zu finanzieren. Mit den Einnahmen aus dem Liga-Spielbetrieb wird das nicht mehr möglich sein.
Noch sagen die Reglemente, dass nur der Meister der Swiss League aufsteigen darf. Aber auch dieser alte Zopf wird schon mittelfristig abgeschnitten und es wird möglich sein, auf anderen Wegen in die National League zu kommen: Sei es, um einen Klub zu ersetzen, der pleitegeht (was nicht ausgeschlossen werden kann), oder sei es, weil es zu einer Erweiterung auf 16 Teams kommt.
Die Rahmenbedingungen für die Entwicklung unseres Hockeys stimmen auch unter den neuen Voraussetzungen. Wir haben eine der besten Meisterschaften ausserhalb der NHL, die auf Augenhöhe mit dem nationalen Fussball steht, eine gute Hockey-Infrastruktur, eine umfassende mediale Abdeckung, ein hohes Interesse der TV- und Werbeindustrie und gut funktionierende Nachwuchsabteilungen. Eigentlich spricht nichts dagegen, dass unser Hockey am Beginn eines goldenen Zeitalters steht.
Ohne Abstiegsangst lassen sich zwar die Löhne senken. Jedoch verwässert sich das niveau der Liga noch mehr. Welchen Anreiz haben Teams aus dem hinteren Drittel der Tabelle noch?
Für Teams wie zb. Langnau oder Ajoie, sofern diese nicht dises Jahr noch absteigen gibt es keine nennenswerte Ziele. Es wird langfristig imer weniger zuschauer geben und damit grosse finanzielle Einbussen.
Das konnte bereits in Finnland beobachtet werden.
Dass das früher oder später wohl auch zu einem tieferen Niveau in der NL führen wird, scheint den Beteiligten piepegal.
Sehr schweizerisch...