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Eismeister Zaugg: Geoff Ward ist Trainer des Jahres – zu Recht?

Tigers Head Coach Thierry Paterlini, beim Eishockey-Qualifikationsspiel der National League zwischen dem EHC Biel und den SCL Tigers, am Sonntag, 28. Januar 2024, in der Tissot Arena in Biel. (KEYSTON ...
Thierry Paterlini hat bei der Wahl zum Trainer des Jahres immerhin zwei Stimmen erhalten.Bild: keystone
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Geoff Ward ist Coach des Jahres – eigentlich müsste aber Paterlini (oder Tapola?) gewinnen

Die Wahl der Trainer des Jahres ist aus mehreren Gründen eine reizvolle und interessante. Wie kann es sein, dass Jussi Tapola nicht berücksichtigt worden ist und Thierry Paterlini die Wahl nicht gewonnen hat? Die Frage, wer ein guter Trainer ist, beantwortet diese Wahl nicht. Keine Polemik. Nur eine nicht philosophische Betrachtung.
07.03.2024, 05:0407.03.2024, 17:38
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Gewählt haben die Trainer und die Captains der 14 Klubs der National League im Auftrag der Zeitungen des TA-Konzerns in der Deutsch- und Westschweiz. Die Wahl ist also durchaus repräsentativ. Wobei keiner einen Vertreter des eigenen Klubs nennen durfte. Das Resultat:

  1. Geoff Ward (Lausanne), 9 Stimmen
  2. Jan Cadieux (Servette), 6 Stimmen
  3. Marc Crawford (ZSC Lions), 5 Stimmen
  4. Christian Dubé (Gottéron), 2 Stimmen
  5. Luca Gianinazzi (HC Lugano), 2 Stimmen
  6. Thierry Paterlini (SCL Tigers), 2 Stimmen
  7. Dan Tangnes (EV Zug), 2 Stimmen

Aber wer ist eigentlich ein guter Trainer? Nicht einmal die unbestechliche Statistik ist für diese Wahl ein verlässliches Kriterium. Geoff Ward hat seit der Amtsübernahme am 6. November 2022 Lausanne im Vergleich zu seiner ersten Saison vom 11. auf den 3. Platz und um 20 Punkte verbessert. Mit einem nominell ungefähr gleich starken Team. Seine Wahl ist also statistisch abgesichert und durchaus verdient.

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Der beste Trainer der National League? Oder einfach der populärste? Lausannes Geoff Ward.Bild: keystone

Es gibt aber auch einen Grund, warum so gesehen Thierry Paterlini und nicht Geoff Ward der Coach des Jahres sein müsste. Er hat nämlich diese Saison mit Langnau den Rückstand auf Meister und Champions-League-Sieger Servette sowie auf Biel gegenüber dem Vorjahr von 41 auf sage und schreibe 3 Punkte reduziert. Noch Fragen?

Auch Jussi Tapola, Europas erfolgreichster Trainer der letzten Jahre, wird nicht gewürdigt. Er hat gar keine einzige Stimme bekommen. Obwohl er die vier Jahre andauernde SCB-Krise beendet und die Berner nahezu geräuschlos auf die beste Klassierung (5.) und die erste Playoff-Direktqualifikation seit der letzten Meisterfeier von 2019 geführt hat. Darüber hinaus gibt er jungen Talenten eine Chance und eine ganze Reihe von Spielern sind unter ihm deutlich erkennbar besser geworden.

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Bern-Trainer Jussi Tapola erhielt keine Stimme bei der Wahl zum Trainer des Jahres. Fragwürdig, meint der Eismeister.Bild: keystone

Er hat also beim grössten Klub Europas, in einem der schwierigsten Jobs überhaupt, alle Vorgaben erfüllt. Da bleiben wahrlich ein paar Fragen zur Wahl offen.

Die Frage ist auch: Warum geht eigentlich Josh Holden leer aus? Immerhin hat er den HCD direkt in die Playoffs manövriert und den Spengler Cup gewonnen. Hätte nicht auch Ajoies Christian Wohlwend wenigstens eine Stimme verdient? Er ist der erste Trainer, der sich seit dem Aufstieg von Ajoie im Amt gehalten hat.

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Christian Wohlwend ist bei Ajoie immer noch im Amt.Bild: keystone

Luca Cereda hat inzwischen die 7. Saison in Ambri absolviert. Eine biblische Amtsdauer, die eigentlich auch honoriert werden sollte. Und er ist kein bisschen müde: Der 8. Platz ist die beste Klassierung seit 2019 und in den letzten 17 Jahren war Ambri nur zweimal besser: 2014/15 (8.) und 2018/19 (5.). Dieser 5. Rang ist die beste Klassierung der letzten 21 Jahre – mit Luca Cereda an der Bande.

Die Captains und die Trainer haben gewählt. Neben den objektiv messbaren Resultaten dürfte noch etwas eine Rolle spielen: die Frage nämlich, wie beliebt ein Trainer bei den Spielern ist. Unsere nationale Hockeyszene hat durchaus etwas Familiäres und die Spieler tauschen sich untereinander emsig aus. Die Captains werden in der Kabine und mit ihren Kollegen quer durch die Liga über die Stimmabgabe bei der Trainerwahl diskutiert haben.

Also dürfte diese Wahl wohl auch ein wenig eine Rangliste der Beliebtheit der Trainer bei den Spielern sein. Der freundliche, zurückhaltende Gentleman Geoff Ward ist sicherlich bei seinem Personal beliebt.

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Kann ziemlich sauer werden, hat sich diese Saison aber bisher gut im Griff: Marc Crawford.Bild: keystone

Wer ein wenig boshaft ist, fragt sich: Verdankt Marc Crawford sein Spitzenresultat möglicherweise nicht nur dem Qualifikationssieg (der allerdings erwartet werden durfte und musste), sondern ebenso ein wenig seinem Temperamentsausbruch gegen die Schiedsrichter in der letzten Saison im Februar 2023?

Daran erinnern sich sicherlich noch alle.

Ganz tief im Inneren möchten doch die Spieler hin und wieder auch gerne die Schiedsrichter so richtig beschimpfen. Aber sie dürfen es nicht tun. Tun sie es doch, werden sie von ihrem Trainer getadelt und von der Liga-Justiz gebüsst.

Wer als wahrer Romantiker frei von aller Bosheit ist, denkt hingegen ganz anders: Marc Crawfords Spitzenresultat ist die verdiente Belohnung dafür, dass er sich diese Saison bisher gegenüber den Schiedsrichtern vorbildlich verhalten hat.

  • Stürmer
  • Verteidiger
  • Torhüter
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Nation Flag

Aktuelle
Note

  • 7

    Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.

  • 6-7

    Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.

  • 5-6

    Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.

  • 4-5

    Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.

  • 3-4

    Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.

  • Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.

5,2

09.22

5,2

09.23

5,2

01.24

Punkte

Goals/Assists

Spiele

Strafminuten

  • Er ist

  • Er kann

  • Erwarte

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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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JtotheP
07.03.2024 06:48registriert Februar 2018
Die Captains und Trainer haben gewählt. Ja und jetzt haben diese Leute vom Fach einfach frech nicht den SCB oder Tigers Coach gewählt? Sogar dazu noch einen Trainer eines unbedeutsamen welschen Clubs? Obwohl unser beliebter KZ 500 Berichte über diese zwei gebracht hat.
Ich finds gut und hoffe KZ merkt, dass es noch viele andere gute oder sogar bessere Eishockeyclubs gibt in der Schweiz welche hart an sich arbeiten.
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TEE-Zug
07.03.2024 07:03registriert April 2017
Der Rückstand der Tiger auf die letztjährigen Finalisten wurde also drastisch reduziert? Ich möchte die Leistung von Paterlini in keinster Weise schmälern, aber das könnte ja auch daran liegen dass sowohl Biel wie auch Genf drastisch weniger Punkte hatten, oder?
Und dass Tappola ins Feld geführt wird hat ja wohl den einzigen Grund dass sich die nächsten gefühlt 57 Beiträge um den SCB handeln werden. Keine Polemik!?
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miguelito71
07.03.2024 06:34registriert September 2016
Es kann natürlich auch durchaus sein, dass die Trainer und Captains mehr Hockeyverständnis haben, als wir Klubbrillenträger oder Fanboys.
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