Kloten hat den Vertrag mit seinem wichtigsten Feldspieler fristlos aufgelöst: Topskorer Miro Aaltonen hat seinen Job verloren, weil er in der Doping-Kontrolle hängen geblieben ist. Bevor seine Suspendierung durch die helvetischen Dopingjäger juristisch in Stein gemeisselt und rechtskräftig ist, hat Kloten den Vertrag frist- und kostenlos aufgelöst. Dies ist aufgrund eines besonderen Vertragspassus möglich, den heute eigentlich alle Spielerverträge in der Liga enthalten. Weil Miro Aaltonen auf unbestimmte Zeit gesperrt ist, kann er sowieso nicht mehr eingesetzt werden.
Was nach spektakulärem Blitzmanagement aussieht, ist gemäss Sportchef Ricardo Schödler bereits vor dem «Fall Aaltonen» eingefädelt worden. Jayce Hawryluk war als 7. Ausländer vorgesehen. Nun bekommt der Kanadier gleich eine Hauptrolle und darf in den Schuhen des in Ungnade gefallenen Topskorers stehen.
Die Frage ist also: Kann Jayce Hawryluk seinen Vorgänger ersetzen? Die Statistik allein kann uns noch keine Antwort geben. Wir sehen bloss, dass ein hoch gehandeltes Talent (2014 Floridas Nummer 32 im Draft) im Niemandsland zwischen NHL und Farmteams verloren gegangen ist und sein Glück in Europa (Schweden, Tschechien, zuletzt Slowakei) zu finden versucht. Die Zahlen sind eigentlich überall gut. 106 Punkte in 180 AHL-Partien, 20 Punkte in 45 Spielen in der höchsten Liga in Schweden, 25 Punkte aus 48 Gastspielen in Tschechien und diese Saison 27 Punkte in 23 Spielen in der Slowakei sind gute Werte. Die 27 Punkte in 98 NHL-Partien konnte er auch nicht mit spielerischen Hosenknöpfen machen.
Alles in allem ist Hawryluk ein gutes Beispiel, wie eine Karriere nicht richtig in Fahrt kommt, wenn einer nicht das Glück hat, zum richtigen Zeitpunkt beim richtigen Klub zu landen. In Nordamerika hat ja ein Spieler keinerlei Einfluss auf die Wahl seines Arbeitgebers. Aufschlussreicher als Statistiken sind die Eintragungen in den Notizblöcken der NHL-Scouts. Und dort lesen wir wahrlich vielversprechende Beurteilungen und finden eine Antwort, warum er es doch nicht in die NHL geschafft hat: Letztlich offensiv nicht gut genug für die erste oder zweite Linie und defensiv nicht willig genug für eine Rolle als Defensivstürmer in der besten Liga der Welt.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Klotens neuer ausländischer Stürmer wird von den NHL-Scouts charakterisiert als flinkes, antrittsschnelles und mutiges Kufentier ohne Angst vor Zweikämpfen, bissig und unermüdlich im Forechecking, mit guter Arbeitseinstellung, aber wenig Lust zur Defensivarbeit.
Eigentlich der perfekte Spieler für unser Lauf- und Tempohockey. Zumal er als kompletter Stürmer Flügel und Center kann. Und was die Defensivarbeit betrifft: Kloten hat ihn geholt, um Tore und Assists zu machen. Nicht, um in der Defensive zu arbeiten. Sein Arbeitsplatz ist jenseits der roten Linie und auch das Forechecking ist eine Form der Defensivarbeit. Kommt dazu: Seine Spielweise passt zu Klotens läuferisch geprägter Spielkultur.
Der «Fall Aaltonen» hatte das Potenzial, um Kloten aus dem Tritt und um die zum Greifen nahe direkte Playoff-Qualifikation zu bringen. Mit dem nun bereits verfügbaren neuen kanadischen Stürmer ist diese Gefahr zum grössten Teil gebannt. Mit ein wenig Beistand der Hockey-Götter wird Jayce Hawryluk dazu in der Lage sein, Miro Aaltonen zu ersetzen und die Klotener direkt in die Playoffs zu führen.
Dieser Fall ist ein angewandtes Beispiel für den Führungsgrundsatz: «Gouverner c’est prevoir» (frei übersetzt: «Gute Geschäftsführung ist es, sich vorzusehen»). Durch das rechtzeitige Verpflichten eines zusätzlichen, eines 7. Ausländers als Absicherung für die letzte entscheidende Phase der Meisterschafft ist es nun möglich, eine drohende Krise abzuwenden.
Schade um altonen...