Ein Trainer, der immer wieder für Schlagzeilen sorgt. Ein Transfer, der viel Wirbel und scharfe Kritik der eigenen Fans nach sich zog. Und eine sportliche Krise.
Beim FC Zürich wurde es um den Jahreswechsel trotz der über einmonatigen Winterpause nie wirklich ruhig. Nun droht auch noch der Abgang einer richtigen Identifikationsfigur.
Seit der Championship-Runde in der letzten Saison steht Ricardo Moniz bei den Zürchern an der Seitenlinie. Besonders seit dieser Saison liefert der Niederländer durch seine gnadenlosen Wechsel und speziellen Pressekonferenzen gefühlt mehr Schlagzeilen, als er mit seinem Verein Siege einfährt. Eine kurze Zusammenfassung:
Nach einem erfolgreichen Start beim FCZ verliert Moniz auch bei den Fans immer mehr an Kredit, besonders nach den schwachen Leistungen vor der Winterpause. Beim 60-Jährigen ist es über 10 Jahre her, seit er ein ganzes Jahr beim gleichen Team als Trainer blieb. Es wird spannend, ob er diese Grenze beim FC Zürich erreicht. Vom Präsidenten-Ehepaar und Sportchef Milos Malenovic gibt es bisher Rückendeckung.
Doch auch der FCZ ist bekannt dafür, dass jeweils nicht lange gezögert wird, bis ein Trainer seine Koffer packen muss. Bo Henriksen ist der Einzige, der in den letzten vier Jahren länger als ein Jahr im Amt blieb. Zwar entschied er sich selbst für den sofortigen Wechsel im letzten Februar, aber sein Vertrag wäre im Sommer 2024 ohnehin nicht verlängert worden.
Umso erstaunlicher, dass Moniz auch nach sechs sieglosen Spielen in der Meisterschaft weiterhin volle Rückendeckung von Ancillo Canepa und Malenovic erhält.
Seit Milos Malenovic im Oktober 2023 als Sportchef eingestellt wurde, hat der ehemalige Spieleragent viele Änderungen vorgenommen. Im Sommer wurden insgesamt neun neue Spieler verpflichtet, wobei fünf davon nur auf Leihbasis beim FCZ, der über entsprechende Kaufoptionen verfügt, unter Vertrag stehen. Damit geht der Verein selbst ein kleineres Risiko ein, da der Spieler Zürich bei nicht zufriedenstellenden Leistungen wieder verlässt. Allerdings ist es für den Spieler eine schwierige Situation, da er selbst nicht weiss, wie lange er effektiv beim FCZ bleiben wird.
Am Anfang der Saison überzeugten besonders die Neuzugänge Juan Perea in der Offensive und Mariano Gomez in der Defensive. Nachdem Perea, der vom VfB Stuttgart ausgeliehen ist, in den ersten sechs Spielen fünf Skorerpunkte sammelte, wartet er nun seit dem 27. Oktober 2024 auf ein Tor. Ganze vier Spiele verpasste der Kolumbianer in der Hinrunde zudem aufgrund verschiedener Sperren.
Perea steht sinnbildlich für die gesamte Offensive. In den ersten 6 Meisterschaftsspielen erzielten die Zürcher 13 Tore, in den darauffolgenden 12 Partien nur noch 11. Doch es hapert nicht nur beim Toreschiessen, auch die Verteidigung ist seit dem 2:0-Auswärtssieg in Basel Mitte September erschreckend schwach geworden. In den letzten 12 Spielen musste Stammtorhüter Yannick Brecher 20 Mal hinter sich greifen, viermal so viel wie in den ersten 5 Spielen.
Nun wurde kurz vor der Winterpause ein absoluter Knaller verpflichtet: Steven Zuber, 56-facher Nationalspieler und langjähriger Bundesligaspieler, wechselt in die Limmatstadt. Doch der Transfer sorgte bei den meisten Fans des FCZ für Unmut. Denn Zuber ist ein ehemaliger GC-Junior und postete vor fünfeinhalb Jahren einen Beitrag, in dem er unter anderem schrieb: «Einmal Hopper, immer Hopper.»
Umso grösser wurde der Unmut aus beiden Fanlagern, als der 33-Jährige seine Posts daraufhin löschte. Die Antwort der Zürcher Südkurve kam prompt – im darauffolgenden Heimspiel stand in Richtung Zuber auf einem Transparent geschrieben: «Deine Vergangenheit kannst du nur auf Instagram löschen.»
Auch die Vereinsführung des FCZ wurde kritisiert. Auf einem weiteren Spruchband schrieb die Fankurve: «Ihr sagt dem Neuerfindung vom FCZ, wir sagen dem Verlust der Identität.» Für zusätzliche Frustration sorgte bei den Fans der Zürcher, dass Ex-Spieler Cédric Brunner nicht zurückgeholt wird, obwohl dieser nach mehreren Jahren in der Bundesliga ablösefrei zu haben wäre.
Der Grund dafür liegt bei Präsident Ancillo Canepa. Da Brunner den FCZ im Sommer 2018 ablösefrei verliess, will dieser den Rechtsverteidiger auf keinen Fall zurückholen. «Spieler, die bei uns ausgebildet werden und sich weigern, den Vertrag zu verlängern, um ablösefrei ins Ausland zu wechseln, kommen nicht zurück zum FC Zürich, solange wir hier am Ruder sind», erklärte Canepa anfangs Jahr und fügte an: «Die Ausbildung eines jungen Spielers kostet Geld. Wenn einer dann geht, dabei noch Geld verdient – der Klub aber leer ausgeht? Das hat mit Charakter zu tun, da gibt es kein Zurück bei uns.»
Als ein Fan-Account die Aussage von Canepa auf Instagram teilte, kommentierte auch Brunner darunter: «Charakter – es grosses Wort» und schoss in einer Instagram-Story nochmals gegen die Vereinsführung, indem er den Umgang mit Vereinslegende Marco Schönbächler kritisierte. Dieser erhielt im Sommer 2021 keinen neuen Vertrag und beendete daraufhin seine Karriere mit 31 Jahren.
Brunner selbst erklärte in einem Podcast, dass er 2018 gerne beim FCZ geblieben wäre, aber das Vertragsangebot schlechter war als sein erster Profikontrakt, den er bei seinem Jugendclub unterschrieben hatte.
Einen ähnlichen Weg wie Brunner könnte im Sommer auch Mirlind Kryeziu gehen. Der Innenverteidiger hat seinen Ende Saison auslaufenden Vertrag trotz Angeboten des FCZ nicht verlängert. Angeblich wolle der 27-Jährige ins Ausland wechseln. Trainer Moniz erklärte vor dem ersten Spiel nach der Winterpause am Sonntag gegen Yverdon, dass er bei seiner Aufstellung auch die Ambitionen der Spieler berücksichtigen müsse: «Man kann nicht mit halben Spielern spielen.»
Dabei ist Kryeziu eine der wenigen Identifikationsfiguren, die es beim FCZ noch gibt. Er liess sich auch immer wieder in der Südkurve blicken, wenn er nicht im Aufgebot stand. Über die Gründe für das Ablehnen der Angebote kann nur spekuliert werden, es scheint aber nicht unwahrscheinlich, dass es an den finanziellen Aspekten liegen könnte.
Im bisherigen Transferfenster haben Cheick Condé und Jonathan Okita den Verein bereits verlassen. Auch Nikola Katic und Ifeanyi Mathew könnten schon bald zu einem neuen Team stossen.
Obwohl die Zürcher in der Meisterschaft keines der letzten sechs Spiele gewinnen konnten, sind sie in der ausgeglichenen Super League nur vier Punkte vom Leaderthron entfernt, und auch im Schweizer Cup stehen die Stadtzürcher im Viertelfinale. Doch sollte das formschwächste Team der Liga nicht bald auf die Siegerstrasse zurückkehren, droht der Absturz in die untere Tabellenhälfte.
Für Präsident Canepa bleibt das Ziel trotz der sinkenden Formkurve das gleiche: «Mein Ziel ist die Qualifikation für eine europäische Gruppenphase.» Noch grössere Ambitionen stellte Ricardo Moniz vor dem letzten Meisterschaftsspiel vor der Winterpause: «Ich komme nicht mit zwölf Koffern von den Niederlanden hierhin, um Zweiter zu werden.»
In ein anderes Horn bläst währenddessen Milos Malenovic – er betont immer wieder, dass man Geduld braucht, bis der Erfolg kommt. Es wirkt nach aussen, als befände sich der FCZ mal wieder in einem Umbruch. Seit dem überraschenden Meistertitel vor zweieinhalb Jahren fanden die Zürcher nie mehr richtig in die Spur und finden seither auch nie mehr die benötigte Konstanz, um in der Liga ein Spitzenteam zu sein.
Das erste Spiel der Rückrunde bestreitet der FCZ zuhause gegen Yverdon Sport. Anpfiff ist am Sonntag um 14.15 Uhr im Stadion Letzigrund.