Der doppelte Meistertrainer Marc Crawford (63) verlässt die ZSC Lions aus gesundheitlichen Gründen per sofort. Die Frage ist nun: Können die ZSC Lions unter dem neuen Trainer Marco Bayer (52) die Tabellenführung behaupten, den Titel verteidigen und vielleicht gar die Champions Hockey League zum zweiten Mal gewinnen?
Marc Crawford ist eine charismatische Persönlichkeit und ein grosser Name. Stanley-Cup-Sieger und zweimal Meister mit den ZSC Lions. Marco ist zwar weit in der Hockeywelt herumgekommen. Er verteidigte in der höchsten Liga in über 700 Spielen für Chur, den ZSC, Kloten, Ambri, die Lakers, Davos und Langnau. Er war 1995 und 1996 Meister mit Kloten. Er assistierte Lars Leuenberger 2016 in Bern beim Titelgewinn, war Assistent und Sportchef in Langnau, U20-Nationalcoach und zuletzt mit grossem Erfolg Cheftrainer bei den GCK Lions: Er führte das ZSC-Farmteam im letzten Frühjahr in den Playoff-Final der zweithöchsten Liga. Trotzdem ist er im Vergleich zu Marc Crawford ein Coach mit einem kleinen Namen.
In der Regel hat ein Chef mit einem kleinen Namen grösste Schwierigkeiten, ein Team mit vielen grossen Namen zu coachen, und in den Reihen der ZSC Lions stehen wahrlich grosse Namen. Sogar Weltmeister, Olympiasieger und mehrfache WM-Finalisten. In diesem ganz besonderen Fall könnte es trotzdem funktionieren. Um es salopp und etwas respektlos, aber halt doch treffend auf den Punkt zu bringen: Marco Bayer kann diese ZSC Lions am Telefon zur Titelverteidigung coachen.
Sven Leuenberger erklärt die neue Ausgangslage so: «Marco Bayer kommt in ein sehr gutes Coaching-Team und es ist nicht notwendig, ein neues Spielsystem einzuführen. Es stehen 25 Spiele in 60 Tagen bevor, ein Systemwechsel wäre gar nicht möglich.» Rob Cookson sei über die Jahre als Vertrauter von Marc Crawford mehr als einfach ein Assistent gewesen (er war schon beim Titelgewinn von 2014 dabei). Der Kanadier bleibt und wird nun Associate Coach von Marco Bayer. Es ist die Bezeichnung für einen Assistenten, der in jeder Beziehung auf Augenhöhe mit dem Cheftrainer steht. Der Sportchef präzisiert: Rob Cookson werde weiterhin den ganzen taktischen Bereich verantworten und damit Beständigkeit garantieren. Entscheidend wird also sein, dass Marco Bayer auf Rob Cookson hört und dessen weisen Ratschläge akzeptiert und befolgt.
Noch nie seit Einführung der Playoffs (1986) hatte ein Schweizer Trainer beim Amtsantritt in der höchsten Liga bessere Voraussetzungen und darüber hinaus auch das ultimative Vertrauen des Sportchefs. Sven Leuenberger legt Wert auf eine Feststellung: «Marco Bayer ist nicht unser Interimstrainer. Er ist unser Trainer bis Ende Saison.» Dann werde entschieden, ob er auch nächste Saison an der Bande stehen werde.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Womit wir zur Feststellung kommen, es sei möglich, die ZSC Lions am Telefon zur Titelverteidigung zu coachen: Der neue Trainer kann in einem funktionierenden Umfeld eine Mannschaft mit einer hoch entwickelten Leistungskultur übernehmen, die in jeder Beziehung funktioniert, nominell die beste der Liga ist, die Tabelle anführt und weiss, wie man Meister wird.
Es ist die Chance des Lebens für Marco Bayer. Wenn er sie nicht packen kann, dann gibt es keine – gar keine! – Ausreden.