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Eismeister Zaugg

Eismeister Zaugg über den grössten TV-Deal im Schweizer Eishockey

Die Studios in der Romandie von UPC MySports in Rossens am Mittwoch, 6. September 2017. (KEYSTONE/Christian Merz)
Das Schweizer Eishockey bleibt bei MySports.Bild: KEYSTONE
Eismeister Zaugg

300 Millionen für 10 Jahre – der grösste TV-Deal unserer Hockey-Geschichte

Die National League hat ihre TV-Rechte für 300 Millionen bis 2035 an Sunrise verkauft. Leutschenbach und die Swiss League gehen im grössten TV-Deal unserer Hockey-Geschichte leer aus.
20.08.2025, 19:5720.08.2025, 19:57
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Ein Deal mit historischen Dimensionen: Noch nie hat ein wichtiger Sportverband oder eine wichtige Liga in der Schweiz das öffentlich-rechtliche Fernsehen für zehn Jahre von Live-Bildern ausgeschlossen. Die noch bis Ende der übernächsten Saison laufenden Verträge sind in neue bis 2034/35 laufende Kontrakte überführt worden. Sunrise hat die gesamten TV-Rechte für knapp 300 Millionen bis 2035 erworben, setzt sie fürs Pay-TV (MySports) ein und hat in einer Sublizenz die Rechte fürs frei empfangbare Fernsehen bis 2035 an die CH Media-Gruppe, zu der auch watson gehört, abgegeben. Leutschenbach geht leer aus. Es wird weiterhin im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bis 2035 keine Live-Bilder aus Ambri, Langnau, Zürich, Zug oder Bern geben. Es ist eine Verlängerung und Zementierung der bisherigen Verhältnisse.

Der Zehn-Jahres-Deal bis 2035 hat Signalwirkung: Die alte Formel «Leutschenbach überträgt, also sind wir und sonst nicht» gilt nicht mehr. Die Reichweite der frei empfangbaren privaten TV-Sender wird zum ersten Mal gleich relevant eingestuft. In allen drei Sprachregionen. Die CH Media-Gruppe wird in der Deutschschweiz insgesamt mehr als 50 Partien auf den frei empfangbaren Kanälen TV24 und 3+ übertragen. Im Tessin und in der Westschweiz mit den gleichen Partnern wie bisher.

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Auch in dieser Saison können die Schweizer Eishockeyfans ausgewählte Spiele im Free-TV mitverfolgen.

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Ein Vertrag bis 2035 in einem sich laufend verändernden Medien-Business gibt der National League und ihren Klubs eine fast unbezahlbare Planungssicherheit. Mit rund 30 Millionen pro Saison ist inzwischen die Limite erreicht. Mehr wird der helvetische TV-Markt nicht mehr hergeben. Von allem Anfang an war die Strategie der National League deshalb klar: Das aktuelle Preisniveau (30 Millionen pro Saison) mehr oder weniger halten und so lange wie möglich verlängern. Bei einem leichten Preisrückgang von rund 15 Prozent ist es gelungen, mit einem Deal bis 2035 ein Maximum herauszuholen.

Einen «Service Public» kann die SRG in der nationalen Eishockey-Meisterschaft, die boomt wie noch nie, weiterhin auf 10 Jahre hinaus bieten. Was in diesem Zusammenhang politisch interessant oder je nach Sichtweise brisant ist: Erstens hat die SRG offiziell einen Sparauftrag von 270 Millionen und zweitens im Hinblick auf die «Halbierungs-Initiative» mit dem Verlegerverband einen «Burgfrieden» geschlossen und konkurrenziert private Medienhäuser nicht mehr direkt. Beim Bieten um die frei empfangbaren TV-Rechte bestand daher eine direkte Konkurrenzsituation mit CH Media, also einem privaten Medienhaus. Aber wir wollen nicht grübeln. Immerhin eine kleine Verbesserung hat Leutschenbach erreicht: Voraussichtlich dürfen die Highlights neu ab der Saison 2027/28 gleich nach Spielende gezeigt werden. Die SRG hält im Eishockey noch die Rechte der Länderspiele, der Eishockey-WM, der Olympischen Winterspiele und des Spengler Cups.

SRF Hockey
Das SRF muss sich weiterhin mit dem Spengler Cup und der Eishockey-Nati zufriedengeben.Bild: Spengler Cup

Im grössten Medien-Deal unserer Hockey-Geschichte gibt es mit der National League einen Sieger und mit der Swiss League neben Leutschenbach einen zweiten Verlierer: Die zweithöchste Liga gehört zum Verband und nicht zur juristisch vom Verband unabhängigen National League. Das bedeutet: Die medialen Rechte der Swiss League gehörten nicht automatisch zum TV-Paket der National League. Es wäre Sache des Verbandes gewesen, bei der National League anzuklopfen. Ja, eigentlich hätte Verbands-Manager Martin Baumann Himmel und Hölle in Bewegung setzen müssen, um die Swiss League in diesem TV-Paket unterzubringen. Und zwar ohne Geld zu verlangen und erst noch mit der Offerte, für die TV-Produktionskosten (rund 3 Millionen im Jahr) aufzukommen. Der wirtschaftliche Sauerstoff für jede Liga ist eine möglichst gute und professionell gemachte TV-Reichweite.

Die Frage geht also an Martin Baumann: Warum hat der Verband nicht Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um Teil dieses TV-Deals zu werden? Er sagt dazu: «Es ist korrekt, dass die Integration in den neuen TV-Vertrag ein grosser Vorteil gewesen wäre. Diese Ausschreibung wurde jedoch autonom von der National League in Auftrag gegeben und wir waren zu keinem Zeitpunkt in diesen Prozess involviert. Am Ende handelt es sich um einen Vertrag der National League mit ihrem Partner, auf den wir als Verband nur begrenzten Einfluss haben.» Der Verband also nur noch am Katzentisch des nationalen Hockeys. Das ist fürwahr seltsam: Der Verband wird nämlich bei den Medienrechten seit langem in enger Zusammenarbeit von der gleichen Agentur wie die National League (TheRia) beraten. Aber auch da: Wir wollen nicht grübeln.

Basel, Switzerland, February 28th 2025: Patrick Obrist 13 Olten battles for the puck during the Sky Swiss League Playoff Semi-Final Ice hockey, Eishockey match between EHC Basel and EHC Olten at St. J ...
Die Swiss League wird weiterhin nicht im Fernsehen stattfinden.Bild: www.imago-images.de

Wie geht es nun mit der Swiss League weiter? «Unsere Aufgabe ist es, eine alternative und nachhaltige Lösung zu entwickeln. Sowohl im Bereich Medienpräsenz als auch in der Positionierung der Liga. Dabei prüfen wir neue Partnerschaften und digitale Modelle, um Reichweite und Sichtbarkeit weiter auszubauen.»

Das sei kein einfacher Weg, aber man sei überzeugt, dass die Swiss League eine Perspektive habe. «Der Verband ist sich seiner Verantwortung bewusst.» Die Swiss League sei ein zentrales Element der Hockey-Pyramide und erfülle eine wichtige Rolle in der Spielerentwicklung. «Wir prüfen kontinuierlich, wie wir die Liga am besten unterstützen können. Sei es finanziell, organisatorisch oder strategisch. Konkrete Eckpunkte werden derzeit in den gemeinsamen Working Groups der beiden Ligen weiter ausgearbeitet und abgestimmt.» Nun denn: Immerhin warme Worte und warme Luft. Auf einen warmen Geldregen und konkrete Ergebnisse müssen die Klub-Kassiere in der zweithöchsten Liga hingegen weiterhin warten. Aber das sind sie sich ja inzwischen gewohnt. Mit dem neuen TV-Vertrag wird die Kluft zwischen der höchsten und zweithöchsten Liga «zementiert» und noch grösser: politisch, wirtschaftlich und sportlich.

Mit diesem 10-Jahresvertrag hat die National League ungefähr gleich viel herausgeholt wie die höchste Liga im Fussball: Swisscom hat die Rechte sowohl für die Super League als auch die Challenge League mit einem Vertrag bis 2030 für knapp 30 Millionen erworben, die Rechte fürs frei empfangbare Fernsehen jedoch an Leutschenbach für ein Live-Spiel pro Runde weitergegeben. Aufgrund einer anderen politischen Zusammensetzung werden die Medien-Rechte der beiden höchsten Fussball-Ligen gemeinsam vermarktet. Die Klubs der Super League bekommen pro Saison inkl. Rangprämie durchschnittlich rund 1,5 Millionen pro Jahr. Dies entspricht ungefähr den jährlichen Einnahmen der Klubs in der höchsten Hockey-Liga.

Zusätzliches Geld – eine tiefe sechsstellige Summe pro Saison – kommt für die Hockey-Klubs aus den zentralen Vermarktungsrechten der Liga. Noch bis 2028 läuft der Werbe-Vertrag mit der Postbank (PostFinance). Verlässliche Gewährsleute aus Deutschland und Österreich melden übereinstimmend, dass Red Bull ein sehr grosses und langfristiges Interesse an einem Einstieg in die boomende National League habe. Martin Baumann sollte mal bei den cleveren Vermarkterinnen und Vermarktern des Energie-Drink Titanen anrufen. Vielleicht lassen die ja etwas auch etwas für die Swiss League springen («Auch Oltens Powermäuse haben Flügel»). Affaire à suivre.

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Chnebeler
20.08.2025 20:27registriert Dezember 2016
Also heisst das für mich weitere zehn Jahre keine Live Hockey ausser im Stadion.
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TheRabbit
20.08.2025 20:48registriert Mai 2014
Ich vermisse die SRF Zusammenfassungen & hoffe, dass diese in der Saison 2027/28 wieder umfassend zurückkommen.
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dWayne Gronson
20.08.2025 20:37registriert Mai 2014
Vielen Dank, liebe NL. Eure Gier und die fehlende Unterstützung der SL ist zum Kotzen. Wenn der Verband Eier hat, verbietet er das Parkieren der Talente in der SL. Es gibt nur noch eine Lizenz pro Spieler. Auch Kacke. Einfach zum Kotzen.
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