Stéphane Charlin führt die Torhüterstatistik der Liga nach wie vor mit komfortablem Vorsprung an: 13 Spiele, 94,42 Prozent Fangquote. Biels Harri Säteri ist mit 94,16 Prozent aus 17 Partien die Nummer 2.
Aber ausgerechnet gegen Servette ruiniert Stéphane Charlin Langnaus Sieg. Die Emmentaler führen 1:0, 3:1, 4:2 und in der Schlussphase immer noch 4:3. Nach 58:25 Minuten ersetzt Cheftrainer Jan Cadieux seinen Torhüter Robert Mayer durch einen sechsten Feldspieler. Bange Momente. Drama. Aber dann scheint der Sieg sicher: Stéphane Charlin kann die Scheibe völlig unbedrängt übernehmen. Nur noch 40 Sekunden sind zu spielen. Er hat mehrere «todsichere» Optionen: Er kann den Puck blockieren, links oder rechts zur Seite schieben oder auch über die Bande hinaus ins Publikum befördern. Das würde zwar eine Zweiminutenstrafe nach sich ziehen. Aber bei so wenig Zeit oben auf der Uhr wäre das kein Problem.
Er wählt die riskante Variante und versucht, den Puck geradeaus durch die Mitte aus der Gefahrenzone zu spedieren. Er trifft Markus Granlund und von Servettes finnischem Stürmer prallt der Puck ins leere Tor der Langnauer. 4:4. In der Verlängerung gewinnt Servette 5:4. Stéphane Charlin muss sich mit einer für seine Verhältnisse miserablen Fangquote von 88,37 Prozent begnügen. Ausgerechnet bei seiner 13. Partie der Saison an einem Freitag.
Ein Titan hat beim 4:4 also gepatzt wie ein Anfänger. Es kann gar nicht mit rechten Dingen zu- und hergegangen sein. Es muss eine Erklärung geben. Das kuriose 4:4 gibt Stoff für mindestens zwei Theorien.
Nichts von all dem entspricht der Wahrheit. Frage nach dem Spiel an Stéphane Charlin: Wollten Sie ein Tor erzielen? «Nein, ich habe einfach versucht, die Scheibe aus der Gefahrenzone zu schiessen.» So banal, so einfach ist das.
Grosse Torhüter zeichnen sich dadurch aus, dass sie Flops nicht schönreden und sich nicht vor der Verantwortung drücken. 99 von 100 Goalies wären nach einem solchen Flop nach einer Partie nicht mehr zu sprechen gewesen. Stéphane Charlin hat sich durch sein Missgeschick nicht aus der Ruhe bringen lassen. Nach gut einer Viertelstunde nach dem Spiel erscheint er frisch gebürstet und gekämmt und erklärt sich. Dass er eben nicht ein Tor erzielen wollte und nur einen Befreiungsschlag versucht habe. Er lässt nicht einmal die Ausrede gelten, dass für ihn eine Partie gegen Servette halt speziell sei. «Es ist dumm gelaufen und es ist mein Fehler.» Punkt.
So einfach, wahr und klar ist die Geschichte des bisher grössten Goalie-Flops der Saison. Stéphane Charlin ist auch neben dem Eis ein grosser Torhüter.
P.S. Stéphane Charlin hat zwar bereits für nächste Saison bei Servette unterschrieben, kann aber bis zum 15. Juni 2025 in die NHL wechseln. Sein Agent Gaëtan Voisard hat schon erste unverbindliche Gespräche geführt. Gut, dass am Freitagabend für einmal keine NHL-Scouts auf der Tribüne sassen.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte