«Kaiser-Transfers» sind selten geworden. Umso eifriger wird auf der «zweiten Ebene» mit Spielern verhandelt, die wahrscheinlich keine Superstars werden. Aber ihre Zukunft noch vor sich haben und durchaus eine wichtige Rolle in einem Team übernehmen können. Wie beispielsweise SCB-Stürmer Yanick Sablatnig.
Er hat sich auf dem Umweg über Basel einen Stammplatz beim SCB erkämpft. Sein Vertrag läuft aus und sein Agent bietet ihn der Konkurrenz an. Sportchef Martin Steinegger ist mit Biels Neuaufbau beschäftigt und bestätigt auf Anfrage: «Ja, es stimmt, wir sind an Yanick Sablatnig interessiert. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.» Kein Wunder: Auch Langnaus Sportchef Pascal Müller und Lakers-Sportdirektor Janick Steinmann sind an finanzierbaren jungen Talenten mit dem Profil des ehemaligen Lakers-Juniors interessiert.
Dieses Transfergerücht ist recht interessant: Testet hier der Agent den Marktwert, um sich in eine bessere Verhandlungsposition zu bringen oder will sein Klient tatsächlich weg? Spieler kommen und gehen, Klubs bleiben bestehen. Es ist nicht seriös, aus einem Transfergerücht eine Grundsatzanalyse zu schmieden. Die alles entscheidende Frage ist beim SCB: Trimmen der Unter- und Obersportchef das Kader auf die Anforderungen von Trainer Jussi Tapola zu (sein Vertrag ist bereits vorzeitig bis Ende der nächsten Saison verlängert worden) oder wähnen sich talentierte junge Spieler beim SCB in der Talent-Sackgasse? Erleben wir im Falle eines Transfers von Yanick Sablatnig einen «Talent-Exodus» oder handelt es sich aus SCB-Sicht lediglich um eine Kaderkorrektur im Hinblick auf den nächsten Meistertitel?
Yanick Sablatnigs Name steht im Notizbuch von Nationaltrainer Patrick Fischer. Er darf auf ein Aufgebot für Operetten-Länderspiele hoffen. Er ist allerdings ein ganz besonderer Spielertyp: ein geradliniger, mutiger Powerstürmer mit sehr guten Händen im Abschluss, aber kaum Spielmacherqualitäten. Das bedeutet: Um seine Wirkung zu entfalten, braucht es eine kluge Linienzusammenstellung.
Wie gut seine Abschlussqualitäten sind (und Schweizer, die ins Netz treffen, sind rar) mag eine kuriose Statistik zeigen. Yanick Sablatnig hat diese Saison bereits fünf Treffer erzielt. Er gehört damit zu den 20 treffsichersten Stürmern mit Schweizer Lizenz der gesamten Liga und beim SCB haben diese Saison nur zwei öfter getroffen: Marc Lehmann (11 Tore) und Benjamin Baumgartner (6 Tore). Beide erfreuen sich über mehr als 17 Minuten Eiszeit pro Partie. Yannick Sablatnig hat aus lediglich 7:43 Minuten Eiszeit pro Partie 5 Tore gemacht. In der Liga-Rangierung der zugeteilten Eiszeit für Stürmer mit Schweizer Lizenz finden wir ihn auf Position 124. Er ist so gesehen der effizienteste Stürmer, seit die Eiszeit statistisch erfasst wird (seit 2016).
Die arg limitierte Eiszeit engt seine Entwicklungsmöglichkeit in Bern ein. Der Wunsch nach Veränderung ist also verständlich. Wie bei Torhüter Philip Wüthrich kann ein Transfer weg aus Bern seiner Entwicklung guttun.
6.7
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
56
Punkte
20/36
Goals/Assists
49
Spiele
31
Strafminuten
Bester Bullyspieler des Teams
Er ist fast aber nicht ganz so spektakulär wie Dominik Kahun.
Er kann der nächste Marc Arcobello werden.
Erwarte mehr als 30 Punkte und bei allen wichtigen Bullys auf dem Eis.
Der SCB ist sein erster Arbeitgeber in Europa. Er hat mit 175 Zentimetern Grösse und 77 Kilo Gewicht eine ähnliche Postur wir Mark Arcobello (172 cm/79 kg) und mit 208 NHL-Partien (52 Punkte) und 347 AHL-Einsätzen (224 Punkte) sind seine Statistiken verblüffend ähnlich wie jene von Mark Arcobello (139 NHL-Spiele/53 Punkte, 289 AHL-Spiele 266 Punkte). Die statistische Ähnlichkeit ist kein Zufall. Die NHL-Scouts haben auch ihn als zu wenig «böse» und bissig taxiert, um sich in einer offensiven Rolle in der NHL durchsetzen zu können. Er ist einst bereits bei mehreren Juniorenteams in den drei grossen nordamerikanischen Nachwuchsligen (OHL, WHL, QMJCL) nicht aufgenommen worden. Begründung: Zu klein. Deshalb hat er seine Juniorenzeit im US-Universitätshockey verbracht und ist im NHL-Draft nicht berücksichtigt worden. Immerhin holte er mit dem US-Team 2010 den U18-WM-Titel. Ein freundliches, flinkes Kufentier mit feinen Händen, das Rumpelhockey nicht mag und seine Gegenspieler lieber umkurvt oder ihnen davonläuft. Er hat alles, um der nächste Mark Arcobello zu werden.
F
32 Jahre
12.12.1992
175 cm
77 kg
Der SCB ist kein Ausbildungsclub. Aber der SCB betreibt eine der grössten Nachwuchsorganisationen im Land. Der Verlust von Talenten wie Philip Wüthrich (oder eventuell Yanick Sablatnig) und ein Probevertrag mit dem übergewichtigen 33-jährigen Saurier Ronalds Kennins (109 Kilo) machen nur dann Sinn, wenn die Resultate stimmen. Wie so oft: Die letzte Wahrheit wird oben auf der Resultatanzeige stehen.