Österreichs Nationaltrainer Roger Bader verändert die Hockey-Welt. Bis heute hat sich noch nie ein finnischer Chronist für ein WM-Spiel der Österreicher interessiert (ausser wenn Finnland gegen Österreich gespielt hat). Und jetzt stehen nach dem 4:1 gegen Norwegen gleich fünf in der Mix-Zone und warten auf die österreichischen Spieler und Cheftrainer Roger Bader. Auch die spitzen Boulevardfedern sind da.
Die grösste WM-Sensation der Neuzeit zeichnet sich ab. Die grösste Blamage seit der Gründung des finnischen Hockey-Verbandes: Wenn Österreich am Dienstag das letzte Spiel gegen das punktelose Grossbritannien nach 60 Minuten gewinnt und die Schweizer anschliessend die Finnen in 60 Minuten bodigen, erreichen die Österreicher auf Kosten des Olympiasiegers zum ersten Mal den Viertelfinal. Eigentlich unvorstellbar.
Das sieht auch Ambris Dominic Zwerger so. Auf die Frage, ob er sich je hätte träumen können, diese Saison nicht mit Ambri, sondern mit Österreich den Viertelfinal zu erreichen, sagt er: «Verrückt, nicht wahr?»
Österreich ist vom Stil her das Davos des internationalen Hockeys. Nur noch selten wird bei einer WM so emotional, unkonventionell und bissig aus einer gut organisierten Defensive («Réduit») heraus vorwärts gespielt.
Eine WM wird heute in erster Linie geprägt von taktischem Hockey. Es hätte also schon seine Logik, wenn die Finnen ausgerechnet an Roger Baders Österreichern scheitern würden: Die Finnen zelebrierten bisher das langweiligste, blutleerste Defensivhockey dieses Turniers.
Dem aufmerksamen Leser ist vielleicht aufgefallen, dass in diesem Lauftext auch nach 1519 Zeichen der Name Arno Del Curto noch nicht erwähnt worden ist. Der Grund dafür ist der Respekt vor «Graf Radetzky von Radetz des österreichischen Hockeys», Radetzky ist der berühmteste österreichische Heerführer der Neuzeit.
Ob auch Roger Bader, der grösste Bandengeneral der österreichischen Hockey-Historie, einmal mit einem «Roger-Bader-Marsch» geehrt wird, wissen wir noch nicht. Es täte dem Winterthurer in der Seele aber wohl. Er kann sich nämlich eine Bemerkung nicht verkneifen: «Es wäre schön, wenn auch mal erwähnt wird, dass ich der Cheftrainer bin. Ich erinnere mich an eine Schlagzeile bei der letzten WM: Arno Del Curto schafft mit Österreich den Klassenerhalt …»
Ob er das ironisch meint (er hat durchaus Sinn für Ironie) oder ob er tatsächlich in der Ehre gekränkt ist, lassen wir offen. Aber es ist nun mal, wie es ist: Sein Assistent Arno Del Curto, das Phantom dieser grossartigen Wiener Hockey-Oper, ist einfach das Thema für die angereisten Chronisten aus der Schweiz. Gerade, weil er sich so hartnäckig im Hintergrund hält. Was seiner Mystifizierung und der Legendenbildung enorm förderlich ist. Nach den Grundsätzen: «Willst Du gelten, mach Dich selten.» Oder: «Mach Dich rar und Du wirst ein Star.»
Der österreichische Mediengeneral Markus Riedlmayer, ein freundlicher Herr mit modischer Baskenmütze und Wiener Schmäh, dem der ganze Medien-Zirkus inzwischen schon fast spanisch vorkommt, wird gefragt, ob er im Falle einer Viertelfinal-Qualifikation den Arno in die Mixzone bringen könne. Er verwirft die Hände: «Das geht nicht.»
Also geht die Frage nach der Bedeutung des berühmtesten Assistenten dieser WM an die Spieler. Benjamin Baumgartner vom SC Bern lacht nach der Erkundigung nach der Rolle des ehemaligen HCD-Kulttrainers, klopft einem vorwitzigen Chronisten auf die Schulter und sagt: «Arno ist Arno, Sie wissen das ja …» Mehr will er nicht sagen.
Dominic Zwerger, mit Abstand der kurzweiligste Spieler des Teams mit einer Art alpinem Wiener Schmäh, ist da schon gesprächiger. «Der Arno isch super.» Und betont – halt ein bisschen zum Ärger von Cheftrainer Roger Bader –, wie wichtig der Engadiner sei. «Er motiviert uns.» Also eine Art Mentaltrainer? «Wenn Sie so wollen, ja.» Aber wie motiviert er? «In Einzelgesprächen.» Wie konkret? Was hat er beispielsweise zuletzt zu Ihnen gesagt? «Na ja, er kommt locker daher und sagt: ‹So, jetzt bist Du der Zwergi, den ich noch aus meiner Zeit als HCD-Trainer kannte.›»
Arno habe für alle vor und während eines Spiels auf der Bank ein aufmunterndes Wort. Wechselt er auch die Linien? «Nein, nein, er motiviert uns.» Die Taktik und die Kabinenansprachen seien Sache von Roger Bader. Das alles ändert nichts an der Tatsache: Österreich zelebriert bestes Arno-Del-Curto-Hockey.
Wie wir es drehen und wenden und wie sehr wir auch Roger Bader als Cheftrainer respektieren – die Rolle von Arno Del Curto ist halt schon eine ganz besondere, inzwischen eine schon fast mythische. Die Mystifizierung Arno Del Curtos schreitet unaufhaltsam voran. Was letztlich Roger Bader auch einsieht. «Ja, ja, ich weiss, der Arno ist halt eine Medienfigur in der Schweiz.» Was ja einen guten Grund hat: Roger Bader hat daheim in Helvetien als Meistertrainer in Uzwil lokalen Kultstatus. Arno Del Curto als HCD-Meistermacher nationalen.
Ja, die Hockeywelt steht Kopf: Gewinnt Österreich gegen Grossbritannien nach 60 Minuten und verliert Finnland nach 60 Minuten gegen die Schweiz, dann wird es das letzte Spiel von Jukka Jalonen sein. Er wird so oder so sein Amt nach der WM abgeben. Einem der grössten finnischen Trainer der Historie, Weltmeister und Olympiasieger, hätten dann ausgerechnet Roger Bader und Arno Del Curto einen schmählichen Abgang beschert.
Wenn wir es ganz genau betrachten: Es wäre Arno Del Curto das Phantom der Wiener Hockey-Oper, das ihn entzaubern würde. Was passt: Ein so grosser Trainer wie Jukka Jalonen kann eigentlich nur ein Phantom entzaubern.
Der Arno ist halt auch ein schlauer Hund !
Man tut Roger Bader aber unrecht, wenn man nun nur den Arno in luftige Höhen lobt.
Sagen wir es so: Mit Österreich zieht das erste Land mit zwei Trainern in den VF ein.
Arno, du bisch en geile Siech. Ich mochte ihn schon immer.
Das ist ja wirklich sehr gut möglich, dass die Schweiz die Finnen besiegt und die Ösis die Truppe aus Gross Britannien.
Arno 😇 würde in Wien heiliggesprochen.
Würde es dem Arno und den Ösis gönnen.