Das gibt es nur bei uns: Stars, die leidenschaftlich gegen ihren künftigen Arbeitgeber spielen. Also gegen den Klub, bei dem sie bereits einen gültigen Arbeitsvertrag haben. Fribourg-Gottérons Reto Berra hat für übernächste Saison bei Kloten unterschrieben, Lausannes WM-Silberheld Ken Jäger ab übernächster Saison beim HC Davos, Langnaus Dario Rohrbach hat bereits einen Vertrag ab 2026 beim SC Bern und Klotens Ludovic Waeber wird in einem Jahr nach Freiburg zügeln.
Was einst für Aufsehen sorgte – als etwa Leonardo Genoni bereits vor seiner letzten SCB-Saison bei Zug unterschrieb –, ist heute gang und gäbe. Und provoziert höchstens noch ein «Vertrags-Wildwest? Na und?»
Diese Situation ist unserem Rechtssystem geschuldet. Die Vertragsfreiheit erlaubt es mündigen Personen Arbeitsverträge in dieser Form im Eishockey zu unterschreiben. Die Liga hat im letzten Jahrhundert bis in die 1980er-Jahre hinein versucht, das Transfergeschäft zu regeln. Es gab eine Trainerfrist nach der Saison bis Ende Mai. Nur während dieser kurzen Zeit durfte ein Spieler den Klub wechseln. Wichtige Klubs und wichtige Spieler haben diese Regelung ignoriert.
So wild wie im Sommer 2025 trieben es die Sportchefs, Agenten und Stars noch nie. Die Liga schränkte die Vertragsfreiheit in diesem Jahrhundert noch nie ein und wird es auch künftig nicht tun. Liga-Manager Denis Vaucher sagt: «Wir haben gar keine Möglichkeit dazu und wir können weder die Spieler noch die Klubs dazu zwingen, uns Einsicht in Arbeitsverträge zu geben.»
Die Liga könnte eine Transferfrist einführen und den Spielern verbieten, ausserhalb dieser Frist bei anderen Klubs zu unterschreiben. Aber schon im 16. Jahrhundert hatte der grosse englische Staatstheoretiker Thomas Hobbes betont, dass Gesetze nicht ausreichen. Sie brauchen eine durchsetzende Instanz, um wirksam zu sein. Und genau diese Instanz kann (und will) die Liga nicht sein.
Ohnehin ist das Risiko solcher vorzeitiger Vertragsunterschriften bei Lichte besehen sehr gering und der Aufregung eigentlich nicht wert. Der Spieler setzt sich mit der vorzeitigen Unterschrift bei einem anderen Klub selbst unter Druck und ist, wenn seine Leistung nachlässt, harschester Kritik ausgesetzt. Deshalb wirken vorzeitige Verträge bei anderen Klubs eher motivierend.
Leonardo Genoni unterschrieb in Zug und hexte den SC Bern 2019 zum bis heute letzten Titel. Und vor der Zeit abgeschlossene langfristige Verträge – wie die sieben Jahre für Ken Jäger in Davos – lassen sich versichern. Wenn dann im Laufe dieser sieben Jahre seine Leistung nachlassen sollte, dann gibt es immer eine Möglichkeit, ihn samt Vertrag zur Konkurrenz zu transferieren.
Alles ist dann eine Frage der schlauen Kommunikation. So nach dem Motto: Er ist ein Superprofi, aber er und der Trainer verstehen sich nicht und den Trainer wollen wir nicht feuern. Er sucht eine neue Herausforderung und hat seine besten Jahre noch vor sich. Und so weiter und so fort. SCB-Manager Marc Lüthi bringt es auf den Punkt: «Wir sind auch eine erfolgreiche Unterhaltungsliga.» Das ganze Transfertheater trägt zur guten Unterhaltung bei. (aargauerzeitung.ch)
Lustigerweise war die "gute Unterhaltung" in den letzten Wochen massiv auf Kosten seines SCBs 😂