Das Kultportal hockeyfans.ch meldet Interesse mehrerer Schweizer Klubs – unter anderem Kloten – an Brandon Gignac. Treffer! Der kanadische Stürmer hat nämlich, wie verlässliche Gewährsleute melden, bereits bei Kloten unterschrieben. Der Transfer ist gemacht, wird aber aus gutem Grund von Sportchef Ricardo Schödler noch nicht bestätigt: Brandon Gignac hat gute Aussichten, mit Laval die AHL-Meisterschaft (Calder Cup) zu gewinnen. Wer in Nordamerika vor dem Saisonende schon in Europa einen Vertrag unterschreibt, riskiert im «Dog House» des Coaches zu landen.
Ein interessanter, aber auch hochriskanter Transfer mit der typischen Biografie für eine Europa-Karriere: zu gut für die Farmteams, nicht gut genug für die NHL. Lediglich 8 NHL-Partien (1 Tor), aber 315 Spiele (183 Punkte) in den Farmteams.
Ein NHL-Scout hat es auf den Punkt gebracht: «The name of the game for Gignac is speed.» Der Kanadier galt in der Quebec Major Junior Hockey League (QMJHL) als schnellster Spieler der Liga – und das bedeutet viel: Die QMJHL ist die spielerisch spektakulärste der drei grossen nordamerikanischen Juniorenligen.
Klotens Sportchef hat also einen zerbrechlichen «Tempo-Schillerfalter» definitiv verpflichtet. Warum «Schillerfalter»? Die Rapporte der NHL-Scouts geben auf diese Frage eine Antwort. Sie stehen hier in der Originalfassung. Um bei einer Übersetzung nicht in den Verdacht des «Schraubens» oder «Zuspitzens» zu geraten.
Ein klassischer Schillerfalter also. Schnell, talentiert, aber das Spektakel kann nicht ausreichend in Tore und Punkte umgemünzt werden. Aber er bekommt auch viel Lob. Er ist kein egoistischer, sondern ein mannschaftsdienlicher Schillerfalter.
Er ist also kein eindimensionaler Schillerfalter, erfüllt auch seine defensiven Pflichten und macht sich im Unterzahlspiel nützlich. Weil er sein Talent in der Centerposition am besten entfalten kann, ist er dazu in der Lage, einen Block zu führen und unterscheidet sich dadurch deutlich von Jonathan Ang (27), einem anderen teuflisch schnellen kanadischen Schillerfalter, der letztlich im zweiten Jahr in Kloten und später in Ambri gescheitert ist. Diese Saison ist er übrigens in der höchsten schwedischen Liga wieder aufgeblüht (36 Spiele/31 Punkte).
Eigentlich bringt Brandon Gignac beste Voraussetzungen für die National League mit. Unser Lauf- und Tempohockey kommt seinem Stil entgegen. Seine Postur ist für die National League bei weitem ausreichend (180 cm/84 kg) und er wird auf dem grösseren europäischen Eisfeld produktiver sein, als die Skeptiker vermuten, die ihn nur auf den kleineren nordamerikanischen Eisbahnen beurteilt haben.
Und doch ist sein Transfer riskant. Er hat diese Saison aufgrund langwieriger Verletzungen (offiziell: long-term lower-body injury) erst 15 Spiele für Montréals Farmteam Laval bestritten (2 Tore/4 Assists).
Kloten hat nicht die vollen Geldspeicher für Einkäufe in den exklusiven Ausländer-Boutiquen und ist auf eine Rolex von den Transfer-Wühltischen angewiesen. Alles in allem ist Brandon Gignac wohl das: eine Rolex vom Transfer-Wühltisch im besten Alter.