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Erstmals seit dem Titelgewinn von 2006 hat Lugano wieder das Finale erreicht. Ein wichtiger Grund für die Rückkehr des «Grande Lugano» dürfte auch in der Psychologie zu finden sein: Inzwischen hatten wir alle gedacht, Lugano könne nicht mehr Finalist und Meister werden. Weil es einfach nicht mehr möglich schien. Wie bei den Lakers: Nach all den Jahren dachten wir alle, ein Abstieg sei nicht mehr zu befürchten. Die Lakers waren so «unabsteigbar» geworden wie Lugano «untitelbar» schien. Es hat die Lakers doch erwischt. Und jetzt ist Lugano doch wieder da.
Die Hockeygötter haben es gut mit Lugano gemeint. Zug war im Viertelfinale kein Gegner. Ja, Zug ist inzwischen das Lugano der Alpennordseite geworden. Oder besser: Zug ist so geworden wie Lugano vor der Ankunft von Doug Shedden war: Talentiert, aber zu weich und gecoacht von einem Trainer, der die Gebrauchsanleitung für die Playoffs verloren hat.
Das Halbfinale war dann schon eine andere Sache. Chris McSorley ist dazu in der Lage, mit Taktik fehlendes Talent in einer Playoffserie bis zu einem gewissen Masse zu kompensieren. Er hatte zuletzt 2014 und 2015 Lugano zweimal hintereinander im Viertelfinale besiegt. Weil er der bessere Coach war (wir sagen Coach, nicht Trainer) als Luganos Patrick Fischer.
Aber nun hatte er mit Doug Shedden einen ebenbürtigen Bandengeneral gegen sich. Was einst der wilde Draufgänger Gebhard Leberecht von Blücher für den grossen Napoléon bei Waterloo, das war jetzt Doug Shedden für Napoléon Chris McSorley: der General, der ihm die ultimative Niederlage beigebracht hat.
Doug Shedden ist die zentrale Figur bei Luganos Renaissance. Emotional und taktisch. Das Spiel ist unter dem taktischen Vereinfacher straffer organisiert als unter seinen Vorgängern. Die Balance zwischen Offensive und Defensive stimmt. Doug Shedden strukturiert auf dem Eis die Aufbruchstimmung, die «Revolution», die sein Vorgänger Patrick Fischer begonnen hat.
Lugano fehlt zwar die Tempofestigkeit und Präzision des HC Davos. Lugano hat auch nicht die Ausgeglichenheit der ZSC Lions, nicht die Härte Servettes, nicht die Wasserverdrängung des SC Bern. Aber von allem etwas. Das macht Lugano unberechenbar – alles in allem ist die aktuelle Ausgabe des HC Lugano eine Light-Version des «Grande Lugano» von 2006, des letzten Meisterteams also.
Nicht ganz so charismatisch (es gibt weder einen Ville Peltonen noch einen Petteri Nummelin) – aber die Ausgeglichenheit, die Mischung aus den verschiedenen Elementen (Taktik, Talent, Härte, Tempo) ist bemerkenswert.
Es muss nicht eine Schwäche sein, die besten Kräfte (die drei schwedischen Stürmer) in einer Linie zusammenzufassen. «Klotzen, nicht kleckern» ist nämlich ein militärisches Erfolgsgeheimnis und will heissen: im entscheidenden Augenblick die Kräfte konzentrieren und die Entscheidung erzwingen.
Die drei Schweden bilden so etwas wie Doug Sheddens offensive Kavallerie. So wie Blüchers Reitersoldaten Waterloo entschieden, so hat das schwedische Trio in diesen Playoffs immer wieder entscheidende Durchbrüche erzielt – unter anderem im Spiel in Genf den Siegestreffer in der Verlängerung und nun in der alles entscheidenden Partie das 2:2.
Mit Doug Shedden ist in Lugano ein anderes Denken eingekehrt. Er ist so etwas wie die politisch korrekte Hockey-Version von Donald Trump. Geradeheraus, selbstsicher, unbeirrbar. Mit dem Kanadier ist das Vertrauen in die eigenen Stärken wieder grösser als das Jammern über die Verschwörungstheorien der Deutschschweizer. Ein neues Selbstvertrauen, das sich jetzt eindrücklich in drei Overtime-Siegen in Serie gezeigt hat. Luganos Erinnerungen an 2006 sind nicht mehr bloss Nostalgie. Sie können Wirklichkeit werden.
Und es gibt noch einen Faktor: Nichts motiviert stärker als «on a mission» zu sein. In Lugano sind viele auf einer Mission. Vicky Mantegazza, Doug Shedden und Damien Brunner um endlich einen Titel zu gewinnen. Steve Hirschi, Julien Vauclair oder Raffaele Sannitz um noch einmal mit Lugano Meister zu werden.
Ein Meistertitel würde zudem Vicky Mantegazzas «Transfer-Geldbriefträger» Roland Habisreutinger zu einem ernstzunehmenden Sportchef machen. Und Elvis Merzlikins hat die Gelegenheit bekommen und genutzt, zu beweisen, dass sein Talent so gross ist wie sein Selbstvertrauen. Und schliesslich und endlich ist auch Doug Shedden auf einer Mission. «General Halbfinal» hatte bisher in der Schweiz noch nie das Finale erreicht. Er sagt zwar, Zug sei halt fünfmal nicht gut genug fürs Finale gewesen (2009 bis 2013). Damit hatte er nicht ganz unrecht.
Doug Shedden hat jetzt erstmals in der Schweiz sogar genug Talent zur Verfügung, um den Titel zu holen. Aber ein Finale wird nicht alleine durch Talent entschieden.