Nun gut, der Vergleich mit dem legendären Meister-Captain Felix Hollenstein aus den 1990er Jahren oder seinem aktuell verletzten Sohn Denis Hollenstein bei den ZSC Lions mag schon ein wenig verwegen sein. Petteri Puhakka ist erst 23, hat gerade mal drei Operetten-Länderspiele für Finnland bestritten und noch nie im Ausland gespielt. Ein NHL-Draft ist er nicht. Auch seine Statistiken aus dieser Saison sind überschaubar: 9 Tore und 14 Assists aus 44 Spielen.
Aber sein Potenzial wird gerühmt: Ein sehr guter Läufer mit exzellentem Spielverständnis, magischem Passspiel und einer vorbildlichen Berufseinstellung. Und wie Denis Hollenstein dazu in der Lage, über die linke oder die rechte Aussenbahn zu fliegen. Und er weiss, wie man Meister wird: Mit Tappara Tampere hat er unter Jussi Tapola und seinem Nachfolger Rikard Grönborg drei Titel hintereinander und die Champions Hockey League gewonnen. Das macht keiner mit spielerischen Hosenknöpfen.
Aber eben: Es gibt auch Kritiker in Finnland, die monieren, er sei bloss ein Schillerfalter. Bei warmem Wetter öffne er die Flügel und wenn es regne, klappe er sie sofort wieder zu. Will heissen: gut, wenn alles rund läuft. Aber nicht fähig, in kritischen Momenten die Differenz zu machen. Bloss ein Mitläufer und kein Leitwolf. Es sei nachgerade frivol, ihn mit den Hollensteins vergleichen zu wollen.
Sollte sich Sportchef Ricardo Schödler geirrt haben, so gibt es einen Trost: Das Salär des neuen finnischen Flügelstürmers ist bescheiden. Aber eben: Kann sich Kloten einen «Billigausländer» leisten? Das Risiko ist nicht unerheblich: Bereits mit Verteidiger Max «Magic Max» Lindroth hat Ricardo Schödler einen Ausländer verpflichtet, den Kritiker als Schillerfalter bezeichnen.
Nun denn: Immerhin entsprechen sowohl Petteri Puhakka als auch Max Lindroth der DNA des Klotener Lauf- und Tempospiels. Sollten sie nicht für Tore sorgen, dann ist wenigstens Spektakel garantiert. Und Kurzweil neben dem Eis. Die zweite ausländische Verteidigerposition wird ein rumpelfester Nordamerikaner aus Montréals Farmteam einnehmen.
Zum Thema Denis Hollenstein (35) melden die Gewährsleute der ZSC Lions inzwischen Bewegung: Er soll zeitnahe eine «Operetten-Offerte» erhalten. Also ein Angebot für eine Vertragsverlängerung mit provokativ tiefem, praktisch halbiertem Salär. Was wiederum in Kloten für eine gewisse Unruhe sorgt: Dort haben die «Dorfkönige» aus den ruhmreichen 1990er Jahren inzwischen wieder etwas an Einfluss gewonnen. Diese Nostalgiker sähen Denis Hollenstein, der den Schluefweg 2018 Richtung Zürich verlassen hat, gerne im Rahmen eines «Romantik-Transfers» nächste Saison zurück in Kloten.
Aber es gibt auch eine Gegenmeinung der Fortschrittlichen: Keine «Romantik-Transfers» von alten Titanen. Das entspreche nicht mehr der Philosophie eines dynamischen Ausbildungsteams, als das sich der EHC Kloten definiert. Affaire à suivre!
Denis gab sich (und hatte) stets Mühe einer zu sein...
Einen Ausländer vor seiner 1. Saison beim EHC mit Urklotnern zu vergleichen, ist aber so oder so sehr fraglich.