Es war nicht das beste Spiel der Young Boys, darin sind sich nach dem Spiel alle Berner einig. «Wir nehmen den Sieg, aber es gibt vieles, das wir korrigieren müssen», sagte Trainer Giorgio Contini nach dem 1:0-Erfolg in Genf, mit dem YB nun auf zwei Punkte an Super-League-Leader Servette herangekommen ist.
Beim Gegner spricht man von einer «sehr unverdienten Niederlage», wie Goalie Joël Mall im Gespräch mit Blue nennt. «Wir sind über das ganze Spiel das bessere Team gewesen.» Unter anderem die beiden Aluminiumtreffer von Miroslav Stevanovic und das aufgrund einer knappen Abseitsstellung aberkannte Tor des Serben dürfen als Argumente herbeigezogen werden. Insgesamt ist der Tenor auf beiden Seiten: Es war ein glücklicher Sieg für YB.
Dass es am Ende geklappt hat mit den drei Punkten, lag vor allem an Christian Fassnacht – einmal mehr.
Der 31-Jährige erzielte in den letzten drei Spielen alle vier Tore der Berner. Damit war er beim 2:1-Sieg in Basel, beim 1:0-Erfolg gegen St.Gallen und nun eben in Genf jedes Mal Matchwinner. Am meisten scheint sich Fassnacht selbst darüber zu freuen. «Es ist schön, dass ich dem Team mittlerweile nicht nur als Spieler auf dem Platz, sondern auch mit Skorerpunkten in so einer wichtigen Phase helfen kann.» Zwar hatte er schon im zweiten und dritten Spiel nach seiner Rückkehr aus England je ein Tor geschossen, doch waren diese bei den Siegen gegen Yverdon (6:1) und Sion (5:1) nicht unbedingt entscheidend. Danach blieb er in fünf Spielen in Serie ohne Torbeteiligung.
Jetzt ist Fassnacht, der YB im Sommer 2023 in Richtung Norwich verlassen hatte, beim amtierenden Meister wieder eine wichtige Figur. Und die Berner befinden sich plötzlich mitten im Titelrennen. Bevor Fassnacht im Februar erstmals nach über anderthalb Jahren wieder im gelb-schwarzen Trikot auf dem Platz stand, war YB mit zehn Punkten Rückstand auf den damaligen Leader Lugano Neunter der Super League. Auch der neue Trainer Giorgio Contini konnte noch nicht den gewünschten Aufschwung bringen. In seinen ersten vier Spielen erzielte YB (0:0 bei GC, 0:1 bei Celtic, 0:0 gegen Winterthur, 0:1 gegen Roter Stern) kein einziges Tor.
Mittlerweile scheinen die Berner hingegen wie verwandelt. In zehn der zwölf Spiele mit Fassnacht ging YB als Gewinner vom Platz. Die aktuelle Siegesserie täuscht zwar etwas darüber hinweg, dass die letzten drei Partien auch anders hätten ausgehen können, doch wie heisst es so oft? Spitzenteams gewinnen auch an schlechteren Tagen. Und ein solches scheinen die Young Boys wieder zu sein. Acht Runden vor Schluss beträgt der Rückstand auf Leader Servette zwei Punkte. Gewinnt Basel am Donnerstagabend gegen GC, steht der FCB drei Zähler vor den Bernern. Doch performen die Klubs im Titelrennen weiterhin so wie in den letzten Wochen, wird am Ende wieder YB zuoberst stehen.
In Fassnachts Augen dürfte dies das klare Ziel sein. «Ich bin nicht zurückgekommen, um einfach ein bisschen da zu sein.» Er wolle sich auch weiterentwickeln. «Und da bin ich auf einem guten Weg», so der 19-fache Nationalspieler, der im Meisterrennen der grosse Trumpf von YB sein könnte.