Zum ersten Mal seit 2016 hat kein skandinavischer Bandengeneral den Halbfinal erreicht. Dafür zwei Schweizer (Marco Bayer, Lars Leuenberger) und zwei Kanadier (Josh Holden, Geoff Ward).
In den letzten sieben Jahren war immer mindestens ein Skandinavier dabei, bis auf 2018 und 2024 schaffte es auch einer in den Final und zweimal war der Final sogar eine nordische Angelegenheit: Kari Jalonen gegen Dan Tangnes (2019) und Rikard Grönborg gegen Dan Tangnes (2022). Auf dem Höhepunkt der nordischen Welle kamen 2019 alle vier Halbfinaltrainer aus dem hohen Norden: Dan Tangnes, Ville Peltonen, Kari Jalonen und Anti Törmänen.
Diesen Trend gegen das skandinavische Systemhockey gibt es auch auf internationalem Niveau. Zwischen 2016 und 2022 erreichten bei jeder WM Finnland oder Schweden den Final. 2017 und 2018 holte Schweden den Titel, 2019 und 2022 Finnland. Die Finnen, die das defensive Schablonenhockey zur Perfektion und darüber hinaus entwickelt hatten, sind 2022 auch Olympiasieger geworden. Aber in den zwei letzten WM-Finals waren die Schweden und Finnen nicht mehr vertreten. 2023 besiegten die Kanadier die Deutschen und 2024 die Tschechen die Schweizer.
Die Umstände mögen Jahr für Jahr andere sein und Zufälligkeiten spielen auch eine Rolle. Und doch: Es ist ein Trend. Das Eishockey hat sich verändert. Es ist weniger taktisch, weniger berechenbar geworden. Ja, wir erleben gerade so etwas wie das Ende des nordischen «Schablonen-Zeitalters». Und bei dieser Behauptung dürfte es sich nicht um einen so fundamentalen Irrtum handeln wie bei Francis Fukuyamas weltberühmter Einschätzung aus dem Jahre 1989. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus hatte der Politikwissenschaftler das Ende der Geschichte («End of History») und damit das Ende ideologischer Konflikte und Kriege überhaupt und den Sieg der Demokratie verkündet.
Kari Jalonens SC Bern war 2017 und 2019 der letzte «Schablonen-Meister». Die Berner waren nicht viel talentierter als ihre Gegner. Sie waren taktisch schlauer und disziplinierter. Taktik frisst Talent.
Kein Wunder, dass im wertkonservativen SC Bern der taktische nordische Wunderglaube immer noch tief verwurzelt ist. Dieser inzwischen fast blinde und naive Glaube lebt fort im finnischen Trainer Jussi Tapola. Er ist der erste SCB-Trainer, der zweimal hintereinander im Viertelfinal gescheitert ist und trotzdem nicht gefeuert wird. So gesehen verdankt er seinen Job zu einem schönen Teil seinem Landsmann Jalonen.
Natürlich spielt die Taktik noch immer eine Rolle. Wildes «Firewagon-Hockey» nach dem Motto «Run & Gun» funktioniert nicht mehr. Auch deshalb, weil bei der Ausgeglichenheit der Liga keine Mannschaft so viel Talent hat, dass sie ein Spiel nach Belieben zu dominieren vermag. Blinder offensiver Eifer schadet nur und Forechecking ohne taktischen Verstand kostet zu viel Energie. Eine gut organisierte Defensive und ein Titan im Tor sind nach wie vor unerlässlich. Jedes erfolgreiche Team wird immer eine Prise Kari Jalonen oder Jussi Tapola in seiner DNA haben.
Die Veränderung des Hockeys ist nicht in erster Linie taktischer Natur. Es ist die Art und Weise, wie eine Taktik umgesetzt wird. Die Spieler sind so gut ausgebildet wie nie und das Eishockey ist «totaler» und dadurch auch unberechenbarer geworden. Verteidiger stürmen und Stürmer sollten hinten aushelfen. Das bedeutet, dass der Erfolg nur noch durch aktives Spiel möglich ist. Wer mutig auf den Zehenspitzen steht – agiert und nicht bloss reagiert – ist im Vorteil. Wer sich auf sein System, auf seine «Schablone» verlässt und in falscher Sicherheit wiegt und passiv wird, ist verloren. Es ist logisch, dass der SCB, taktisch hervorragend geschult und verbessert (eine Entwicklung, an deren Ende ein Titel hätte stehen können) den Viertelfinal gegen Gottéron durch zu passives Verhalten in zu vielen Situationen kläglich verloren hat. Mut zum aktiven Spiel frisst Taktik.
Das alles macht die Arbeit des Trainers noch anspruchsvoller. Die taktisch-technische Grund- und Weiterausbildung ist eine Selbstverständlichkeit und kann zu einem schönen Teil von den Assistenten übernommen werden. Die Cheftrainer kehren zurück zu den Ursprüngen ihres Berufes. Im Vordergrund stehen Einfühlungsvermögen, Motivationsfähigkeit, das Gespür für die Form und das Wissen um die Fähigkeiten der eigenen und der gegnerischen Spieler. Ein kühler Verstand, um im Pulverdampf der Hektik während eines Spiels den Durchblick nicht zu verlieren. Sie sind wieder mehr Bandengeneräle als Taktiklehrer. Eine Frage der Persönlichkeit. Charisma frisst theoretisches Wissen.
Diese Fähigkeiten hängen nicht vom Pass des Trainers ab. Dan Tangnes oder Antti Törmänen waren in Zug und Biel keine Schablonen-Trainer wie Kari Jalonen oder Jussi Tapola. Aber vor allem finnische Trainer sind Apostel der defensiven Schablonen-Philosophie.
Gefordert sind auch die Sportchefs, die auf ein feines Gespür für die Persönlichkeit des Trainers und dessen Wirkung auf die Spieler angewiesen sind. Um nicht auf die durch immer mehr Statistiken bereicherte Ausredenkultur hereinzufallen und den bequemen Weg der angeblichen Weiterentwicklung zu gehen. Der Schwede Rikard Grönborg hatte die ZSC Lions taktisch fraglos laufend weiterentwickelt. Trotzdem ist er im Dezember 2022 gefeuert worden. Im Frühjahr 2024 waren die Zürcher mit dem Kanadier Marc Crawford endlich wieder Meister und 2025 mit dem Schweizer Marco Bayer sogar Gewinner der Champions Hockey League. Ein Kanadier oder ein Schweizer wird auch 2025 Meister.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
ral" bei einem Club bewerben. Ihre Fachkenntnisse sind so weitreichend, dass sie sicher einen "Jobb" finden. Für Rückfragen bezüglich Anforderungsprofil steht sicher "Bayreuther" zur Verfügung!