Seit Wochen – seit der Absage an SCB-Obersportchef Martin Plüss – steht fest, dass Stéphane Charlin Ende Saison Langnau verlassen und nach Genf zügeln wird. Eigentlich hat Servettes tüchtiger Sportchef Marc Gautschi also sein Torhüterproblem langfristig bis 2028 gelöst. Eigentlich.
Aber Stéphane Charlins Ziel ist die NHL und er hat das Potenzial für die wichtigste Liga der Welt. Nun hat er in Genf den Batzen und das Weggli: Bekommt er keinen Vertrag in der NHL, dann muss er in Genf mit einem Salär von über 400'000 Franken auch nicht darben.
Bis zum 15. Juni 2025 um Mitternacht New Yorker Zeit kann er aus dem Vertrag bei Servette aussteigen und in die NHL wechseln. So ist es im Transferabkommen zwischen der National League und der NHL festgeschrieben. Im Falle eines Falles bekommt Servette eine Ablösesumme von rund 200'000 Franken.
Wechselt er von Langnau direkt in die NHL ist für Gautschi die Verpflichtung Charlins vorerst bloss ein «Phantom-Transfer». Je besser seine Neuerwerbung diese Saison spielt, desto grösser die NHL-Chancen. Sollte er im nächsten Frühjahr gar im WM-Team zum Zuge kommen, dürfte sein Ticket in die NHL gelöst sein.
Servette hat aktuell Robert Mayer (35) bis 2027 und Gauthier Descloux (28) bis 2026 unter Vertrag. Weil Descloux verletzt ist, haben die Genfer bis Ende Saison mit Antti Raanta (28) einen finnischen Torhüter verpflichtet. Bereits vor zwei Wochen hat Sportchef Gautschi entschieden, dass Mayer nächste Saison bleiben darf und Descloux trotz weiterlaufendem Vertrag in Genf keine Zukunft mehr hat. Seine Karriere ist damit in eine Sackgasse geraten.
Gauthier Descloux galt als «Jahrzehnt-Talent» und war 2020/21 auch tatsächlich Servettes Nummer 1 mit 42 Partien und einer Abwehrquote von 92,70 Prozent. Er war bei drei Junioren-WM-Turnieren die Nummer 1 und hat drei Operetten-Länderspiele bestritten. Seit der Ankunft von Robert Mayer ist er nur noch die Nummer 2 und diese Saison hat er verletzungsbedingt noch kein Spiel bestritten.
Nun bleiben Descloux zwei Optionen: Den Vertrag mit Servette einfach bis Ende der nächsten Saison aussitzen (aber dann wäre seine Karriere wohl beendet) oder auf nächste Saison zu einem anderen Klub wechseln. Servette muss ihm, sollte er beim neuen Arbeitgeber weniger verdienen, die Differenz bezahlen.
Die Frage ist also: Wer will Gauthier Descloux? Für Servettes Sportchef ist diese Geschichte ohne grosses Risiko: Wechselt Stéphane Charlin in die NHL, dann ersetzt er ihn mit einem ausländischen Goalie. Ohnehin kann Charlin bis 2028 nur bei einer NHL-Organisation oder in Genf im Tor stehen.
Langnaus Sportchef Pascal Müller kann nun ganz offiziell mit der Suche nach einem zweiten Torhüter für nächste Saison neben Luca Boltshauser (31, Vertrag bis 2026) beginnen. Es ist sein heikelstes Transfergeschäft seit dem Amtsantritt im Frühjahr 2022. Langnau verdankt die sportliche Stabilisierung und Fortschritte zu einem schönen Teil Stéphane Charlins Paraden und dem Umstand, dass keine Ausländerlizenz für einen Torhüter gelöst werden muss.
Im besten Fall findet Müller unter den zahlreichen helvetischen Goalie-Talenten den nächsten Charlin oder er verpflichtet einen ausländischen Torhüter. Die Ideallösung: Philip Wüthrich (26), beim SCB in der Karriere-Sackgasse, lehnt das Angebot von Ambri ab und wechselt zu den SCL Tigers.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
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