Der Begriff Romantik geht eigentlich auf das Wort Roman zurück. Hans Christian Andersen, Dänemarks Gotthelf, ist einer der berühmtesten Dichter der Romantik und durch seine Märchen weltberühmt geworden. Das passt zu Gottéron: Aus der bewegten Geschichte dieses Klubs liesse sich ein Roman schreiben und der Spengler-Cup-Triumph hat etwas Märchenhaftes.
Die Spieler, fürstlich bezahlt, um zu spielen, nicht um zu arbeiten, setzen durch, dass der böse Patron Christian Dubé fortmuss. Mit Patrick Emond kommt ein freundlicher Chef, der die Spieler wieder spielen lässt und nicht ständig zur Arbeit anhält. Was natürlich auf Dauer nicht funktioniert. Also kommt mit dem energischen Zauberer Lars Leuenberger wieder einer, der die Spieler zur Arbeit anhält – und siehe da: Ein Wunder geschieht. Gottéron gewinnt den Spengler Cup. Die Meisterschaft der Romantikerinnen und Romantiker und der Herzen. Mit Servette (2013, 2014) und Ambri (2023) haben bereits zwei Teams in der Neuzeit den Spengler Cup gewonnen, die noch nie Meister waren. Servette hat seinen ersten Titel erst 2023 gefeiert.
Nun steht also in der Traumfabrik Gottéron auch ein richtiger Pokal im Trophäen-Schrank. Präsident Hubert Waeber ist eine Punktlandung gelungen: Noch nie hat ein Trainerwechsel so schnell so reichlich Früchte getragen. Denn das darf behauptet werden: Ohne den Kommando-Wechsel am 22. Dezember wäre dieser märchenhafte Erfolg nicht möglich gewesen. Von nun an gibt es bei jeder Trainerentlassung eine wohlfeile Ausrede: Aber bei Gottéron hat es funktioniert. Remember Spengler Cup 2024!
Wenn Gottéron zwischen September und März spielt, tanzt, singt und lacht, dann ist der Hockey-Tempel zwar immer ausverkauft. Aber dann gewinnt Gottéron keine Titel und spielt, tanzt, singt und lacht im April nicht mehr. Talent hatte Gottéron in seiner Geschichte schon oft genug, um Meisterschaften zu gewinnen. Aber nie passte alles zusammen. Wenn Slawa Bykow und Andrej Chomutow auf Weltklasseniveau in der Offensive den gegnerischen Verteidigern auf der Nase herumtanzten, dann fehlten das defensive Fundament und hinter einer Lotterabwehr ein meisterlicher Goalie.
Das Gottéron der Festtage 2024 ist die am besten ausbalancierte Mannschaft seit dem Aufstieg von 1980. Getragen von einer Legion Veteranen – Reto Berra (38), Raphael Diaz (38), Ryan Gunderson (39) oder Julien Sprunger (38) –, die noch immer gut genug sind für ein letztes Hurra im goldenen Herbst ihrer Karriere.
Sie haben sich im Laufe der Qualifikation im Club Méditerranée unter Patrick Emond nicht überanstrengt. Die Frage, ob sie noch genug Energie haben für die Playoffs, kann die Meisterschaft entscheiden. Denn: Gottéron ist gut genug, um mit dem Beistand der Hockeygötter nun auch zum ersten Mal die richtige Meisterschaft zu gewinnen. Also einen Wettbewerb für taktische und sonstige Realistinnen und Realisten und nicht für Romantikerinnen und Romantiker.
Der neue Bandengeneral Lars Leuenberger kann nicht nur Spengler Cup. Er hat 2016 in Bern bewiesen, dass er auch Meister kann. Nach dem Spengler-Cup-Märchen ist er jetzt in Fribourg schon berühmter als der neue Trainer Roger Rönnberg, dem er nächste Saison als Assistent dienen wird. Läuft es mit dem schwedischen Schablonen-Trainer nicht wie gewünscht, wird die Problemlösung einfach sein: Lars Leuenberger übernimmt wieder. Aber das nur nebenbei.
Auch das gehört zur Spengler-Cup-Romantik: Nun muss Langnau ein Jahr warten. Als Titelverteidiger hat Gottéron das Recht, 2025 wieder als zweites NL-Team dabei zu sein. Eigentlich war bereits klar, wer 2025 der nächste Gast aus dem Unterland sein wird: die SCL Tigers.
Spengler-Cup-General Marc Gianola bestätigt die Gespräche mit den Emmentalern. Die sportliche Konkurrenzfähigkeit ist ein Faktor. Den haben die Langnauer diese Saison unter anderem mit einem 7:0 auf eigenem Eis und einem 3:0 auswärts gegen den HCD eindrücklich demonstriert. Es gibt noch einen weiteren, wichtigen Faktor. Marc Gianola sagt: «Es ist wichtig, dass eine Spengler-Cup-Teilnahme für einen Klub eine Herzensangelegenheit bedeutet.» Will heissen: Für alle im Klub so etwas wie ein «Jahrhundert-Ereignis». Dabei geht es einerseits um die Fans, die dann nach Davos reisen, und andererseits um die Leidenschaft und Begeisterung aller für den Spengler Cup.
Für meisterliche Titanen wie Bern, Zug oder die ZSC Lions wäre eine Spengler-Cup-Teilnahme bloss so etwas wie ein «Spengler Cup, na und?» Sowieso hat SCB-General Marc Lüthi unmissverständlich erklärt, der SCB werde, solange er etwas zu melden habe, nicht am Turnier teilnehmen.
Die Gespräche mit den Davosern führte nicht Langnaus Geschäftsführer Dieter Aeschimann. «Das ist Sache der Sportabteilung und deshalb weilt unser Sportchef in diesen Tagen in Davos.» Sportchef Pascal Müller, der einst von 2006 bis 2009 für den HCD verteidigt hatte, bestätigt die Gespräche. Die SCL Tigers werden nach Gottéron der nächste Teilnehmer aus dem Unterland sein. Aber nun eben – wenn Gottéron die Einladung zum Spengler Cup 2025 annimmt – nicht 2025. Sondern erst 2026. Sofern Gottéron nicht auch den Spengler Cup 2025 gewinnt.
PS: Straubings Erfolgstrainer Tom Pokel (57) sucht nach acht Jahren eine neue Herausforderung. Am liebsten würde er in unserer National League arbeiten. Sportchefs, die einen Trainer suchen, können sich bei seinem Agenten Patrick Piloni melden.
Wir zum Beispiel werden nicht mal dazu eingeladen. 🥺
Gratulationen nach Fribourg! 🥇
Ich wurde sehr gut unterhalten und das eigentlich in jeder Partie besser als das gerne in der Meisterschaft der Fall ist. Die geladenen Teams gaben jedenfalls alles auf dem Eis und viele Begegnungen waren auch emotionsgeladen.