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Gottéron gewinnt den Spengler Cup – Schweizer Meister der Herzen

Fribourg's Julien Sprunger and the team celebrate with the prophy after winning the final game between Gerrmany`s Straubing Tigers and Switzerland`s HC Fribourg-Gotteron, at the 96th Spengler Cup ...
Nein, das ist kein Traum: Fribourg-Gottéron hat einen Titel gewonnen.Bild: keystone
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Gottéron – wenigstens Schweizer Meister der Herzen

Gottéron gewinnt seinen ersten Titel. Es ist zwar «nur» der Spengler Cup 2024 und noch nicht die Meisterschaft. Aber immerhin ist Gottéron jetzt der Schweizer Meister der Romantikerinnen und Romantiker und der Herzen. Und Langnau muss ein Jahr warten.
31.12.2024, 15:0631.12.2024, 15:50
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Der Begriff Romantik geht eigentlich auf das Wort Roman zurück. Hans Christian Andersen, Dänemarks Gotthelf, ist einer der berühmtesten Dichter der Romantik und durch seine Märchen weltberühmt geworden. Das passt zu Gottéron: Aus der bewegten Geschichte dieses Klubs liesse sich ein Roman schreiben und der Spengler-Cup-Triumph hat etwas Märchenhaftes.

Die Spieler, fürstlich bezahlt, um zu spielen, nicht um zu arbeiten, setzen durch, dass der böse Patron Christian Dubé fortmuss. Mit Patrick Emond kommt ein freundlicher Chef, der die Spieler wieder spielen lässt und nicht ständig zur Arbeit anhält. Was natürlich auf Dauer nicht funktioniert. Also kommt mit dem energischen Zauberer Lars Leuenberger wieder einer, der die Spieler zur Arbeit anhält – und siehe da: Ein Wunder geschieht. Gottéron gewinnt den Spengler Cup. Die Meisterschaft der Romantikerinnen und Romantiker und der Herzen. Mit Servette (2013, 2014) und Ambri (2023) haben bereits zwei Teams in der Neuzeit den Spengler Cup gewonnen, die noch nie Meister waren. Servette hat seinen ersten Titel erst 2023 gefeiert.

Nun steht also in der Traumfabrik Gottéron auch ein richtiger Pokal im Trophäen-Schrank. Präsident Hubert Waeber ist eine Punktlandung gelungen: Noch nie hat ein Trainerwechsel so schnell so reichlich Früchte getragen. Denn das darf behauptet werden: Ohne den Kommando-Wechsel am 22. Dezember wäre dieser märchenhafte Erfolg nicht möglich gewesen. Von nun an gibt es bei jeder Trainerentlassung eine wohlfeile Ausrede: Aber bei Gottéron hat es funktioniert. Remember Spengler Cup 2024!

Wenn Gottéron zwischen September und März spielt, tanzt, singt und lacht, dann ist der Hockey-Tempel zwar immer ausverkauft. Aber dann gewinnt Gottéron keine Titel und spielt, tanzt, singt und lacht im April nicht mehr. Talent hatte Gottéron in seiner Geschichte schon oft genug, um Meisterschaften zu gewinnen. Aber nie passte alles zusammen. Wenn Slawa Bykow und Andrej Chomutow auf Weltklasseniveau in der Offensive den gegnerischen Verteidigern auf der Nase herumtanzten, dann fehlten das defensive Fundament und hinter einer Lotterabwehr ein meisterlicher Goalie.

epa11799828 Fribourg's Christoph Bertschy (L) celebrates after scoring the 1-4 goal during the Spengler Cup 2024 final game between Straubing Tigers and HC Fribourg-Gotteron, at the 96th Spengler ...
Auch Julien Sprunger (Mitte) hat seinen ersten Titel gewonnen.Bild: keystone

Das Gottéron der Festtage 2024 ist die am besten ausbalancierte Mannschaft seit dem Aufstieg von 1980. Getragen von einer Legion Veteranen – Reto Berra (38), Raphael Diaz (38), Ryan Gunderson (39) oder Julien Sprunger (38) –, die noch immer gut genug sind für ein letztes Hurra im goldenen Herbst ihrer Karriere.

Lars Leuenberger kann Meister werden

Sie haben sich im Laufe der Qualifikation im Club Méditerranée unter Patrick Emond nicht überanstrengt. Die Frage, ob sie noch genug Energie haben für die Playoffs, kann die Meisterschaft entscheiden. Denn: Gottéron ist gut genug, um mit dem Beistand der Hockeygötter nun auch zum ersten Mal die richtige Meisterschaft zu gewinnen. Also einen Wettbewerb für taktische und sonstige Realistinnen und Realisten und nicht für Romantikerinnen und Romantiker.

Der neue Bandengeneral Lars Leuenberger kann nicht nur Spengler Cup. Er hat 2016 in Bern bewiesen, dass er auch Meister kann. Nach dem Spengler-Cup-Märchen ist er jetzt in Fribourg schon berühmter als der neue Trainer Roger Rönnberg, dem er nächste Saison als Assistent dienen wird. Läuft es mit dem schwedischen Schablonen-Trainer nicht wie gewünscht, wird die Problemlösung einfach sein: Lars Leuenberger übernimmt wieder. Aber das nur nebenbei.

Fribourg's coach Lars Leuenberger, during the game between Switzerland's Fribourg-Gotteron and the Czech HC Pardubice, at the 96th Spengler Cup ice hockey tournament in Davos, Switzerland, o ...
Lars Leuenberger hat schon das nächste Ziel ins Auge gefasst.Bild: keystone

Auch das gehört zur Spengler-Cup-Romantik: Nun muss Langnau ein Jahr warten. Als Titelverteidiger hat Gottéron das Recht, 2025 wieder als zweites NL-Team dabei zu sein. Eigentlich war bereits klar, wer 2025 der nächste Gast aus dem Unterland sein wird: die SCL Tigers.

Die SCL-Tigers 2026 in Davos?

Spengler-Cup-General Marc Gianola bestätigt die Gespräche mit den Emmentalern. Die sportliche Konkurrenzfähigkeit ist ein Faktor. Den haben die Langnauer diese Saison unter anderem mit einem 7:0 auf eigenem Eis und einem 3:0 auswärts gegen den HCD eindrücklich demonstriert. Es gibt noch einen weiteren, wichtigen Faktor. Marc Gianola sagt: «Es ist wichtig, dass eine Spengler-Cup-Teilnahme für einen Klub eine Herzensangelegenheit bedeutet.» Will heissen: Für alle im Klub so etwas wie ein «Jahrhundert-Ereignis». Dabei geht es einerseits um die Fans, die dann nach Davos reisen, und andererseits um die Leidenschaft und Begeisterung aller für den Spengler Cup.

Die Langnauer Brian Zanetti, links, und Juuso Riikola, rechts, gegen den neuen Aulaender Brendan Lemieux bei Davos bei dessen erstem Einsatz, im Eishockey-Qualifikationsspiel der National League (NL)  ...
Die SCL Tigers müssen wohl noch ein weiteres Jahr auf eine Spengler-Cup-Teilnahme warten.Bild: keystone

Für meisterliche Titanen wie Bern, Zug oder die ZSC Lions wäre eine Spengler-Cup-Teilnahme bloss so etwas wie ein «Spengler Cup, na und?» Sowieso hat SCB-General Marc Lüthi unmissverständlich erklärt, der SCB werde, solange er etwas zu melden habe, nicht am Turnier teilnehmen.

Straubing-Trainer will in die Schweiz

Die Gespräche mit den Davosern führte nicht Langnaus Geschäftsführer Dieter Aeschimann. «Das ist Sache der Sportabteilung und deshalb weilt unser Sportchef in diesen Tagen in Davos.» Sportchef Pascal Müller, der einst von 2006 bis 2009 für den HCD verteidigt hatte, bestätigt die Gespräche. Die SCL Tigers werden nach Gottéron der nächste Teilnehmer aus dem Unterland sein. Aber nun eben – wenn Gottéron die Einladung zum Spengler Cup 2025 annimmt – nicht 2025. Sondern erst 2026. Sofern Gottéron nicht auch den Spengler Cup 2025 gewinnt.

PS: Straubings Erfolgstrainer Tom Pokel (57) sucht nach acht Jahren eine neue Herausforderung. Am liebsten würde er in unserer National League arbeiten. Sportchefs, die einen Trainer suchen, können sich bei seinem Agenten Patrick Piloni melden.

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HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
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HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
HC Davos: 31 Titel, 6 seit 1986; zuletzt Meister: 2015.
quelle: keystone / ennio leanza
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Despacito mit Eishockey-Spielern
Video: watson
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48 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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bullygoal45
31.12.2024 15:29registriert November 2016
Man verkommt schnell mal dazu, den Spengler Cup klein zu reden. Wenn man ihn jedoch will, braucht es sehr viel willen und Substanz!

Wir zum Beispiel werden nicht mal dazu eingeladen. 🥺

Gratulationen nach Fribourg! 🥇
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Morricone
31.12.2024 16:30registriert Juli 2022
Gratuliere als HCD Fan Gotteron. Meister der Herzen sind aber eindeutig Straubing und seine Fans.
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Captain Mumpitz
31.12.2024 16:54registriert März 2022
Der Spengler Cup mag nur ein Einladungsturnier sein bei dem es in erster Linie um Geld und Prestige geht - aber das Hockey was ich nun in dieser Woche gesehen hatte, war hochstehend und unterhaltsam. Warum hier so viele immer darüber jammern es sei nur ein Grümpi etc., kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht hätte man sich die Spiele einfach ansehen müssen.

Ich wurde sehr gut unterhalten und das eigentlich in jeder Partie besser als das gerne in der Meisterschaft der Fall ist. Die geladenen Teams gaben jedenfalls alles auf dem Eis und viele Begegnungen waren auch emotionsgeladen.
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