Die Postbank (PostFinance) ist seit gut 20 Jahren der wichtigste Werbepartner unseres Hockeys. Neben dem kultigen PostFinance-Topskorer zu Gunsten der Junioren-Förderung, dem Engagement beim Verband, dem Kauf der Namensrechte des SCB-Tempels (PostFinance-Arena) werden zusätzlich auch vier NL-Klubs direkt alimentiert: Ambri, Kloten, die SCL Tigers und der SCB.
Der Postbank liegen Gleichberechtigung und die Förderung des Frauenhockeys sehr am Herzen. Sie ist deshalb vor einem Jahr auch in die höchste Frauen-Liga eingestiegen, die jetzt PostFinance Women’s League heisst. Aber es will halt nicht so recht boomen. Es ist zwar durch das Engagement der PostFinance gelungen, den Publikumsaufmarsch fast zu verdoppeln. Aber halt nur von 78 auf 136 Zuschauende pro Qualifikationspartie. Von den 14 NL-Klubs engagieren sich erst sechs mit einem Team in der höchsten Frauen-Liga: die ZSC Lions, der SCB, Gottéron, Davos, Ambri und Zug. Die zwei weiteren Teams in der Achter-Liga sind in Langenthal und Neuenburg domiziliert.
Es wird also Zeit, den saumseligen NL-Klubs in Sachen Frauenhockey und Gleichberechtigung ein wenig Beine zu machen. Geld ist dafür das einfachste Mittel. PostFinance-Mediensprecher Rinaldo Tibolla bestätigt auf Anfrage eine brandneue Frauenförderungs-Aktion: «Da PostFinance neben der National League auch Hauptpartnerin der Women’s League ist, wird es bei den NL-Club-Engagements ab der Saison 2025/26 ein neues Kriterium geben: Nämlich, in welchem Rahmen sich die NL-Clubs auch für die Women’s League engagieren. Als Sponsorin wollen wir damit ein Zeichen für die Gleichstellung/Chancengleichheit setzen. Daher werden wir ab der Saison 2025/26 nur noch jene Clubs mit einem direkten Engagement unterstützen, welche sowohl ein NL als auch ein PostFinance Women’s League Team haben und so unsere Grundhaltung zur Gleichstellung teilen.»
Allerdings hat diese überaus lobenswerte und gutgemeinte Idee einen Haken. Es ist nicht möglich, auf nächste Saison neu in die höchste Frauenliga einzusteigen. Selbst Zug musste vor einem Jahr mit dem teuersten Frauenteam unserer Hockeygeschichte in der zweitobersten Liga beginnen.
Zusatzfrage also an die Medienstelle der Postbank: «Dürfen wir auf eine Besonderheit hinweisen: Ein Klub kann nicht einfach nächste Saison in die Women's League einsteigen. Das geht sportlich nicht. Wir nehmen an, Sie meinen, dass ein Klub im Sinne der Gleichstellung ab nächster Saison ein Frauenteam in der Meisterschaft einsetzen muss. Also unabhängig in welcher Liga.» Die Antwort auf diese zweite Frage erfolgt freundlich am Telefon: Es gehe darum, ein starkes Zeichen für die Gleichberechtigung und das Frauenhockey zu setzen. Konkret wird nicht darauf eingegangen, ob es im Falle eines Falles auch genügen würde, mit einem Frauenteam in einer unteren Liga zu beginnen.
Konkret mit der Sache haben sich die direkt betroffenen SCL Tigers befasst. Die Postbank überweist für den Werbeaufdruck auf dem Dress pro Saison gut und gerne 100'000 Franken ins Emmental. Geschäftsführer Dieter Aeschimann sagt, er habe sich mit Sportchef Pascal Müller eingehend beraten.
Was er verschweigt: Er hat sich auch bei SCB-General Marc Lüthi erkundigt, was der Unterhalt einer Frauen-Abteilung so kostet. Der Bescheid aus Bern war ernüchternd: Der SCB mache mit dem Frauenhockey pro Saison ein Minus von gut 100'000 Franken. Die Gesamtkosten (professioneller Trainerstab, Eismiete, Spielbetrieb, Entschädigungen für die Spielerinnen) belaufen sich für ein Frauenteam in der höchsten Liga auf mehrere Hunderttausend Franken. Wenn schon im urbanen Bern pro Qualifikationspartie der Frauen im Schnitt bloss 164 Fans in die PostFinance Arena strömen (Fassungsvermögen 17'031) ist wohl auch im ländlichen, agrarisch geprägten Langnau kein Boom zu erwarten.
Also sagt Dieter Aeschimann: «Wir haben soeben unsere Infrastruktur ausgebaut und sind einfach nicht dazu in der Lage, eine Frauenabteilung aufzubauen und zu finanzieren.» Aber dann kommt nächste Saison kein PostFinance-Geld mehr! Himmelsdonner! «Das sind wir uns bewusst. Wir verzichten dann halt auf dieses Geld.» Die Emmentaler können rechnen. Deshalb schreiben die Langnauer inzwischen schwarze Zahlen. Wenn die Frauen-Abteilung mehr kostet als der PostFinance-Werbebatzen, dann ist der Entscheid der SCL Tigers gegen ein Frauenteam verständlich, ja im Interesse der finanziellen Stabilität des Unternehmens zwingend.
Kurzum: Eine überaus lobenswerte und gutgemeinte Idee eines engagierten Sponsors zur Förderung der Frauen im Hockey zeigt offensichtlich (noch?) keine Wirkung. In einem «Macho-Sport» wie Hockey ist die Frauenförderung wohl eine noch grössere Herausforderung als seinerzeit die Einführung des Frauen-Stimmrechtes im Kanton Appenzell Innerrhoden. Dafür brauchte es damals einen Bundesgerichts-Entscheid.
Wenn ich auf dem Wochenmarkt etwas zum Kauf anbiete, welches die Mehrheit der Leute nicht sehr interessiert, so werde ich wohl auch nicht supertolle Umsatzzahlen generieren können.
Ich bin dafür, dass Frauen auch Eishockey spielen können! Was mich jedoch etwas stört, ist das herbeireden von wie toll das Produkt doch sein soll und man dies doch gesehenhaben sollte...
Da Frauenhockey so wie Frauenfussball nicht wirklich vorankommt, weil sich die Frauen (als Fans) zuwenig dafür interessieren, wie wäre es, wenn man mit dem Geld nicht besser Sportarten aufbaut und fördert, die bei den Frauen beliebt sind?
Als ziemlich angefressener Hockeyfan interessiert mich Frauenhockey einfach nicht. Et voila und fertig.
Und solange man diese völlig bescheuerte No-Contact-Regel nicht endlich abschafft, interessiert es mich ganz sicher noch weniger als nicht. Denn genau davon lebt Eishockey abgesehen von der Schnelligkeit.
Offensichtlich scheinen sich sogar viel mehr Frauen für Männerhockey zu interessieren, wenn man sich in den Stadien so umschaut.