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Eismeister Zaugg tippt die Hockey-Saison – Teil 7 mit dem HCAP

Die Schweizer waren letzte Saison schon gut – nun sollen sich bei Ambri auch die Ausländer steigern.
Die Schweizer waren letzte Saison schon gut – nun sollen sich bei Ambri auch die Ausländer steigern.Bild: imago/andreas haas, shutterstock
Eismeister Zaugg

Die Eismeister-Vorschau – Ambri und das Hoffen auf ein ausländisches Märchen

Ambri hat das erste Jahr nach dem Umzug in das neue Stadion bravourös gemeistert und seine Seele nicht verloren. Die grosse Frage: Tragen die neuen, deutlich besseren Ausländer das Team nun sogar bis in die Playoffs? In den letzten 16 Jahren schaffte Ambri die Ausmarchung um den Titel nur zwei Mal.
09.09.2022, 08:05
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Der watson-Eismeister Klaus Zaugg blickt auf die neue National-League-Saison voraus, die am 14. September beginnt. In umgekehrter Reihenfolge seiner Prognose nimmt er alle Klubs der Liga unter die Lupe. Heute der siebte von 14 Teilen – der HC Ambri-Piotta.

Im Herbst 2021 ist gleich nach dem ersten Spiel klar: Ambri funktioniert auch in der neuen Arena. Im ersten Spiel der Saison wird Gottéron mit Energie und Leidenschaft überrannt, deklassiert, gedemütigt (6:2). Ambris Seele hat im neuen Tempel keinen Schaden genommen.

Ambri's player celebrate the pre-playoff qualification during the preliminary round game of National League Swiss Championship between HC Ambri-Piotta and SC Rapperswil-Jona Lakers at the Gottard ...
Der Ambri-Geist lebt auch ohne die Valascia weiter.Bild: keystone

Das ist die gute, die wichtigste Botschaft der vergangenen Saison. Aber die Sorgen sind die alten geblieben. Zu wenig Geld und damit zu wenig Talent. In den letzten 16 Jahren hat Ambri die Playoffs bloss zwei Mal erreicht (2019 und 2014) und war nur dreimal besser klassiert als auf Rang 10. Letzte Saison ist allerdings auch mit dem 10. Platz ein Märchen geschrieben worden: In einem mitreissenden Schlussspurt mit sechs Siegen in Serie ist der SC Bern (!) überholt und der letzte Pre-Playoff-Platz gesichert worden. In den letzten Spielen hat Ambri noch einmal die gleichen Emotionen und die gleiche Leidenschaft entfacht wie im ersten Spiel. Auch dank des für die letzten Partien eingeflogenen Torhüter Janne Juvonen.

Wenn es nun gelingt, während der ganzen Qualifikation so zu spielen wie in der Anfang- und der Schlussphase, dann ist sogar Rang 6 möglich. Vorausgesetzt, dass Sportchef Paolo Duca mit seinem ausländischen Personal nun mehr Glück hat. Dass die Ausländer in Ambri oft nicht genügt haben, hat nichts mit Unverstand zu tun. Wenn das Geld knapp ist, dann muss der Sportchef grössere Risiken mit Spielern eingehen, die keine ganz grossen Namen haben und für die sich die wirtschaftlichen Titanen nicht interessieren.

Als einziger Klub hat Ambri die Corona-Hilfsgelder des Bundes vollumfänglich beansprucht und musste sich im Gegenzug dazu verpflichten, das Budget vorerst nicht zu erhöhen. Vor einem Jahr kam es deshalb zum Notverkauf von Nationalstürmer Marco Müller nach Zug (jetzt in Lugano) und nun ist Michael Fora gegangen (nach Davos). Diese finanzielle Zwangsjacke erschwert nach wie vor die ohnehin schwierige Arbeit des Direttore Sportivo. Werden die Lohnforderungen zu hoch, gehen die Spieler oder sie kommen nicht.

Für die Playoffs braucht es ein ausländisches Märchen. Die Schweizer sind nicht gut genug für die Playoffs. Aber noch vermag niemand zu sagen, wie gut Janne Juvonen wirklich ist. Ob die zehn fabelhaften Einsätze im letzten März sein wahres Leistungsvermögen gezeigt haben oder einfach als schönes Märchen in Ambris Geschichte eingehen werden.

Ambri's player Dario Buergler, during the preliminary round game of National League 2021/22 between HC Ambri Piotta against HC Fribourg-Gotteron at the Gottardo Arena in Ambri, Tuesday, March 8,  ...
Hat letzte Saison regelmässig getroffen: Dario Bürgler.Bild: keystone

Hält er wie im letzten Frühjahr, dann ist Ambri ein ernsthafter Playoff-Kandidat. Ambri muss hinten und vorne gute Ausländer haben. Letzte Saison reichte es nur zu 131 Treffern. Einzig die SCL Tigers und Ajoie waren offensiv noch harmloser. Die fehlende Feuerkraft ist einfach zu erklären: Paolo Duca hatte bei der Rekrutierung der Ausländer kein Glück. Bloss 28 Tore steuerte das ausländische Personal bei (21,54 Prozent). Mit Abstand die schlechtesten Werte der Liga.

Zum Vergleich: Langnaus Ausländer erzielten 69 von 120 Treffern (mehr als 50 Prozent). Dass Ambri trotzdem 33 Punkte mehr als die Emmentaler holte und schliesslich vor den SCB den 10. Platz erreichte, adelt Ambris Schweizer Stürmer (Dario Bürgler, André Heim, Inti Pestoni, Johnny Kneubühler, Daniele Grassi) und das Spielkonzept des Trainers.

Prognose: Platz 8

Mit Janne Juvonen ist die Goalieposition nun von allem Anfang an klar besser besetzt, aber Verteidigungsminister Michael Fora ist gegangen. Entscheidend für eine Verbesserung ist das offensive Leistungsvermögen der Ausländer. Letzte Saison genügte nicht einer der sieben eingesetzten Feldspieler den Anforderungen und das Powerplay war das schwächste der Liga. Ach, wie hoch wäre Ambri geflogen, wenn die Ausländer – wie in Langnau – 69 Tore erzielt hätten! Nun sind sie theoretisch besser und können Ambri zum Überraschungsteam der Saison machen. Aber eben: Ambri ist auf ein ausländisches Hockey-Märchen angewiesen. Gibt es kein ausländisches Hockey-Märchen, fehlt es vorne und hinten.

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quelle: keystone / ennio leanza
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12 Kommentare
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Jason96
09.09.2022 09:53registriert Januar 2015
Ambri ist weiterhin eine irgendwie unglaublich sympathische Mannschaft und letzte Saison hab im Schlussspurt wirklich mitgefiebert - was haben wir gefeiert als der SCB überholt wurde!
Hoffe diese Saison wird ähnlich und Ambri kann uns wieder mitreissen ;)
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