Ausgerechnet Manuel Akanji wurde im Penaltyschiessen gegen England zum tragischen Helden. Der Verteidiger von Manchester City spielte mit der Nati ein überragendes Turnier und doch ist es dem Fehlschuss des 28-Jährigen geschuldet, dass die Schweiz den Halbfinaleinzug nach 2021 erneut verpasst hat. Während alle anderen Schützen trafen, konnte Englands Torhüter Pickford den schwach getretenen Penalty des Winterthurers parieren.
Jordan Pickford dived early and dived correctly to stop Manuel Akanji's penalty 🦁
— Optus Sport (@OptusSport) July 7, 2024
England's shot stopper's heroics leads them to a semi final at #EURO2024. pic.twitter.com/8JAfQHJDK2
«Ich würde sehr gerne gegen meine Kollegen aus dem Club spielen, es gibt da ein paar, die die Schweiz immer kleinreden», sagte Akanji noch vor ein paar Tagen, als klar wurde, dass die Schweiz in Viertelfinal auf England trifft. Gut möglich, dass ihn der verschossene Penalty nun bis in die Kabinen von Manchester City verfolgen wird: Mit Kyle Walker, John Stones und Phil Foden standen bei den Engländern drei Spieler in der Startaufstellung, mit denen Akanji bei Manchester City Seite an Seite auf dem Platz steht.
Dass im entscheidenden Moment ausgerechnet Akanji die Nerven versagten, will so gar nicht zur Leistung passen, die der Verteidiger an dieser Europameisterschaft gezeigt hat. Neben Granit Xhaka war er die prägende Figur des Schweizer Teams, hielt die Abwehr zusammen und war einer der Hauptgründe dafür, weshalb die Schweiz an diesem Turnier in fünf Spielen nur vier Tore erhalten hat. Der 28-Jährige hat sich seit seinem Nationalmannschaftsdebüt im Jahr 2017 zu einem stillen Leader hinter Granit Xhaka entwickelt.
Jude Bellingham consoling Manuel Akanji after his missed penalty. 🤍 pic.twitter.com/zXItxj7Wxl
— Madrid Zone (@theMadridZone) July 6, 2024
Und trotzdem: Es ist nicht das erste Mal, dass Akanji in der Nati zum Pechvogel avanciert. An der WM 2018 unterlag die Schweiz im Achtelfinal gegen Schweden mit 0:1 – Akanji lenkte den schwedischen Siegtreffer unglücklich ins eigene Tor ab. Und auch an der letzten EM war er einer von drei Schweizern, die im Elfmeterschiessen im Viertelfinal gegen Spanien nicht trafen.
Sinnbildlich dafür, dass auch seine Mitspieler trotz solchen Tiefpunkten ganz genau wissen, wie wichtig Akanji für das Team ist, standen die Reaktionen auf seinen Fehlschuss. Während er von den Mitspielern tröstend in den Arm genommen wurde, sagte Trainer Murat Yakin nach dem Spiel:
Und auch Granit Xhaka stellte sich hinter seinen Abwehrchef, indem er darauf verwies, dass Akanjis Leistung an diesem Turnier Respekt verdiene: «So etwas macht einen stärker. Wir werden ihn alle unterstützen», sagte der Captain nach der Partie.
Doch auch die tröstenden Worte seines Teams änderten nichts daran, dass Manuel Akanji nach dem verschossenen Penalty ungläubig gen Himmel blicken und mit sich hadern musste: «Wenn man als einziger Spieler einen Penalty verschiesst und ausscheidet, fühlt es sich an, als hätte man alle im Stich gelassen. Es tut weh und wird sicher ein paar Tage dauern, bis ich das verdaut habe», sagte er nach dem Spiel gegenüber den Medien.
Trotz der grossen Enttäuschung kann Manuel Akanji der Leistung des Schweizer Teams viel Positives abgewinnen: «Wir haben ein gutes Turnier gespielt und waren eine richtige Einheit. Wir haben uns sehr gut verstanden untereinander.» Der Verteidiger bestritt bereits 65 Einsätze mit der Schweizer Nationalmannschaft und hat die positive Entwicklung des Teams hautnah miterlebt: «Jedes Mal, wenn wir gegen die besten Mannschaften der Welt gespielt haben, konnten wir mithalten.»
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet der Spieler, der massgeblich dafür verantwortlich war, dass die Schweizer Nationalmannschaft mit den Besten mithalten konnte, auch derjenige ist, der am Ursprung des geplatzten Traumes steht.
Viel Liebe, Unterstützung und Respekt für dich. Wir stehen hinter dir!