Die Fussball-EM in Deutschland ist für die Schweiz vorbei. Ein Turnier, das alle Erwartungen übertroffen hat. Erst im Penaltyschiessen des Viertelfinals endet die Reise einer Nationalmannschaft, die fast ohne Kredit ins Nachbarland gereist war.
Aber die Nati hat uns alle überrascht. Sie spielte schon in der ersten Halbzeit des Turniers, gegen Ungarn, gross auf. Sie hatte gegen Schottland einen kleinen Hänger, nur um dann Gastgeber Deutschland die Stirn zu bieten und um im Achtelfinal den vierfachen Weltmeister Italien an die Wand zu spielen.
Auch im Viertelfinal gegen England, als Topfavorit in die EM gestartet, war die Schweiz keineswegs unterlegen. Es war ein Spiel auf Augenhöhe, mit wenigen Torchancen, aber die Schweiz wirkte vor dem Tor gefährlicher. Und sie hatte, als die Verlängerung schon an die Tür geklopft hatte, eine goldene Chance, diese zu verhindern. Aber Breel Embolo, zuvor Torschütze zum 1:0, lenkte den Ball auf dem Weg zu Dan Ndoye noch entscheidend ab, so dass dieser nicht zum Kopfball aus sehr guter Position kam.
Wer einen EM-Viertelfinal gewinnen will, braucht auch ein wenig Glück, das die Schweiz in dieser Situation nicht hatte.
Am Ende entschied ein einziger Fehlschuss im Penaltyschiessen über Weiter- oder Heimreise. Das ist ein Teil des Spiels und nicht die Lotterie, als die es oft bezeichnet wird. Trotzdem fühlt es sich so an, wie wenn man selber an der Tombola lauter Nieten aus dem Sack gefischt hat, während sich der Tischnachbar über den Hauptpreis freuen darf. Nur einer kann gewinnen, da ist der Sport unerbittlich.
Die Spieler, allen voran Penalty-Fehlschütze Manuel Akanji, werden vermutlich – wie auch die Fans – noch lange der verpassten Chance nachtrauern. Da sind die Worte von Motörhead-Ikone Lemmy Kilmister nur ein schwacher Trost: «The Chase Is Better Than The Catch».
Denn was macht als Kind beim Fangis Spass? Die Jagd, nicht das Abklatschen des Mitspielers. Wann machen Lego-Steine Spass? Beim Zusammenbauen, nicht wenn alles steht. Was ist das Schöne an einem Roadtrip oder einer Velotour? Schon auch das Ankommen, aber primär die Fahrt. Der Weg ist das Ziel.
Und was würde eigentlich der Kojote im TV-Cartoon machen, würde er den flinken Road Runner endlich einmal erwischen?!
Das ist alles nur ein schwacher Trost. Im Moment ist es gar kein Trost. Wer nach diesen Worten an Selbstbetrug denkt, liegt damit wohl nicht sehr falsch. Natürlich tut es den Schweizer Fussballfans weh. Natürlich hätten wir alle diesen schönen Traum liebend gern fertig geträumt.
Jetzt erwachen wir mit einem heftigen Kater. Doch der ist in der Regel ein Zeichen dafür, dass die Party richtig gut gewesen ist. Und genau das war diese Fussball-EM aus Schweizer Sicht: Eine Spitzenparty. Leider eine, bei der die Musik zu früh abstellte.
Die Schweiz hat sich von der besten Seite gezeigt. Penalty ist immer ein Stück weit ein Münzwurf.
Hat Spass gemacht! Vielen Dank!