Wenn am Sonntag um 16.30 Uhr das 284. Zürcher Derby angepfiffen wird, dann steht es unter besonderen Vorzeichen. GC ist in der Winterpause verkauft worden, statt Chinesen haben nun Amerikaner das Sagen.
Dieser Wechsel hinterlässt Spuren. Die neuen Besitzer, denen in der Major League Soccer der Los Angeles FC gehört, haben den American Way of Life mitgebracht. Wir wissen exklusiv schon jetzt, wie es werden wird:
Ein Bier kostet neu 18 Franken. Dass die Plörre im Derby aus Sicherheitsgründen alkoholfrei ist, versteht sich von selbst.
Die Tage des Schlachthofs neben dem Stadion sind gezählt. Die neuen GC-Besitzer kaufen die Liegenschaft, reissen sie nieder und erstellen einen grossen Parkplatz. Die zum Leben wiedererweckte GC-Family feiert schon Stunden vor dem Anpfiff eine Tailgate-Party.
Vor der Partie «singt» DJ Bobo die Nationalhymnen: Nach «Trittst im Morgenrot daher» zu Ehren der Besitzer auch «The Star-Spangled Banner», die amerikanische. Mit dem letzten Ton taucht die Patrouille Suisse auf, die über den Letzigrund donnert.
Verschiesst der Gegner einen Penalty, dürfen sich Hoppers-Fans doppelt freuen: In diesem Fall gibt es bei Vorweisen eines Matchtickets einen Gratis-Burger beim goldenen M.
Das neue Maskottchen «Gumpy, the Heugümper» unterhält die Zuschauer mit akrobatischen Einlagen. GC-Trainer Bruno Berner ist leicht irritiert, als die Heuschrecke dem Stürmer Dorian Babunski vor dessen Einwechslung Tipps gibt.
Einsatz fürs Vaterland lohnt sich: Zwischen dem dritten und dem vierten Viertel (dass es mehr als eine Pause gibt, ist ja wohl jedem klar) wird den Angehörigen der Infanterie-Durchdienerschule 14 der Kaserne Birmensdorf für ihre Anstrengungen gedankt.
Die neuen Besitzer haben antizipiert, dass das Stadion bei GC-Heimspielen noch nicht immer ganz voll ist. Bis es so weit ist, thront die grösste Schweizer Fahne der Welt in der Kurve links von der Haupttribüne.
Geraten die Hoppers unter Druck, ruft der Stadionsprecher die Fans zur Mithilfe auf. «Defence! Defence!» hallt es durchs Rund, während hinter Goalie Justin Hammel zwei Dutzend Cheerleader mit Kunststoff-Steinblöcken eine Mauer bilden.
Frei nach der Lehre des American Confucius: Ärgere dich nicht über die Leichtathletik-Bahn, sondern nutze sie weise. Läuft auf dem Feld mal wenig, ist «Gumpy» zur Stelle. Mal versucht er sich als Hürdensprinter, ein anderes Mal stolpert er zum Gaudi der Fans in den Wassergraben.
Die öde Bratwurst ist in New Hollywood out. Zum Letzi-Burger gesellen sich Nachos mit gelber Käsesauce (23.50 Fr.) und Californian Sushi Rolls (drei Stück für 39.– Fr.).
Für die Schweiz ganz neu ist diese Sitte, die die Amerikaner mitgebracht haben: Die Anhänger beider Mannschaften sitzen ganz friedlich nebeneinander.
Einzig die Feuerwerke nach jedem GC-Tor fehlen.