Die Zeit der chinesischen Besitzer bei GC ist vorbei. Der US-Klub Los Angeles FC übernimmt den Klub, wie der Schweizer Rekordmeister am Mittwochabend bekannt gab. Bei den Fans der Grasshoppers dürfte die Nachricht ähnlich wie bei Verwaltungsratsmitglied Andras Gurovits für Freude gesorgt haben, fiel die Bilanz unter Jenny Wang doch eher nüchtern aus.
Diese Bilanz soll sich unter der US-amerikanischen Besitzergruppe, zu der neben den neuen GC-Verwaltungsräten Stacy Johns und Larry Freedman unter anderem Schauspieler Will Ferrell, Basketball-Star Magic Johnson oder die frühere Fussballerin Mia Hamm gehören, verbessern. Dass dies geschieht, ist jedoch keineswegs gesichert, wie andere Beispiele zeigen.
GC Zürich wird Teil der globalen Vision des @LAFC 🤝
— Grasshopper Club Zürich (@gc_zuerich) January 17, 2024
ℹ️ Der Grasshopper Club Zürich ist heute eine langfristige strategische Partnerschaft mit dem Los Angeles Football Club eingegangen.#gc #zürich #traditionsclub
Mit der Übernahme des LAFC gehört GC nun zu einem Klub-Netzwerk, zu dem auch der österreichische Viertligist Wacker Innsbruck gehört. Der MLS-Klub hat ausserdem eine Partnerschaft mit Bayern München abgeschlossen, um die Talententwicklung in Märkten wie Südamerika und Afrika zu fördern. Zu dem Joint Venture des Bundesligisten und LAFC gehört auch Racing Montevideo aus Uruguay sowie eine Fussball-Akademie in Gambia. Seit der Gründung im Jahr 2014 arbeitete Los Angeles erfolgreich und wurde 2022 erstmals Meister.
Verschiedene Investoren des US-Klubs sind auch bei Inter Miami, Chelsea, Atlético Madrid oder Strasbourg involviert, wie der Tages-Anzeiger berichtet. Als direkte Partner des Grasshopper Clubs gelten aber nur Los Angeles und Innsbruck, wobei das Netzwerk weiter ausgebaut werden dürfte. Im Unterschied zu der Fosun Group, zu der GC bisher gehörte, haben die Zürcher also nicht nur einen Partnerklub in Wolverhampton, sondern gleich mehrere.
Als Teil dieses Klub-Netzwerks ist GC nicht die (einzige) Priorität der Besitzer. Dennoch kündete Stacy Johns an: «Wir wollen gewinnen. Und wir werden Geld ausgeben, um zu gewinnen.» Schliesslich gehe es darum, den einst so grossen und erfolgreichen Klub «wieder zum Leben zu erwecken». Bessere Zeiten sollen folgen, wieder mehr Zuschauer ins Stadion kommen, und selbst der GC-Nachwuchs soll in altem Licht erstrahlen.
Trotzdem werden die Grasshoppers weiterhin Spieler ihrer Partnerklubs übernehmen, um diese zu fördern. Zwar darf ein Klub ab der Saison 2024/25 nur noch sechs Spieler gleichzeitig verleihen und nur drei davon an denselben Klub, doch können Spieler in den Netzwerken mit günstigen Verkäufen oder Rückkaufoptionen dennoch hin- und hergeschoben werden. Zwischen RB Salzburg und Leipzig wechselten seit 2012 beispielsweise 27 Profis in die eine oder die andere Richtung.
Auch Los Angeles FC zielt langfristig selbstverständlich auf Gewinne ab. Diese können hauptsächlich durch Transfererlöse erzielt werden. Damit die Spieler des Klubs wieder interessant werden, muss GC aber erst einmal zurück in die Spitzengruppe der Super League geführt werden. Sollte die Besitzergruppe bei einem Klub einer europäischen Topliga einsteigen, könnten die Grasshoppers auch als Durchlaufstation und Zulieferer für diesen dienen.
Das ist aber Zukunftsmusik. Vorerst gelte es bereits im Winter einige Korrekturen vorzunehmen, um eine erfolgreiche Rückrunde zu spielen. Es dürften also auch schon Transfers getätigt werden. Diese werden nun vom Deutschen Harald Gärtner, LAFC-Chef der Fussball-Geschäfte in Europa, dirigiert. GC-Sportchef Bernt Haas bleibt vorerst dennoch im Amt, auch sonst soll sich auf Führungsebene erstmal nicht viel verändern.
Der von den vorherigen Besitzern eingesetzte Präsident Matt Jackson kehrt zwar zu den Wolverhampton Wanderers zurück und wird durch Stacy Johns ersetzt, doch bleibt unter anderem Andras Gurovits als Vizepräsident des Klubs. Johns werde weiterhin in Los Angeles leben, weshalb ein CEO das Tagesgeschäft übernehmen solle. Dieser solle aus der Schweiz oder zumindest aus Europa kommen.
Für GC bringt die Übernahme erst einmal Ruhe. Zuletzt stand der Klub etwas in der Schwebe, weil die Chinesen ihn verkaufen wollten, sich eine Suche nach einem Käufer aber nicht ganz einfach gestaltete. Dies lag vor allem daran, dass die Grasshoppers zuletzt jährlich über zehn Millionen Franken Verlust schrieben. Die neuen Eigentümer bringen auch finanzielle Sicherheit.
Ausserdem profitiert GC nun von einem weltumspannenden Scouting-Netzwerk, dem mit dem deutschen Rekordmeister Bayern München einer der erfolgreichsten Klubs der Welt angehört. So können sich die Fans des 27-fachen Schweizer Meisters möglicherweise auf einige hochtalentierte Spieler freuen. Klubs, die solchen Netzwerken angehören, – bereits im vergangenen März waren es über 250 – können dadurch durchaus erfolgreich arbeiten.
So führt Girona, das ein Teil der City Group um Manchester City ist, die spanische Liga derzeit an. In Belgien schaffte Union Saint-Gilloise den Aufstieg und wäre sofort Meister geworden, wenn es dort keine Playoffs geben würde. Ausserdem schaffte es in der letzten Saison den Einzug in den Viertelfinal der Europa League. In der Schweiz dient beispielsweise der FC Lugano, der mit Chicago Fire zusammenarbeitet, als gutes Beispiel.
Um mit Blick auf GC nun uneingeschränkt euphorisch zu werden, gibt es jedoch zu viele Gegenbeispiele zu Girona und Saint-Gilloise. So stieg Hertha BSC kurz nach der Übernahme durch 777 Partner ab und kommt auch in der 2. Bundesliga bisher nicht auf Touren. Klubs wie Crystal Palace oder der FC Augsburg fristen in ihren Ligen weiterhin ein Dasein als graue Maus.
Für die Fans des Klubs, der seine Spiele seit 2007 im ungeliebten Letzigrund austrägt, ist der Abschied von Jenny Wang und Co. auch nur ein halber Erfolg. GC wandert nun einfach in die Hände anderer ausländischer Besitzer, welchen die Namen von Vereinslegenden wie Mats Gren, Marcel Koller und Ricardo Cabanas höchstens vom Hörensagen bekannt sein dürften.
An der Transferphilosophie dürfte sich ebenfalls nur beschränkt etwas ändern. GC wird wohl weiterhin auf einige Leihspieler und junge Talente aus dem Ausland zählen müssen, während eigene Nachwuchsspieler möglicherweise hinten anstehen müssen. Trotzdem lässt der erste Auftritt der neuen Besitzer sowie die Tatsache, dass LAFC unter anderem mit dem FC Bayern zusammenarbeitet, auf mehr Seriosität und ruhigeres Fahrwasser bei den Grasshoppers hoffen.
Ohne diese zwei Investoren-Gruppen gäbe es den Club (zumindest den Profibetrieb) wohl nicht mehr.
Es ist ja nicht so dass GC nicht während Jahren lokale Schweizer Investoren suchte, ohne Erfolg. Nachdem Spross, Fromm und Co. jedes Jahr Millionen verbrannten liessen alle die Finger davon. Verständlicherweise.
Ich verstehe deshalb nicht warum sich einige GC-Fans beschweren.
Die Chinesen zahlten alle Rechnungen pünktlich.
Wer sonst hätte GC 2020-2024 die ~50 MILLIONEN bezahlt?
Volker Eckel oder Erich Vogel? Wohl nicht 😂.