Hoch oben auf dem Matterhorn, dort wo über Schicksale entschieden wird, sitzen die Fussballgötter an einem grossen, grünen Tisch. Vor ihnen liegt das Spielfeld der Super League – mit Schlaglöchern namens «VAR-Chaos», «Winterkrise» und «plötzlicher Formeinbruch».
«Die letzte Saison war langweilig», seufzt Göttervater Sepp. «YB marschierte durch. Diesmal machen wir es spannender!»
«Also gut», donnert Gianni, der Gott der Einflüsterer und Strippenzieher. «Wir würfeln für jedes Team. Aber wehe, jemand wird zu konstant – dann greift das Chaos ein! Zum Glück haben wir diesen Stapel Ereigniskarten.»
«Los jetzt, ich brauche Unterhaltung», fordert CC, der Gott des Chaos. Sepp nimmt den Würfel in die Hand: «Basel zuerst.» Der Würfel rollt über den Tisch.
Sechs! «Na also», sagt der Göttervater. «Der FCB führt! Viele Tore, viel Euphorie.» Gianni, der sich im Dreiländereck wohlfühlt, zieht eine Karte. «Moment. Hier steht: ‹Plötzlich ratlose Defensive – zwei Niederlagen in Folge.›» Sepp stöhnt. «Ja gut. Spitzenreiter mit Wacklern halt.»
Nächster Wurf. Luzern. Fünf. «Starke Wochen für Luzern! Ein Team mit Schwung.» Gianni, der dort stets gerne mit asiatischen Touristen für Selfies posiert, zieht eine Karte. «Ah, hier steht's: ‹Niederlage gegen einen Abstiegskandidaten›.» CC lacht. «Das lieben die Fans. Erst träumen lassen, dann der Realitätsschock.»
Lugano? Fünf. «Verlässliches Team, clever, effizient», lobt der Göttervater. Alleine wegen seiner Italianità liegt Gianni der Klub am Herzen. Er zieht eine Karte. «Skurriles Eigentor in der 93. Minute.» Sepp schüttelt den Kopf: «Der Klassiker.»
«Jetzt Servette», sagt er. CC spottet: «Müssen wir überhaupt würfeln?», fragt er. «Servette spielt eh 1:1.» Eine Drei für die Genfer. Gianni steht auf die kosmopolitische Metropole. Er wünscht sich eine andere Karte als die, die er zieht: «Unentschieden. Schon wieder.»
Nun ist St.Gallen an der Reihe. Vier. «Solide, kämpferisch, immer dran – aber nie ganz vorne», analysiert Görtlervater Göttervater Sepp. Gianni, der sich noch weiter im Osten heimischer fühlt, darf ein Kärtchen ziehen, er liest vor: «Drei Spiele dominiert, aber nur zwei Punkte geholt.» CC weiss nur zu gut, wie das so ist. «So läuft's halt dort. Aber Hauptsache, die Bratwürste sind gut, oder?»
Es wird spannend. Die Young Boys sind an der Reihe. Anfang Saison zeigte der Würfel jeweils kaum Augen an und die Ereigniskarten waren unfreundlicher Natur. Nun rollt der Würfel wieder … Fünf. Sepp lehnt sich vor: «Ah! Comeback-Modus?» Gianni, der Duzfreund der Berner Politprominenz, zieht eine Karte. Drauf steht: «Dramatische Siege in letzter Minute.» Die Götter reiben sich die Hände. So macht diese Super League doch Spass!
Dann fällt der Würfel für Zürich … Zwei. «Ui», murmelt Sepp. Das würden schwierige Wochen für den FCZ, analysiert er das Resultat seines Wurfes. Doch dann zieht Gianni, der häufig mit den Finanzhäusern der Stadt zu tun hat, eine Karte, und was steht da? «Völlig überraschender Sieg gegen ein Topteam.»
Der Gott der Unberechenbarkeit schüttelt den Kopf. Schliesslich ist das sein Metier. «Typisch FCZ. Da weiss wirklich niemand, was da los ist», meint CC und fast wirkt es, als wäre er ein wenig eifersüchtig.
Da ruft Gianni: «Moment, ich habe zwei Karten gezogen! Die andere war oben, sie gilt: ‹Dein Tor des Jahres zum 2:1 in der 93. Minute zählt nicht, weil der VAR meldet, dass ein Einwurf zu weit vorne ausgeübt wurde.›» Jetzt lachen alle drei laut.
Göttervater Sepp blickt auf das Spielfeld vor ihm auf dem Tisch. Basel vorne, Luzern dran, YB kommt. «Aber nichts ist sicher», bemerkt Gianni, «der letzte Wurf wird entscheiden.»
Der Würfel fliegt.
Das Ergebnis? Kennen nur die Götter.
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