Noch ist nicht offiziell, was das Schicksal von Meistertrainer Fabio Celestini ist. Dass er nicht mehr länger beim FC Basel bleibt, war seit geraumer Zeit abzusehen. Aber seit Donnerstag verdichtet sich, wer sein Nachfolger werden wird. Und es läuft erneut auf einen Romand hinaus: Ludovic Magnin.
«Blue Sport», der Pay-TV-Sender der Super League, verbreitete am Donnerstagmittag die Nachricht, dass Magnin der Wunschkandidat des FC Basel sei. Das deckt sich auch mit Informationen dieser Zeitung, wonach es im Lausanner Umfeld seit Tagen heisst, dass grössere Ereignisse bevorstünden.
Der 46-jährige Magnin hat sich als Cheftrainer des FC Lausanne-Sport, wo er vertraglich noch bis nächsten Sommer gebunden ist, in den vergangenen drei Jahren einen Namen gemacht. Zum einen mit stets attraktivem Offensivfussball, als Talentförderer wie im Fall des Schweizer Supertalents Alvyn Sanches und auch als Rumpelstilzchen an der Seitenlinie.
Die Arbeit in Lausanne wurde im ersten Jahr mit dem Aufstieg in die Super League belohnt, in dieser Saison mit dem Einzug in die Meisterrunde und gekrönt von einem Platz im Europacup – dies dank des Cupsiegs des FC Basel. Dieser FCB tat sich gegen den Magnin-Fussball zwei Jahre lang schwer: Sieben Spiele lang blieb Lausanne ungeschlagen, erst die beiden jüngsten Duelle im Cup-Halbfinal Ende April und am 14. Mai in der Meisterschaft gingen an Basel.
Zu den Vorzügen Magnins gehört, dass er die Schweizer Liga bestens kennt. Seinen ersten Cheftrainerposten hatte er beim FC Zürich, wo er 2013 in der Juniorenausbildung eingestiegen war. Von Februar 2018 bis Oktober 2020 wirkte er beim FCZ, mit dem er 2018 und dem Triumph im Schweizer Cup seinen ersten und bisher einzigen Titel als Trainer gewann.
Nach einem Jahr Wartezeit übernahm er im Januar 2022 beim SCR Altach in der österreichischen Bundesliga, allerdings nur für 13 Spiele und die erfolgreiche Mission Klassenerhalt. Ein halbes Jahr später folgte er dem Ruf seines Jugendklubs in Lausanne, 14 Kilometer Luftlinie entfernt von seinem Elternhaus in Echallens.
Keineswegs von Nachteil dürfte sein, dass sich Magnin und FCB-Verwaltungsratspräsident David Degen gut kennen. Und ausserdem war Magnin eine Zeit lang Klient in der Agentur SBE von Degen-Bruder Philipp. Als Nationalspieler standen David Degen und Ludovic Magnin (insgesamt 62 Einsätze) von 2006 bis 2007 exakt 303 Minuten gemeinsam in sechs Test-Länderspielen auf dem Feld. Später liefen sie sich noch dreimal auf einem Super-League-Feld über den Weg: Magnin im Dress des FCZ, Degen in dem der Young Boys.
Magnin weiss also, was in der Person von David Degen auf ihn zukommt. Beide gelten als impulsiv, diskussionsfreudig und wenig konfliktscheu. Und Magnin kann die Grösse und Bedeutung des FCB am Fussballstandort Basel genau einschätzen. Nebst ein paar Ausfälligkeiten, die er sich als Trainer geleistet hat, gegen Schiedsrichter und andere Beteiligte, so ist er genauso im Bewusstsein mit schalkhaftem Charme und präzisen Analysen im Anschluss an die Spiele.
Als defensiver Spieler, eingesetzt in Abwehr und Mittelfeld, lancierte Magnin als 18-Jähriger seine Profikarriere 1997 mit dem Wechsel von Lausanne-Sport nach Yverdon. Anschliessend spielte er anderthalb Jahre für den FC Lugano, ehe er im Januar 2002 den grossen Schritt in die Bundesliga zu Werder Bremen machen konnte. Zum Double 2004 konnte er aus Verletzungsgründen nicht viel beitragen, dafür drei Jahre später als Stammspieler zur Deutschen Meisterschaft des VfB Stuttgart, bei dem damals auch Marco Streller unter Vertrag war.
In der Blüte seiner Laufbahn und seines Bekanntheitsgrades machte in der Öffentlichkeit bald einmal der Vergleich mit der Comic-Figur Tintin (Tim und Struppi) die Runde. Eine frappierende Ähnlichkeit, die nicht von der Hand zu weisen ist.
Ein halbes Jahr vor Vertragsende im Schwabenland kehrte Magnin im Januar 2010 in die Schweiz zum FC Zürich zurück, wo er 2012 sein Karriereende im Alter von 33 Jahren bekannt gab, weil der Körper nicht mehr mitmachen wollte. Seinen studierten Beruf als Primarlehrer wollte der Vater dreier Kinder anschliessend aber nicht aufnehmen – und jetzt ist er im Anflug auf Basel.
Und was passiert mit Fabio Celestini? Man kann nur spekulieren, dass es mit der Auflösung seines eigentlich bis 2026 laufenden Vertrages komplizierter ist, als man beim FCB angenommen hatte. Das Tischtuch zwischen dem Trainer, der aus den Rotblauen als abgeschlagene Tabellenletzte innert anderthalb Jahren einen Double-Gewinner geformt hat, war zerschnitten – spätestens seit der Länderspielpause im März, als ruchbar wurde, dass der FCB sich nach anderen Trainern umschaut.
Bestens unterrichtete Kreise berichten, dass seinerzeit Urs Fischer und sein Co-Trainer Markus Hoffmann es ablehnten, umgehend zu übernehmen. Mit dem Auswärtssieg in Winterthur am 30. März brach Celestini nichtsdestotrotz mit dem FCB anschliessend zu einem unaufhaltsamen Endspurt auf. (bzbasel.ch)
Und Magnins Temperament gekoppelt mit dem getriebenen Degen an der Spitze? Wäre sicherlich eine brisante Angelegenheit.