Man soll gehen, wenn es am schönsten ist. So lautet ein bekanntes Sprichwort. Doch wann ist es am schönsten? Wenn man als Fussballtrainer das doch eher unerwartete Double geholt hat? Oder doch erst, wenn man den letzten Tolggen im Reinheft behoben und als Trainer in der Champions League an der Seitenlinie gestanden hat?
Diese Frage wird sich Fabio Celestini in den letzten Tagen und Wochen öfters gestellt haben. Der Trainer des FCB ist nun dabei offenbar zum Schluss gekommen, dass eine Eventualität nicht reicht. Schliesslich hat der FCB die Königsklasse noch nicht auf sicher, er muss erst noch die Playoff-Runde überstehen. Lieber hält Celestini daran fest, was ihm keiner mehr nehmen kann: die beiden Titel.
Vor allem diesen Schweizer Meistertitel, der Celestini davor in seinem Palmarès gefehlt und nachdem er sich so gesehnt hatte. Nach der Erfüllung dieses Traums und vor dem Schritt zum nächsten Ziel – einem Job im Ausland – hat sich der Double-Coach entschieden, zu gehen. Es stehen ihm alle Wege offen. Ein solches Ende hat er sich in seiner Zeit in Basel verdient.
Vielleicht ist auch schlicht zu viel passiert in den letzten Monaten, sodass der 49-Jährige weiss, dass es keine Garantie dafür gegeben hätte, dass er zum Start der Gruppenphase der Königsklasse noch in seinem Amt weilt. Er ahnte wohl auch: Am Ende und wie im Fall all seiner Vorgänger in der Ära Degen wäre nicht er es gewesen, der entschieden hätte über bleiben oder gehen.
Zu oft wackelte sein Trainer-Stuhl – zunächst im Herbst und sogar als Tabellenerster im März. Der Trainer äusserte damals sein Unverständnis – verständlicherweise. Das Hin und Her um seine Person hat ihn sichtbar mitgenommen. Wer mag es ihm verübeln.
Die Verantwortlichen im Klub hatten jüngst zwar betont, dass man seinen Erfolgscoach unbedingt halten wolle. Dies, nachdem man im Frühjahr bereits den Markt nach Nachfolgern sondiert hat.
Aus Sicht von Celestini ist sein Abgang nachvollziehbar. Er geht mit dem maximalen Erfolg, der in der Schweiz möglich ist. Er hat sich mit dem Double-Sieg in die Geschichtsbücher des FCB geschrieben. Nur fünf Basler Trainern gelang das vor ihm. Und er geht als einer, der von den Fans gefeiert wird, weil er ihren geliebten FCB am Boden übernahm, vor dem Abstieg rettete und wieder zur Nummer 1 der Schweiz machte. Das wird man ihm in Basel nie vergessen. Xherdan Shaqiri bezeichnete Celestini nach dem Cupfinal gar als Legende. Ehre, wem Ehre gebührt.
Aus Sicht des FCB ist der Abgang jedoch ein herber Schlag. Vehement betonten die Verantwortlichen zuletzt, dass es ihr absoluter Wunsch sei, mit dem Romand weiterzumachen. Zu spät jedoch. Ihr Zögern, oder besser: Ihre Nichtbekenntnisse und die Suche nach Nachfolgern hat im feinfühligen Celestini wohl etwas kaputt gemacht. Er, der Zeit seiner Karriere fehlende Wertschätzung beklagte, muss den vollen Rückhalt spüren.
Vielleicht wollte die FCB-Führung den Trainer auch im Wissen halten, was sein Abgang für eine Kettenreaktion auslösen würde. Denn das Adieu Celestinis dürfte gleichbedeutend sein mit dem Abschied eines Grossteils des Staffs.
Jenes Staffs, den die Spieler – aber auch Sportchef Stucki – als einen der Schlüssel zum Erfolg herausgestrichen hatten. Weil in diesem Staff absolute Fachmänner am Werk sind, die zuvor in den besten Ligen und mit den besten Spielern dieser Welt zusammengearbeitet haben.
Die meisten davon – Carlos Menéndez, Luigi Nocentini, José Blesa – hat Celestini nach Basel gelockt. Weil Celestini ausserhalb der Schweiz schon vor seinem Double-Gewinn einen grossen Namen hatte, weltweite Fussball-Kontakte sowieso.
Davide Callà, die einzige Konstante, hat am Montag sein neues Abenteuer bei der Schweizer Fussballnationalmannschaft in Angriff genommen. Die einzige Konstante der letzten drei Jahre ist ebenfalls weggebrochen.
Es gilt für den FC Basel nun, auf der Flughöhe eines Double-Coaches mit ausgezeichnetem Staff einen Ersatz zu finden. Selbstredend haben die Verantwortlichen auch nach ihren Frühjahrsbekenntnissen zu Celestini weiter den Markt sondiert. Alles andere wäre unprofessionell gewesen. Und doch konnten sie nicht agieren, bis Celestinis finales Votum bekannt war. Eine undankbare Ausgangslage.
In dieser Gemengelage ist es eine heikle Aufgabe – aber auch eine neuerliche Chance – für Sportchef Stucki, sein Profil weiter zu schärfen. Und für den FC Basel, sich neu aufzustellen. Vor dem Vorbereitungsstart, mit genug Vorlaufzeit und für einmal und ohne dass man seinen Trainer davor hätte entlassen müssen. (aargauerzeitung.ch)
Das sagt man zurecht Tüschss Basel.