Heute gab es einen kleinen Vorgeschmack darauf, was die Leser der «Schweiz am Sonntag» demnächst erwartet. Im Restaurant Sonnenberg in Zürich präsentierte Autor Thomas Renggli seine Biographie «Sepp Blatter: Mission und Passion Fussball». Darin finden sich Blatter-Perlen wie diese hier: «Wäre Frau Merkel eine Spielerin, ich würde sie im zentralen Mittelfeld einsetzen. Dort kämen ihre Leidenschaft und ihr Durchsetzungsvermögen am besten zur Geltung.»
Wer befürchtet hat, nach seinem unrühmlichen Abgang bei der FIFA nichts mehr von Blatter zu hören, kann aufatmen. Ab dem kommenden Wochenende schreibt der 80-Jährige regelmässig eine Kolumne für die «Schweiz am Sonntag». Das Thema müsse nicht immer Fussball sein, droht Chefredaktor Patrik Müller. Blatters Kolumnen könnten «sich auch im weiteren Sinn um Sport oder Sportpolitik drehen».
Um ihm den Einstieg zu erleichtern – immerhin war er 40 Jahre lang bei der FIFA –, haben wir ein paar nicht ganz ernst gemeinte Themenideen zusammengestellt: 10 Kolumnen, die wir uns von Blatter wünschen.
Was Leichtes zum Einstieg: Wie wäre es mit einem fluffigen Text über das Tanzen? Jeden Morgen stellt er um sechs Uhr das Radio an, hört lautstark Popmusik und schwoft durch seine Wohnung in Zürich. Nur an diesem blöden 27. Mai 2015 verging ihm die Lust, als gleich sieben FIFA-Funktionäre festgenommen wurden, wegen Bestechung, Geldwäsche und Steuerhinterziehung. «Der Präsident tanzt nicht in seinem Büro», sagte Blatters Mediendirektor damals. Was für ein schrecklicher Tag!
FIFA-Präsident Blatter galt immer als grosser Freund des Frauenfussballs. Nur die Sportbekleidung der kickenden Damen müsse «femininer» gestaltet werden, verlangte er 2004. Also Hotpants und bauchfreie Trikots statt Schlabberlook. So sei Beachvolleyball schliesslich auch beliebter geworden. Mit einem Listicle zum Thema könnte Blatter weitere bahnbrechende Ideen zur Förderung des Sports einbringen.
Kommen wir zu ernsteren Themen: Blatter soll ja schliesslich auch irgendwas über Sportpolitik schreiben. Wie wäre es mit dem Thema Menschenrechte? Da bietet sich doch ein Interview mit dem «Kaiser» an: Franz Beckenbauer erklärt exklusiv, warum er in Katar nie einen Sklaven gesehen hat.
Auch in der Wirtschaft kennt Blatter sich aus: Einen Ratgeber über Good Governance, gute Unternehmensführung also, schreibt er vor dem Frühstück. Die Überschrift: «So lassen Sie die Machenschaften ihrer korrupten Organisation wie einen Dienst an der Menschheit aussehen».
Gut anschliessen würde sich ein Leitfaden darüber, wie man sich trotz blöder Geschichten über Korruption und Bestechung, die auch noch von Gerichten als wahr bezeichnet werden, an der Macht hält. Jeder Manager kann vom grössten Pattex-Chef der Sportgeschichte lernen.
Nun mal wieder was Schönes, für die Seele: ein Erlebnisbericht über Familie. «Ich bezeichne mich selbst ein wenig als den Paten des Verbands», hat Blatter mal gesagt. Passend dazu beruhen die US-Ermittlungen gegen die FIFA-Funktionäre auf einem Anti-Mafia-Gesetz. Blatter könnte hier also schön erklären, warum Geld und Macht immer in der Fussballfamilie bleiben müssen und jeder Einfluss von aussen nur schaden kann.
Umgang mit der Macht von Machiavelli bis Merkel: Blatter nennt die deutsche Kanzlerin den «grössten Fan unter den Politikschwergewichten». In Sachen Machterhalt trotz wachsender Unbeliebtheit könnte er allen Politiker noch viel beibringen.
Blatter lässt sich darüber aus, wie es sein kann, dass er trotz aller Verdienste um den Frieden in der Welt immer noch kein Preisträger ist. Schliesslich hat ihn auch Vorzeigedemokrat Wladimir Putin schon für die Ehrung vorgeschlagen. Aber das Komitee in Oslo hat einfach keine Ahnung!
Was treibt die US-Justizministerin? Warum jagt sie unbescholtene Funktionäre, die nur das Beste für den Sport und ihr eigenes Bankkonto wollten? Blatter könnte endlich erklären, dass NBA-Fan Lynch einfach nur den Fussball schwächen wollte, um Basketball zur Sportart Nummer 1 auf der Welt zu machen.
Blatter wäre auch ein Superautor für eine Glosse über Religion – und darüber, wie überschätzt Christentum, Islam und Buddhismus eigentlich sind. «Wir haben festgestellt, dass der Fussball mehr Anhänger hat als die katholische Kirche», sagte er mal nach einer Privataudienz beim Papst. Vielleicht sollte die FIFA langsam damit beginnen, Taufen und Hochzeiten anzubieten.