Säuberlich haben die Anwälte der US-Grosskanzlei die Zahlen aufgelistet: «FWC 2014 Bonus: CHF 12 000 000», steht da neben Sepp Blatters Name. Allein der Fifa Weltcup in Brasilien hätte dem ehemaligen Präsidenten einen Millionenbetrag gesichert. Den Bonus hat Blatter aber nie erhalten.
Quellen, die mit den internen Ermittlungen vertraut sind, bestätigen, dass der Geldhahn zugedreht wurde. Das Entschädigungskomitee unter der Leitung des damaligen Audit-Chefs Domenico Scala strich Blatter die WM-Gelder. Gemäss «Handelszeitung» behielt die FIFA auch Zahlungen für 2015 ein.
Es ist die neuste Wendung in einem alten Skandal, der am Freitag eine andere Dimension erreicht hat. Die FIFA selbst legte den Vorgang offen: Das Funktionärstrio Sepp Blatter, Jérôme Valcke (Generalsekretär) und Markus Kattner (Finanzchef) soll sich in fünf Jahren 80 Millionen Dollar zugeschoben haben.
«Sepplwirtschaft», titelte die «Süddeutsche Zeitung», «ein spektakuläres Ausmass an Gier», nennt es der britische «Guardian». Laut FIFA könnten zumindest manche der Kontrakte gegen Schweizer Recht verstossen. Am Donnerstag hatte die Bundesanwaltschaft erneut die FIFA-Hauptzentrale durchsucht.
Sepp Blatter hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäussert. In seiner Kolumne schreibt er mit Bezug auf die jüngsten Schlagzeilen, es gebe einiges klarzustellen. Auf Anfrage will er sich nicht näher äussern, sagt aber: «Es ist alles sauber und fair gewesen – wie schon mein Anwalt Richard Cullen klarstellte.»
Dass die FIFA die Boni gerade jetzt offenlegt, ist kein Zufall. Vor den Enthüllungen geriet der amtierende FIFA-Präsident immer stärker unter Druck. Der Walliser Gianni Infantino soll veranlasst haben, Ton-Aufnahmen einer Sitzung zu löschen. Darin ging es angeblich um die geplante Absetzung des Chefaufsehers Scala.
Das offizielle Protokoll sollte unter Infantinos Leitung entstehen. Damit macht sich der amtierende Präsident angreifbar. Laut Governance-Reglement muss der Generalsekretär das Protokoll erstellen. Das soll die Gewaltentrennung sichern.
Der neue Präsident hat schon viel Kredit verspielt. Das liegt auch an seinem Salär. Den ihm zugedachten Lohn von zwei Millionen Franken hat er angeblich als «Beleidigung» bezeichnet und den Vertrag vorläufig nicht akzeptiert.
Aus FIFA-Kreisen ist zudem zu hören, dass Infantino hohe Spesen verursacht. Bei seinem Besuch in Moskau habe das Hotelzimmer 4000 Franken pro Nacht gekostet. Über die Ausgaben für Flüge soll es intern ebenfalls zu Auseinandersetzungen gekommen sein. Der alte Präsident hat den neuen aus den Schlagzeilen geholt, aber wohl nur für kurze Zeit.