Eigentlich gäbe der Weltfrauentag Anlass dazu, sich auf die kommende Fussball-Europameisterschaft in der Schweiz zu freuen. Im Sommer 2025 messen sich die besten Spielerinnen Europas in den Schweizer Stadien. Das Turnier soll nichts weniger werden als ein grosses Fussballfest, das den Frauenfussball auch nachhaltig prägen soll.
Heute Freitag wird deshalb das Turnier im Berner Rathaus mit einem Kick-off-Event eingeläutet. Doch die Vorfreude auf das Turnier wird derzeit getrübt. Der Bundesrat will das Turnier nur mit 4 Millionen Franken unterstützen. Am nächsten Donnerstag behandelt der Ständerat eine Motion, die 15 Millionen Franken für das Turnier fordert.
Nun bekommt dieses Vorhaben prominente Unterstützung. Sarah Akanji, ehemalige Zürcher Kantonsrätin und Schwester von Nationalspieler Manuel Akanji, lanciert gemeinsam mit Laura Rivas Kaufmann und der «Schweizerischen Bürger*innenbewegung Campax» eine Petition für eine grössere Unterstützung der Europameisterschaft der Frauen.
Akanji und Rivas setzen sich seit Jahren für die Entwicklung des Frauenfussballs ein. Akanji hat das Frauenteam des FC Winterthur gegründet, dort lange gespielt und ist inzwischen als Assiszentrainerin tätig. Rivas arbeitete bei den Frauen des FC Zürich und betätigt sich als Fotografin und Fanforscherin im Fussball der Frauen.
Dass der Frauenfussball weniger gefördert werde als der Männerfussball, haben beide bereits seit Jahren selber erfahren. «Wir sind es uns gewohnt, für unsere Anliegen kämpfen zu müssen», sagt Akanji. «Dass wir im Fussball kürzer kommen als die Männer, ist nichts Neues. Aber in diesem Fall ist es viel zu kurz. Schon 15 Millionen Franken wären für einen solchen Grossanlass nicht viel Geld.» Zum Vergleich: Für die Männer-Euro 2008 in der Schweiz und in Österreich gab es vom Bund 80 Millionen Franken. Nun soll es für die Frauen-Euro 20-mal weniger geben.
Für Kaufmann war diese Neuigkeit ein Schock. Sie meldete sich daraufhin bei Akanji, beide kennen sich seit Jahren vom Fussballplatz und vom Frauenfussball-Podcast «Steilpass», den Akanji moderiert. «Ich wusste, dass wir uns nicht einfach auf die Politik verlassen können. Stattdessen wollen wir nun zeigen, wie gross das Bedürfnis in der Gesellschaft wirklich ist», sagt Rivas. Bis zu 41'000 Unterschriften wünschen sich Akanji und Rivas. «Es wäre schön, wenn pro lizenzierter Fussballerin eine Unterschrift kommen würde. Entweder unterschreibt die Spielerin selber oder jemand aus dem Umfeld.»
Durch die Petition soll der Druck auf das Parlament erhöht werden. Denn der Entscheid des Bundes habe eine grosse Signalwirkung, finden die Petitionärinnen. Rivas fragt: «Wenn nicht mal der Bund bereit ist zu investieren, wie soll man dann den Verbänden und Vereinen vermitteln, wie wichtig Frauensport ist?»
Eigentlich sind die Ziele für das Heimturnier gross. Durch die EM 2025 möchte der Schweizerische Fussballverband mehr Mädchen zum Fussball bringen. Das erklärte Ziel ist es, in vier Jahren die Zahl der lizenzierten Fussballerinnen von heute 41'000 auf über 80'000 zu verdoppeln. Dafür müsse aber etwas getan werden, sagt Akanji. «Es braucht Ressourcen, damit die Begeisterung für den Frauenfussballs weiter wachsen kann.» Die Petition versteht sie auch als Weckruf an die Verbände und die Vereine, noch mehr in den Frauenfussball zu investieren.
Akanji verweist in ihren Ausführungen auch auf das gestiegene Zuschauerinteresse in anderen Ländern. Nach der EM 2022 in England steigerte sich die Zuschauerzahl in der englischen Women's Super League um 172 Prozent, in der deutschen Bundesliga sogar um 231 Prozent. «Ein ähnliches Zuschauerwachstum kann man in der Schweiz auch nach der Heim-EM erwarten – wenn man das Turnier richtig austrägt.»
Gross sind auch die Ziele bezüglich des Ticketverkaufs für das Turnier. 750'000 Tickets sollen abgesetzt und damit alle Stadien gefüllt werden. Rivas warnt aber: «Dafür braucht es Aktivitäten. Sonst kann es sein, dass gerade bei den kleineren Spielen die Stadien halb leer bleiben.» Von «einer vergebenen Chance» spricht in diesem Zusammenhang Akanji.
Das Turnier sollte nämlich nachhaltig einen Einfluss auf den Frauenfussball in der Schweiz haben: «Ich wünsche mir, dass Sportlerinnen mehr Anerkennung und Ressourcen bekommen. Es soll eine Begeisterung aufkommen, die mehr Mädchen motiviert, Fussball zu spielen.»
Tatsächlich will der SFV einen Drittel der gewünschten 15 Millionen Franken vom Bund in sogenannten Legacy-Projekte verwenden, die den Frauenfussball über das Turnier hinaus fördern sollen. Doch auch hinter diesen Bemühungen steht derzeit ein grosses Fragezeichen.
Nun gibt es sogar die Angst, dass die Heim-Euro zu einem Desaster werden könnte. «Ein so grosses Turnier wie die Europameisterschaft ist kein Selbstläufer», sagt Rivas. «Wenn man nicht bereit ist zu investieren, kann es sein, dass die Schweiz die hohen Erwartungen aus dem Ausland nicht erfüllen kann.» Und so droht der Schweiz statt eines Fussballfests ein Turnier, von dem später wenig übrig bleibt.
Alleine die Stadt Zürich bezahlt (ohne Sicherheitskosten, die kommen noch zusätzlich) 18.5 Mio Franken für 4 Spiele. Darin ist alles enthalten. Von Stadionmiete bis Verkehrskonzet und lokale Mitarbeiter im OK. Die UEFA und das Turnier kann nur noch kommen und abschöpfen.
Sehe nicht ein, warum die UEFA hunderte Millionen abschöpft und wir bezahlen. Wenn dann noch geweint wird, es sei zu wenig, dann werde ich sauer.
Aber für die sonst schon sehr verwöhnten Fussballerinnen soll man zusätzliche Millionen ausgeben und den fragwürdigen unökologischen Gigantismus der UEFA und FIFA fördern? Es ist völlig absurd, wie die Vermarktung vom Frauenfussball für Gleichberechtigungspolitik missbraucht wird. Am Schluss profitiert nur die UEFA davon. Wenn die einen Riesenevent wollen, sollen sie es selber finanzieren.