Er ist heute Teil der Sportkommission des FC Basel und Klub-Ambassador.
«Die erste Halbzeit im Rückspiel in London war sehr gut. Dort haben wir super gespielt und gingen gar mit einer 1:0-Führung in die Pause. Nach dem 1:2 im Hinspiel stand es jetzt unentschieden. Ich weiss noch genau, wie euphorisch wir waren, weil wir dachten, dass wir in den Final einziehen könnten. Wir waren mit einem kleinen Zeh ja bereits im Endspiel! Das war unfassbar, wie die ganze Kampagne unfassbar war. Wir haben auf dem Weg sehr gute Gegner ausgeschaltet und beispielsweise im Hinspiel gegen Tottenham etwas vom besten gespielt, was ein FCB je gespielt hat. Zumindest in der Zeit, in der ich auch noch auf dem Feld stand. Tottenham verstand die Welt nicht mehr, weil wir so stark waren.
Aber dann kam diese zweite Halbzeit gegen Chelsea, in der sie innerhalb von neun Minuten drei Tore erzielten. Gleich danach hat Murat Yakin drei Mal gewechselt, auch ich musste raus. Es ging gleich darum, Spieler zu schonen, weil am Wochenende ein wichtiges Spiel in der Liga anstand. Wir haben dieses Ausscheiden dann schnell abgehakt. Uns war damals allen bewusst: Das war kein Müssen, sondern nur ein Dürfen. Es war alles eine Zugabe.»
Er führt heute eine Spielerberater-Agentur.
«Ich erinnere mich natürlich sofort an das Hinspiel im Joggeli und die Blutgrätsche von David Luiz. Kurz vor Schluss trifft er mich mit der Sohle voraus halbhoch am Schienbein. Er hat sich nach dem Spiel dafür bei mir entschuldigt, mehrmals sogar. Aber es war eigentlich eine klare rote Karte.
Stattdessen schiesst dann ausgerechnet er mit einem Freistoss in der Nachspielzeit das 2:1 für Chelsea. Schade, dabei hatten wir unsere Chancen auf das Endspiel. Auch im Rückspiel, als wir an der Stamford Bridge zur Halbzeit 1:0 vorne lagen. Ich konnte in London nicht spielen, was nicht an David Luiz lag, sondern an meinem Knie, das ich mir im Abschlusstraining verdreht hatte.
Auf so einen Moment hatte Basel lange gewartet, und jetzt ist er wieder da: Gegen die Fiorentina den Final eines europäischen Wettbewerbs zu erreichen, wäre so toll. Einmal muss der Fussballgott einfach Schweizer sein.
Mit wem ich damals gegen Chelsea das Trikot getauscht habe? Ich weiss es nicht mehr, es liegen so viele Trikots daheim im Schrank. 200 dürften es sein, und zwei davon sind von Zinédine Zidane.»
Er ist heute Sportdirektor bei Chicago Fire und auch mitverantwortlich für den FC Lugano.
«Ich muss ehrlich gestehen, dass ich spontan nicht einmal mehr die Resultate weiss. Lebendiger habe ich die grossartigen Spiele im Viertelfinal gegen Tottenham in Erinnerung. Ich weiss nur noch, dass wir gegen Chelsea eigentlich keine Chance hatten.
Woran ich mich entsinne, ist das Zusammentreffen in einer Loge mit Marina Granovskaia, der Direktorin von Chelsea und die rechte Hand von Klubbesitzer Roman Abramowitsch. Und wie sie ungläubig staunte, als Bernhard Heusler ihr erzählte, mit welchem Budget der FC Basel in diesen Halbfinal gekommen war.
Die Saison war damals weitgehend positiv, anstrengend mit den vielen englischen Wochen und Reisen, und irgendwann wurde es dann schwierig in der heimischen Meisterschaft. Aber mit einem 1:0 am letzten Spieltag daheim gegen St.Gallen haben wir mit drei Punkten Vorsprung vor GC den Titel erneut geholt.
Das Rückspiel gegen Fiorentina wird eine grosse Aufgabe für den FC Basel. Die Erwartungen sind nun gewaltig und es wird schwieriger als im Hinspiel werden.»
Er studiert Soziologie und ist TV-Experte.
«Nach Mo Salahs Führung in der Nachspielzeit der ersten Hälfte sind wir im Rückspiel in London völlig aufgeheizt in die Kabine. Ich kann mich noch genau an Marco Strellers Gesichtsausdruck erinnern. Er rief: ‹Jetzt packen wir das.› Und wir alle dachten, jetzt schlagen wir die und ziehen in den Final ein. Wir waren voller Selbstvertrauen. Vor allem die Spieler, die schon die Spiele gegen Manchester 2011 miterlebt hatten, hatten das Gefühl, dass dies wieder so ein Moment ist.
Wahrscheinlich sind wir etwas übermotiviert in die zweite Halbzeit, denn innert neun Minuten schoss Chelsea drei Tore. Das zweite Gegentor hat mich noch lange aufgeregt, weil es doppelt abgefälscht war und nachher Victor Moses abstaubte. Das habe ich immer wieder angeschaut und überlegt, was ich hätte besser machen können. Aber so wussten wir schon vor dem Abpfiff: Das war's. Nach dem dritten Gegentor haben wir nicht mehr an uns geglaubt. Auch nach Abpfiff konnten wir die Niederlage schnell einordnen, denn wir waren realistisch genug, dass Chelsea zu gut für uns war.»
Er ist heute Schweizer Nationaltrainer.
«Als wir 2013 zum Halbfinal angetreten sind, waren wir in der Meisterschaft noch mitten im Titelkampf und hatten den Cupfinal vor der Brust. Das soll keine Entschuldigung sein. Ich will damit lediglich zum Ausdruck bringen, dass wir sehr viele Herausforderungen zu meistern hatten. Trotzdem wollten wir den Europa-League-Final natürlich unbedingt erreichen. Aber das 1:2 zu Hause bedeutete eine grosse Hypothek. Ausserdem hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, Chelsea würde das Spiel auf die leichte Schulter nehmen.
Da wir aber in London zur Pause 1:0 führten, war der Glaube an die Sensation wieder voll da. Schliesslich haben diese Jungs Unglaubliches geleistet, Tottenham und St.Petersburg eliminiert. Wer das schafft, kann auch Chelsea bezwingen. Aber dann kam die grosse Qualität Chelseas zum Tragen. Innerhalb von neun Minuten kamen sie vom 0:1 zum 3:1. Das war's. Also wechselte ich Streller, Stocker und Salah aus, weil wir sie im Super-League-Endspurt noch brauchten.
Ich erinnere mich, wie David Luiz nach beiden Partien zu mir kam, um uns für unsere Leistung zu gratulieren. Sicher, diese Geste fällt einfacher, wenn man gewonnen und wie Luiz in beiden Spielen getroffen hat. Aber selbstverständlich ist diese Geste gleichwohl nicht.
Lieber als über die Vergangenheit spreche ich aber über die Gegenwart. Glauben Sie mir, es spielt mir überhaupt keine Rolle, wenn Heiko Vogel meinen Erfolg von 2013 übertrumpft. Im Gegenteil: Ich wünsche es mir für ihn, für die Spieler, für den Klub und für den gesamten Schweizer Fussball, dass der FCB den Final erreicht.
Sicher, die Ausgangslage ist offen. Vielleicht ist Fiorentina nach dem 1:2 im Hinspiel etwas geschockt, verunsichert. Aber darauf sollte man sich beim FC Basel nicht verlassen. Italienische Mannschaften sind in der Regel abgezockt. Deshalb muss Basel mit der gleichen Einstellung und Mentalität in das Rückspiel steigen und geduldig bleiben.
Ich werde nicht ins Stadion gehen, sondern das Spiel zu Hause am Fernseher schauen. Und mich hoffentlich über den Finaleinzug freuen. Denn diese FCB-Equipe hat zuletzt eine sehr gute Entwicklung gemacht. Dabei gilt mein Fokus vor allem auf den potenziellen Schweizer Nationalspielern.
Zeki Amdouni beispielsweise. Allein schon mit seiner bescheidenen, demütigen und fokussierten Art macht er mir sehr viel Freude. Auch auf dem Platz nimmt man bisweilen wenig Notiz von ihm, bis er explodiert und zuschlägt. Auch wie er sich durch Abwehrreihen schlängelt, imponiert mir. Er ist ein Stürmer mit einem sehr guten Gespür für die Situation.
Amdounis Effizienz vor dem Tor geht Dan Ndoye noch etwas ab. Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit seiner Entwicklung. Unter Trainer Heiko Vogel spielt er etwas weiter hinten. Das kommt ihm entgegen, weil er Raum für sein Spiel braucht. Und dieses Spiel basiert zu grossen Teilen auf seinem Speed, der phänomenal ist.
Bei Michael Lang gefällt mir die taktische Polyvalenz. Das ist eine Qualität, die heute extrem gefragt ist. Und so macht Lang sowohl in der Dreier- als auch in der Viererabwehr eine gute Figur. Das ist top und das habe ich Heiko Vogel im persönlichen Gespräch auch so mitgeteilt.
Und da sind auch noch Andi Zeqiri und Darian Males, die einen Schritt nach vorne gemacht haben und für die Nati ein Thema sind, wenn das Momentum auf ihrer Seite ist. Und da ist Fabian Frei, den ich vor bald zwei Jahren für viele überraschend wieder in die Nati aufgeboten habe und nach seinem Comeback im Auge behalten werde. Grundsätzlich ist es für mich als Nationaltrainer sehr erfreulich, dass viele junge Basler Spieler diese Europacup-Erfahrungen machen dürfen. Ich wünsche mir, dass dies auch in anderen Schweizer Vereinen noch mehr der Fall sein wird. Denn solche Spiele bringen diese jungen Spieler weiter.»
Er macht gerade in Bayern eine Ausbildung als Fachlehrer für Informatik, Sport und Werken.
«Im Hinspiel gegen Chelsea liess mich Murat Yakin, unter dem ich nicht mehr gesetzt war wie noch zuvor unter Thorsten Fink und Heiko Vogel, noch draussen. Letzterer ist ja jetzt wieder da, wie ich mitbekommen habe. Liebe Grüsse! Aber unter Yakin hatte ich als offensiv denkender Aussenverteidiger einen schweren Stand. Weil sich Philipp Degen verletzte, ersetzte ich ihn im Rückspiel des Halbfinals. Es waren damals Ausnahmespieler in unseren Reihen. Da bin ich, was die Karriere angeht, fast am schlechtesten weggekommen.
Zur Halbzeit hatten wir Oberwasser und sahen uns schon mit einem Auge im Final in Amsterdam. Das hat unser Team ausgezeichnet, dass wir auch gegen grosse Gegner davon ausgingen, zu gewinnen. Das war im Jahr zuvor gegen Manchester so, als ich im Rückspiel mit meinem Lattenschuss ans eigene Tor für Aufsehen sorgte. Das war sicher der grösste Glücksmoment meiner Karriere, der mir ja auch ein schönes Lied eingebracht hat, aber auf den ich aber auch gerne verzichtet hätte.
Aber dass wir in diesem Spiel und auch im Halbfinal gegen Chelsea mit einem solchen Selbstverständnis des Gewinnens aufliefen, war eigentlich Wahnsinn. Wir waren ja dennoch die Kleinen und auf der Gegenseite spielten nur Stars. Ich habe gerade erst vor wenigen Tagen mit dem Neffen meiner Frau in der Trikotkiste gestöbert. Juan Mata und Eden Hazard habe ich da gefunden – Highlights meiner Sammlung.
Näher an einem Europacup-Final als zur Halbzeit an der Stamford Bridge waren ich und der FC Basel nie mehr. Chelsea hat da ja dann auch den Titel gewonnen. Sie haben sich gegen Benfica zum Sieg gemauert, das weiss ich noch. Das war eine Frechheit. Aber wenn du überlegst, dass auch du da stehen könntest, schaust du mit einem weinenden Auge zu.»