In Bern brodelt es: YB-Fans halten Spielern eine Standpauke
Erstmals seit dem 20. März 2005 mussten sich die Berner Young Boys zuhause gegen den FC St.Gallen geschlagen geben. 36 Spiele lang war YB gegen die Ostschweizer ohne Niederlage, im Wankdorf hatte es noch nie verloren – bis zum gestrigen Sonntag, an dem FCSG-Captain Lukas Görtler in der 87. Minute für den 2:1-Sieg sorgte.
Für YB war es nach der 0:5-Klatsche vor der Länderspielpause in Lausanne die zweite Niederlage in Serie, womit es nach den beiden Siegen gegen Thun und in Bukarest schon wieder in einem Formtief angekommen ist. Bern kommt schlicht nicht auf Touren: Nach neun Spieltagen steht das Team von Trainer Giorgio Contini mit nur vier Siegen und 14 Punkten auf dem fünften Platz. Dementsprechend wird der Ärger in der Hauptstadt immer grösser.
Nach dem Spiel gegen den Lieblingsgegner bekamen die Spieler dies zu spüren. Allen voran Christian Fassnacht, der in der 16. Minute vom Elfmeterpunkt an St.Gallens Goalie Lawrence Ati Zigi gescheitert war, Captain Loris Benito und Rayan Raveloson. Diese erhielten von einem aufgebrachten YB-Fan nach dem Schlusspfiff eine Standpauke, der sie geduldig lauschten.
Benito erklärte danach im Interview mit dem SRF: «Man verspürt sehr viel Frust von den Fans, das ist normal und kann ich verstehen.» Die Anhänger bräuchten vielleicht auch mal ein Ventil, um diesen abzulassen. «Da habe ich kein Problem, hinzustehen», erklärt der 33-jährige Innenverteidiger, «bis zu einem gewissen Punkt gehört das in unserer Situation auch dazu. Es rumort und wird laut, das müssen wir durchstehen.» Von einer Krise will Benito aber nicht sprechen, jedoch sei es eine «schwierige Phase, in der es viel Ehrlichkeit und Selbstkritik braucht».
Der Captain sah aber auch Positives, da er gegenüber der Pleite in Lausanne viele Verbesserungen gesehen habe. Auch Trainer Giorgio Contini war nicht nur unzufrieden mit der Leistung gegen St.Gallen. Der 51-Jährige sprach von einer «unverdienten Niederlage», ärgerte sich aber sehr über den zweiten Gegentreffer: «Wenn man das 1:1 macht, muss man mindestens den Punkt über die Runden bringen. Da darf es nicht passieren, dass man unkonzentriert ist und noch das 1:2 kassiert.»
Der Ärger der Fans darüber war nicht nur aus der Berner Ostkurve zu spüren, sondern auch im Rest des Wankdorfs. Die Pfiffe könne er nachvollziehen, sagte Benito, schliesslich sei die Erwartungshaltung sowohl bei der Anhängerschaft als auch im Team eine höhere. «Diese hohen Erwartungen haben wir uns auch erarbeitet. Nun liegt es an uns, die Gunst der Fans wieder zurückzubekommen.»
Die nächste Chance dazu bietet sich bereits am Donnerstag, wenn YB wieder im Wankdorf antritt. Dann empfangen die Berner in der Europa League Ludogorez Razgrad.
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