Er erzielte den wichtigsten Treffer der vergangenen Champions-League-Saison. Den einzigen im Final gegen den FC Liverpool. Und auch beim Auftakt der Königsklasse in dieser Saison brachte Vinicius Junior Real Madrid in Führung. Dann lief der 22-jährige Brasilianer zur Eckfahne und feierte das Tor mit einem Tänzchen. Dafür wurde er nun kritisiert – und beleidigt.
In der Fernsehsendung «El Chiringuito» äusserte sich Pedro Bravo, Präsident der Vereinigung der spanischen Spielerberater, über die Tanzeinlagen von Vinicius: «Man muss den Gegner respektieren. Wenn du nach einem Tor Samba tanzen willst, solltest du an den Sambodromo in Brasilien gehen. Du musst deine Berufskollegen respektieren und aufhören, den Affen zu machen.»
Der Moderator der Sendung unterbrach Bravo sofort und machte ihm klar, dass solche Äusserungen keinen Platz hätten. In den sozialen Medien war der Aufschrei gross. Aufgrund seiner Aussagen sieht sich Bravo nun Rassismusvorwürfen gegenüber. Schnell wurde der Vergleich zu Antoine Griezmann gezogen. Der Franzose bejubelte seine Treffer oft mit Tänzen, die aus dem Videospiel «Fortnite» bekannt waren. Damit habe Bravo keine Probleme gehabt, aber nun kritisiere er Vinicius, obwohl er dasselbe tue wie Griezmann.
Stars wie Neymar sprangen ihrem Landsmann zur Seite. Der Offensivspieler von PSG schrieb schlicht: «Tanz, Vini!» Der Hashtag «BailaViniJr» wurde am Freitagabend auf Twitter über 100'000 Mal benutzt. Später fügte Neymar hinzu: «Beim nächsten Tor tanzen wir gemeinsam.»
Der brasilianische Mittelfeldspieler Bruno Guimaraes ging noch weiter. Er forderte, dass Bravo verhaftet werde. «Dieser Idiot muss da sofort raus! Es gibt keine Entschuldigung!» Wenn Bravo sich live im Fernsehen so äussere, könne man sich nur vorstellen, was er sagt, wenn keine Kameras dabei sind, führte der 24-Jährige weiter aus.
Und auch die brasilianische Fussballlegende Pelé sprach seine Unterstützung für Vinicius aus: «Fussball ist Freude. Es ist ein Tanz. Das ist eine echte Party.» Man werde den immer noch existierenden Rassismus weiterhin bekämpfen. Und zwar, «indem wir für unser Recht kämpfen, glücklich zu sein».
O futebol é alegria. É uma dança. É uma verdadeira festa. Apesar de que o racismo ainda exista, não permitiremos que isso nos impeça de continuar sorrindo. E nós continuaremos combatendo o racismo desta forma: lutando pelo nosso direito de sermos felizes. #BailaViniJr pic.twitter.com/yCJxJEAn4a
— Pelé (@Pele) September 16, 2022
Es ist nicht das erste Mal, dass Vinicius mit Rassismus zu kämpfen hat. Im März rief ihm ein Zuschauer beim Spiel gegen Mallorca zu, dass er «Bananen pflücken gehen» sollte. Beim Clasico gegen Barcelona im letzten Oktober wurde er ebenfalls beleidigt.
Jetzt bekam er auch vom grossen Rivalen der «Königlichen» Unterstützung. Barcelona-Trainer Xavi sagte in einer Pressekonferenz: «Jeder jubelt, wie er möchte. Wenn man ein Tor schiesst, ist das ein Moment der Ekstase.» Raphinha, der im Sommer von Leeds zu Barça wechselte, schrieb: «Ich will Tänze und Freude sehen.»
Vinicius selbst freute sich über den Beistand seiner Kollegen. Zu Neymars Angebot, das nächste Mal gemeinsam zu tanzen, schrieb er: «Immer, und wir werden nie aufhören!» Am Sonntag trifft Real Madrid auswärts auf Stadtrivale Atlético. Deren Captain Koke warnte den Brasilianer davor, im Wanda Metropolitano seinen Tanz aufzuführen. Es würde «Probleme geben». Doch der 30-Jährige fügte an: «Wenn er trifft und sich entscheidet, zu tanzen, dann ist es das, was er tun will.»
Das ist die Aussage? Also, ich weiss nicht, wie genau ‚den Affen machen‘ auf Spanisch konotiert ist aber auf Deutsch (sich zum Narren machen, sich lächerlich benehmen) ist in dieser Aussage absolut null Rassismus.