Marco Schällibaum hat sein Fahrrad gewendet und tritt jetzt kräftiger in die Pedale. Er will zu Alex Frei und Romain Villiger, dem Interimscheftrainer und seinem Assistenten, der eigentlich die U16 trainiert, aufschliessen. «Muss der FCB-Coach derzeit eigentlich immer einen Platten haben?», fragt Frei. Gelächter. Aber irgendwie ein symbolträchtiges Bild, das Frei da zeichnet: der FCB-Coach mit plattem Reifen, auf einem Gefährt, das irgendwie nicht in die Gänge kommen will.
Die Basler haben den Saisonstart so richtig verbockt: 1:2-Pleiten gegen St. Gallen und Paok Thessaloniki, Trainer-Entlassung, 1:1 gegen Aufsteiger Xamax. Man hoffte, dass mit Alex Frei alles besser würde. Das wurde es nicht. Ein Punktgewinn in Neuenburg kann den Ansprüchen des FC Basel kaum genügen. Zwar haben danach alle nach Kräften versucht, an diesem 1:1 ihren Optimismus zu stärken, aber das war so vorhersehbar wie durchschaubar. Denn die Verunsicherung drückte beim FCB aus allen Poren.
Das merkte man auch daran, dass Alex Frei kaum eine Sekunde verstreichen liess, um nach dem Spiel seine Mannschaft wieder daran zu erinnern, dass sie beim FCB spielen, beim designierten Meister, wenn es nach ihm und seinen Kollegen im Verwaltungsrat geht. Beim ehemaligen Serienmeister, der noch immer dieses Bild von sich hat, diesen Anspruch auch.
Darum auch die Champions League als Zielsetzung. Wir sind zwar ausnahmsweise nicht Meister geworden, aber wir können auch so Königsklasse, der langen und happigen Qualifikation zum Trotz – so das Selbstverständnis. Dazu braucht es am Mittwoch gegen Paok einen Sieg. Oder wie Alex Frei sagt: «Uns reicht ein Tor, wenn wir 1:0 gewinnen. Es wird schwierig, aber wir werden einen Plan haben.»
Schwierig wird es, weil die Griechen verteidigen können. Letzte Saison haben sie auswärts in 15 Liga-Spielen nur neun Gegentore kassiert. Natürlich erklärte Frei nicht, wie er diese Abwehr zu knacken gedenkt. Aber man darf davon ausgehen, dass der FCB ähnlich auftreten wird wie gegen Xamax. Denn Frei erwartet von der Anlage her ein ähnliches Spiel. «Sie werden nicht Angriffspressing spielen, sondern kontern.»
Zudem wird er um Beständigkeit bemüht sein. Er hat das Team nach Wickys Entlassung umgekrempelt, fünf Neue gebracht, ein neues System spielen lassen. Um das Team nach all dem nicht noch mehr zu verunsichern, wird er wohl am 4-4-2 festhalten, nur einzelne personelle Veränderungen vornehmen. So dürfte zum Beispiel Eder Balanta wieder ins Team rücken, der in Neuenburg aufgrund des Kunstrasens und der eben erst verheilten Verletzung geschont wurde.
In erster Linie aber wird er in den letzten Tagen versucht haben, das Selbstvertrauen der Spieler wiederherzurichten. Fokus aufs Positive. Und: «In einer solchen Phase, in der nichts zu laufen scheint, da musst du mehr machen, den inneren Schweinehund überwinden.»
Während Frei und seine Assistenten also zum Campus pedalen, legt Offensiv-Trainer Matias Delgado Bälle auf. Albian Ajeti, Aldo Kalulu und Afimico Pululu schiessen noch aufs Tor, als die ersten Teamkollegen wohl schon längst unter der Dusche stehen. Extra-Schichten für die Champions-League-Sterne. Denn der FCB braucht am Mittwoch nach dem 1:2 in Griechenland ja vor allem eines: ein Tor.
Und wenn er so verteidigt wie zuletzt, dann gleich mehrere. Sonst geht es nächste Woche statt gegen Spartak Moskau wohl gegen Vitesse Arnheim. Die Holländer spielten gegen Viitorul in Rumänien 2:2. Gewissheit hätten sie bei einem Ausscheiden erst am Donnerstag.