Es ist das Spiel, auf das ganz England gewartet hat: Leader Arsenal trifft auf den ärgsten Verfolger Manchester City. Nachdem die Gunners zwischenzeitlich acht Punkte Vorsprung auf die Citizens hatten, ist der Abstand auf fünf Punkte gesunken und City hat zudem noch zwei Spiele weniger. Die grosse Frage, die sich jetzt stellt: Geht dem Team von Mikel Arteta im Saisonendspurt die Luft aus?
Nur die wenigsten Experten hätten Arsenal vor der Saison zugetraut, im Rennen um die englische Meisterschaft mitzuspielen. Logischerweise profitieren die Nordlondoner auch von den schwachen Saisons von Chelsea und Liverpool, was allerdings die Leistung von Arteta und seinem Team keinesfalls schmälern soll.
Der Spanier übernahm im Dezember 2019 den Trainerposten bei Arsenal, nachdem er zuvor für dreieinhalb Jahre der Assistent von Pep Guardiola bei Manchester City gewesen war. Er formte seit seiner Übernahme aus einem kriselnden Giganten einen Titelkandidaten.
Dabei scheute Arteta auch nicht vor grossen Namen zurück. Der ehemalige Captain Pierre-Emerick Aubameyang wurde von ihm wegen mangelnder Disziplin suspendiert und schliesslich verkauft. Der einstige Arsenal-Profi hat eine klare Vorstellung, wie er Fussball spielen lassen will, und setzt dabei voll auf schnelles Umschaltspiel.
Zuletzt musste Arteta auf zwei seiner Schlüsselspieler verzichten: Innenverteidiger William Saliba und Nati-Captain Granit Xhaka. Beide werden wohl auch für das «Finale» um die Meisterschaft heute Abend ausfallen. Gerade der Verlust des französischen Innenverteidigers schmerzt die Gunners besonders.
Ohne ihn konnte der Tabellenführer die letzten drei Spiele nicht mehr gewinnen. In der letzten Partie gegen Schlusslicht Southampton zeigten sich die taktischen Defizite seines Ersatzmannes Rob Holding deutlich – bei den Gegentreffern machte er jeweils keine gute Figur. Auch der mögliche Ausfall von Xhaka als Motivator und Antreiber wiegt vor diesem wegweisenden Spiel schwer.
Doch wenn Arteta eines bewiesen hat, dann dass er in wichtigen Spielen die richtigen taktischen Anpassungen vornehmen kann. Eine Eigenschaft, welche sein Lehrmeister Pep Guardiola beherrscht wie kein Zweiter. Allerdings konnte der Arsenal-Coach auch ihn bereits mit seiner taktischen Finesse überraschen.
In der ersten Saison des Spaniers als Arsenal-Trainer wich Arteta ebenfalls wegen fehlendem Personal von seinem bevorzugten 4-3-3-System ab. Damals setzte er auf ein System mit einer Fünfer-Abwehrkette, womit er City im Halbfinal und Chelsea im Final des FA Cup übertölpeln konnte.
Der schnelle Bukayo Saka könnte dabei auf eine der Aussenverteidigerpositionen rücken und Gabriel Martinelli mit seinem brasilianischen Landsmann Gabriel Jesus im Sturm agieren. In der Defensive würde die fehlende Mobilität eines Rob Holding durch einen zusätzlichen Innenverteidiger kompensiert werden. Gut möglich also, dass Arteta wieder in die Trickkiste greift, um seinen Lehrmeister Guardiola zu überraschen. Denn der Spanier weiss, dass es in Spielen auf diesem Level auf «absolute Perfektion» ankommt.
Mikel Arteta insists Arsenal's trip to face Man City is not a Premier League title decider, but concedes his side now have to be perfect in order to stay top of the table... 👀 pic.twitter.com/9gAsCsK0Xj
— Sky Sports Premier League (@SkySportsPL) April 25, 2023
Auch in der Mannschaft von Manchester City zählt seit dieser Saison ein Nati-Spieler zu den Schlüsselspielern. Manuel Akanji wurde für seinen Wechsel im Sommer von Borussia Dortmund zum englischen Meister von vielen Experten belächelt. Doch seitdem setzte ihn Guardiola lediglich in einem Premier-League-Spiel nicht ein. Er ist aus der Defensive von Manchester City nicht mehr wegzudenken.
Der ehemalige Dortmunder ist ein Spielertyp genau nach dem Geschmack seines Trainers. Bei der Ankunft des Nati-Stars bezeichnete der Spanier seinen neuen Schützling als «ein Geschenk».
Akanji geniesst das Vertrauen seines Coaches, doch er weiss die Situation seines Klubs auch einzuschätzen. Der aus der Gemeinde Wiesendangen im Kanton Zürich stammende Innenverteidiger greift mit den Citizens nach 16 ungeschlagenen Pflichtspielen in Folge nach dem Triple. Er weiss allerdings auch, dass sich das Team nicht auf den vergangenen Leistungen ausruhen kann.
Im Vorfeld des Spiels gegen die Gunners sagte Akanji gegenüber dem SRF: «Arsenal wird alles geben, um im Titelrennen zu bleiben. Wir wollen den Rückstand auf sie verringern. So werden wir auch in das Spiel gehen.»
Akanji würde dabei «am liebsten alle drei Titel gewinnen». In der Meisterschaft spricht nach den schwachen Leistungen der Gunners in den vergangenen Wochen alles für den englischen Meister. Denn im Gegensatz zu Arsenal kam Manchester City in den letzten Wochen immer besser in Fahrt.
Da die Citizens bislang zwei Spiele weniger als Arsenal ausgetragen haben, würde ihnen auch ein Unentschieden reichen, um mit Siegen in den Nachholspielen an den Gunners vorbeizuziehen. Arteta sieht die Begegnung mit seinem Ex-Klub allerdings nicht als ein Endspiel um die Meisterschaft an: «Sollten wir gewinnen, heisst das noch nichts über den Titel oder unsere Saison. Es ist noch nichts entschieden.»
Für Arsenal bleiben noch sechs Spiele, um die erste Meisterschaft seit 2004 zu gewinnen. Doch die Gegner haben es in sich, nach dem Duell mit City kommt es zum London-Derby gegen Chelsea, dann geht es gegen das neureiche Newcastle und das Überraschungsteam Brighton. Zum Abschluss warten noch die Abstiegskandidaten Nottingham und Wolverhampton.
Manchester City hat noch acht Spiele, um in der Tabelle am 13-fachen englischen Meister vorbeizuziehen. Dabei trifft City nach dem Direktduell mit Arsenal mit West Ham, Leeds und Everton noch auf drei Teams aus dem Tabellenkeller. Mit Brighton treffen die Skyblues lediglich noch auf ein Team, welches aktuell unter zu den Top 8 der Liga gehört.